1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Nepals zerrüttetes Schicksal

Katastrophenhilfe Nepals zerrüttetes Schicksal

Nach einem Jahr denkt der Burger Johannes Anger an die Zeit in Nepal zurück, als die Erde bebte.

Von Juliane Just 30.08.2016, 09:00

Burg l 13 Stunden flog er, legte 6500 Kilometer hinter sich, um aus Deutschland in eine Region zu fliegen, in der nichts mehr jemals wieder so werden wird, wie es einmal war. Vor einem Jahr bebte in Nepal die Erde so stark, wie noch nie zuvor. Mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala blieb kaum ein Gebäude in der Stadt Kathmandu, die es am schlimmsten traf, unversehrt. Gemeinsam mit Kameraden des Technischen Hilfswerks machte sich Johannes Anger damals auf den Weg in die Krisenregion.

„Ich habe den Einsatz auch ein Jahr später noch sehr präsent vor meinem inneren Auge“, sagt Anger. „Es ist ein komisches Gefühl.“ Als Laborant unterstützte er nach dem Beben in Nepal, auch als „Erdbeben am Himalaya“ bekannt, das THW-Team, das für die Trinkwasseraufbereitung zuständig war. In einem mobilen Labor überprüften die Einsatzkräfte kontinuierlich die Qualität des lebenswichtigen Trinkwassers.

Die Tage nach der Ankunft des Burgers waren geprägt von heftigen Nachbeben, die auf der Richterskala ebenfalls Werte bis zu 7,2 erreichten. Weitere Häuser stürzten ein, mindestens 23 Menschen kamen bei einem der heftigen Nachbeben ums Leben. „Man kann sich das kaum vorstellen. Die Erde bewegt sich unter den eigenen Füßen. Gebäude schwanken an der Spitze bis zu vier Metern hin und her“, erinnert er sich. Für einen Menschen aus Deutschland unvorstellbar, dass man sich nicht mehr auf den Beinen halten kann.

Inzwischen wurden in der Erdbebenregion in Nepal zahlreiche Projekte zur Trinkwasserversorgung ins Leben gerufen. „Das sind Projekte, die für viele Jahre viele Leben sichern können“, sagt Anger, der seit 2005 im Burger Ortsverband des THW ist. Doch nicht nur in Bezug auf das Trinkwasser und das schwere Beben, auch in vielen anderen Bereichen hätte das Land großen Nachholbedarf. Doch wie in vielen Ländern herrsche ein politischer Streit im Land, der die Umstände schwierig mache.

Mit der Region bleibt Anger wahrscheinlich noch lange Zeit verbunden. „Man interessiert sich weiter für das Schicksal der Menschen dort“, erzählt er. „Man hat das Leid und die Not gesehen, das vergisst man nicht so schnell.“ Trotz der vielen Eindrücke hätte er vor Ort vor allem die professionelle Zusammenarbeit als positiv empfunden. „Man muss eine gewisse Distanz wahren, auch wenn das schlimm klingt“, so der THWler. Eine zu starke emotionale Bindung könne auch den besten Helfer in der Zeit nach dem Einsatz im eigenen Heimatland zerfressen.

Der Technische Hilfswerker hat bereits Erfahrungen mit Einsätzen. Seit über zehn Jahren gehört Johannes Anger ehrenamtlich zum THW. Beim Hochwasser 2013 koordiniert er in Burg die THW-Einsatzkräfte der Region. Er qualifizierte sich für die Auslandstätigkeit an der THW-Bundesschule und half auch beim Team der Schnell-Einsatz-Einheit-Wasser-Ausland, kurz SEEWA, beim Einsatz 2010 in Haiti mit. Dort bebte ebenfalls die Erde.

Ein Jahr nach den bewegenden Eindrücken denkt Johannes Anger noch oft an die Zeit in Nepal. „Es hat mich geprägt und ich merke, dass ich oft von dem Einsatz erzähle“, sagt der Technische Hilfswerker. Einen weiteren Einsatz im Ausland könne er sich durchaus vorstellen. Mit Rücksicht auf die Familie und den Arbeitgeber würde er auf Beratungseinsätze gehen. Ob er nochmal in eine Erdbebenregion reisen würde? „Das Schwanken der Erde ist eine Erfahrung, die ich ungern noch einmal machen würde. Aber wenn der Einsatz wieder in eine Erdbebenregion geht, würde ich mich deshalb nicht dagegen entscheiden.“