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Fußgängerbrücke Koloss schwebt über den Kanal

Für viele Genthiner war „Brücke gucken“ einen Tag lang Lieblingsbeschäftigung.

Von Mike Fleske 14.04.2016, 07:00

Genthin l Bei frühlingshaftem Wetter fanden sich die Zuschauer hinter dem Bootshaus ein, um den Fortgang der Aufbauarbeiten an der neuen Fußgängerbrücke zu beobachten.Ein nicht alltägliches Spektakel bot sich gestern vielen Besuchern am Elbe-Havel-Kanal. Ganz langsam wurde die neue Fußgängerbrücke über den Kanal geschoben.

Besonders rund um das Bootshaus fand ein reges Treiben statt. Bereits am Vormittag waren zahlreiche Schaulustige vor Ort. Fotos wurden geknipst, Filme aufgenommen. Auch das MDR-Fernsehen schaute auf einen Sprung vorbei und berichtete in seinen News-Sendungen über die Arbeiten am Kanal. Hinter dem Bootshaus hatten die Betreiber einen Getränkestand aufgebaut, auch Sitzgelegenheiten waren vorhanden.

„Das sieht man nicht so oft“, meinte ein Besucher. Während des Tages wurde kräftig gefachsimpelt: „Gleich heben sie den Ponton an und schieben die Brücke weiter über den Kanal“, vermutete jemand am Mittag. Aber ganz so schnell ging es nicht. Die Arbeiten hatten am frühen Morgen bei Vollsperrung des Kanals um sechs Uhr im tiefen Nebel begonnen. Für den sogenannten Einschub wurde der Brückenüberbau zunächst vom Montageplatz auf selbstfahrenden Schwerlastverschubwagen bis an das Ufer des Kanals verschoben. Von dort wurde er mit Hilfe von zwei Pontons über den Kanal gefahren.

Als sich die Brücke am frühen Nachmittag sichtbar bewegte, gab es anerkennendes Nicken bei den vielen Zuschauern, von denen sich einige auch am Stadtkulturhaus eingefunden hatten. Dort hat dieser Tage der Zirkus Aeros seine Zelte aufgeschlagen. Zwischendurch bestaunten auch dessen Mitglieder das Treiben am Kanal. Obwohl die Arbeiten nur langsam vorangingen, da der rund 500 Tonnen schwere Brückenüberbau nur vorsichtig bewegt werden und immer wieder justiert werden musste, war die Laune der Mitarbeiter der Baufirma bestens.

„Leute, der Bierwagen steht doch auf der anderen Seite“, frozzelten sie ihr Publikum auf der Festwiese an. Es war ein langer Arbeitstag für die Bauarbeiter, der bei Redaktionsschluss noch andauerte. Erst gegen Mitternacht sollte die 80 Meter lange Brücke in Querrichtung zwischen die neuen Widerlager manövriert und schließlich auf den neuen Widerlagern abgesetzt sein.

Durchaus zufrieden mit dem Verlauf der Einschubarbeiten war am Abend das Wasserstraßen-Neubauamt. Bis Donnerstagfrüh, so der Plan, sollte die Aktion beendet sein. Um 6 Uhr soll die Sperre für den Schifffahrtsverkehr aufgehoben werden. Von da an steht ihm auf dem Kanal eine durchgehende Durchfahrtshöhe von 5,25 Metern zur Verfügung. Die Baukosten belaufen sich auf rund zwei Millionen Euro.