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Elbe-Havel-Kanal Blick in Schleusenbaustelle wird frei

Der Schleusenbau bei Zerben geht in eine neue Phase: Die Baugrubenaussteifungen werden in den nächsten Wochen verschwinden.

Von Sigrun Tausche 18.04.2016, 10:00

Zerben l Es ist Donnerstag etwa 14 Uhr: Zahlreiche Zuschauer haben sich rings um die Schleusenkammer angesammelt. Nicht nur Schaulustige aus den umliegenden Orten, die von dieser Aktion erfahren hatten, sondern auch Mitarbeiter des Wasserstraßenneubauamts sowie der beauftragten Baufirmen wollten diesen Moment nicht verpassen. Das erste Stück der Stahlbetonversteifungen wird per Autokran herausgehoben und auf einen Tieflader gehievt, der es auf die andere Seite der Brücke auf den Materiallagerplatz bringt.

Bis zu 35 Tonnen wiegen die einzelnen Betonteile, die mit speziellen Seilsägen aus den Versteifungen herausgeschnitten werden, informierte das Wasserstraßenneubauamt. Und trotz dieser Größe ist es doch Millimeterarbeit, die Teile herauszubekommen – zumindest die jeweils ersten pro Versteifung. Das zeigte sich bereits beim zweiten Versuch.

Theoretisch könnte es schnell gehen: Der 300-Tonnen-Autokran steht an der richtigen Position, Ösen zum Anschlagen der Ketten sind bereits im Beton verankert, und das Betonteil, das eigentlich nur noch auf dem untergebauten Gerüst liegen sollte, müsste nur noch herausgehoben werden. Leicht schräg angesetzte Schnitte sollen das erleichtern.

Es ist aber nicht so leicht, derartige Massen frei am Kran hängend so millimetergenau zu bewegen, auch wenn der Kranfahrer viel Erfahrung hat. Es klemmte auf einer Seite, immer wieder. Erneutes Auskärchern der Fugen, um mögliche Betonreste herauszubekommen, dann sogar der Einsatz eines großen Bohrhammers, um die Fuge teilweise zu verbreitern, sollen helfen.

Irgendwann klappt es dann doch, aber es wird verständlich, was Thomas Herrmann, Projektleiter vom Wasserstraßenneubauamt, ankündigt: „Es wird etwa acht Wochen dauern, bis alle Versteifungen raus sind!“ Wer also zuschauen möchte, hat noch reichlich Gelegenheit.

Die Betonteile werden anschließend zerkleinert und gebrochen. Der Stahlanteil wird mit Magneten herausgeholt, und dann kann der Beton-Schotter für verschiedene Befestigungsmaßnahmen vor Ort verwendet werden.

Unter den Versteifungen ist fast im Verborgenen der Bau der eigentlichen Schleusenkammer schon recht weit fortgeschritten. Begonnen worden ist damit im März 2015, nachdem durch Einbau von Schlitzwänden und Betonsohle die Baustelle trockengelegt werden konnte.

In den Seitenwänden, die bis fast zur Höhe der Querversteifungen fertig sind, sind Reihen von Löchern zu erkennen, durch die beim Schleusen das Wasser einströmen wird. Im Oberhaupt sind die Einläufe für die seitlichen Kanäle, durch die das Wasser zu diesen Öffnungen fließen wird, zu sehen. Darüber befindet sich die Sohle für den oberen Schleusenbereich, wo schon der Schlag für das obere Schleusentor zu erkennen ist.

Hinterm Oberhaupt ist noch kein Aushub erfolgt, jedoch zeigen Spundwände bereits den künftigen Verlauf des Kanals, der dann parallel zur alten Schleusenkammer hierher zur neuen führen wird.

Derzeit wird im Bereich des Unterhaupts gebaut, also direkt vor der Schleusenbrücke. Hier wird später unter anderem das untere Schleusentor eingebaut werden.

Den Auftrag für den Schleusenbau hatte die Arbeitsgemeinschaft bestehend aus GP Ingenieurbau/Bauer Spezialtiefbau und GP Baugesellschaft am 12. Oktober 2012 erhalten. Die Ausgaben für das Vorhaben belaufen sich laut Informationen des Wasserstraßenneubauamts Magdeburg auf etwa 60 Millionen Euro.