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Reformator  Martin Luther als Gigant

Der Reformator Martin Luther stand in Parchau bei einer Veranstaltung des Heimatvereins im Mittelpunkt.

Von Steffen Reichel 13.02.2017, 10:00

Parchau l Pfarrer im Ruhestand Hartmut Gentzsch brachte mit persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen den Interessierten das Leben und Wirken des Reformators näher.

Hartmut Gentzsch nahm seine Zuhörer zuerst mit nach Mansfeld, wo Luthers Elternhaus steht, der für Gentzsch „ein Gigant“ ist, was sein späteres Wirken betrifft.

Dieses Haus sah Gentzsch als 12-Jähriger bewusst zum ersten Mal und war dann in den 1970er Jahren als junger Pfarrer mit Jugendlichen dort oft zu Gast. Im Haus wohnte damals eine Diakonisse: Schwester Berta. Gentzsch berichtete, dass sie in Mansfeld bis heute ein hohes Ansehen genießt: Schwester Berta war zwischen 1952 und 1977 dort Gemeindeschwester und erhielt 1998 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mansfeld. Auch wurde ihr zu Ehren ein Weg in Mansfeld benannt - der „Schwester-Berta-Weg“. Sie starb im gesegneten Alter von 104 Jahren.

Im Jahr 1885 war das Mansfelder Lutherhaus, das nur bis 1578 in Besitz der Familie Luther war, von einem Verein erworben worden, um darin eine Diakonissenwohnung einzurichten. Im Andenken an Luther – wie auch die letzte Diakonisse, Schwester Berta, ihr Wirken verstand.

Hartmut Gentzsch streifte in seinem Vortrag dann die Jahre der Ausbildung Luthers in Magdeburg und Erfurt, und nahm die Zuhörer mit nach Wittenberg, wo Martin Luther, inzwischen Mönch und Professor, sich gegen den von Albrecht von Brandenburg forcierten Ablasshandel stellte und am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen veröffentlichte.

Gentzsch brachte seinem Publikum dann den Bibel-Übersetzer Luther nahe, in dem er aus dem Neuen Testament (nach Luther) zitierte und andere Übersetzungen dagegen stellte, die nur schwer oder gar nicht verständlich sind. „Hier hat Luther etwas Geniales geleistet“, ist Gentzsch überzeugt.

Auch das Kapitel „Luther und die aufständischen Bauern“ sparte Gentzsch in seinem Vortrag nicht aus. Weder die Bauern, die Luther verurteilte, noch die Fürsten hätten sich nach der Bibel gerichtet, so der Pfarrer in Ruhestand. Die Luther-Zeit sei eine Zeit voller Widersprüche gewesen. „Ich möchte damals nicht gelebt haben“, bekannte Gentzsch.

Zum Abschluss lieferte Hartmut Gentzsch seinen Zuhörern noch die Erkenntnis, dass es nicht nur im Parchauer Gemeindesaal eine Luther-Figur gibt, sondern auch die Sanierung der Parchauer Kirche mit dem Namen Luther verbunden ist. „In meiner Mansfelder Zeit wohnten unter uns im Pfarrhaus eine Witwe Luther und ihre Tochter. An diese erinnerte ich mich in den 1980er Jahren, als wir große Aluminium-Platten zur Erneuerung der Zifferblätter der Parchauer Kirchturmuhr brauchten. Die Tochter arbeitete in einem Metallbetrieb, wo so etwas, mit Beziehungen, vielleicht zu bekommen war. Und es hat geklappt. Ich konnte mir acht große Platten mit Trabi und Hänger im Werk abholen, die dann weiter bearbeitet und eingesetzt wurden.“

Der Parchauer Natur- und Heimatverein will im Luther-Jahr 2017 noch zu ein bis zwei weiteren Nachmittagen einladen, an denen Martin Luther und sein Wirken im Mittelpunkt stehen sollen. Aber nicht nur im Parchau wird in diesem Jahr an Martin Luther erinnert.

Zu den Gästen am Sonnabend zählte unter anderen Gabriele von Reinersdorff aus Hohenseeden. Sie berichtete, dass es in Hohenseeden in diesem Jahr eine Ausstellung zu Martin Luther geben wird und auch einige thematische Veranstaltungen geplant sind.