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Handwerk Ritterschlag eröffnet Chancen

Die Handwerkskammer Magdeburg hat ihre Jungmeister geehrt. Unter ihnen sind 15 Frauen und Männer aus dem Jerichower Land.

Von Andreas Mangiras 13.03.2017, 07:00

Burg/Genthin/Magdeburg l Als Matthias Guse aus Gommern seinen Meisterbrief am Sonnabend im Magdeburger Maritim-Hotel in der Hand hält, fällt die letzte Anspannung ab. „Natürlich bin ich erleichtert, dass ich es geschafft habe“, sagt der 37-jährige zweifache Familienvater, stolz. Guse, gelernter Kfz-Mechaniker, hat auf Elektrotechniker umgesattelt. Er arbeitet für eine sächsische Windenergiefirma. „Ich will mich weiterentwickeln, will weiterkommen“, begründet er den Schritt zum Meister. Dafür hat er nicht nur viel Zeit investiert, sondern auch mehrere tausend Euro in die Hand genommen.

„Es hat sich gelohnt, trotz allen Stresses“, blickt er zurück. Ohne den Rückhalt seiner Frau und seiner Familie hätte all dies wohl auch nicht so funktioniert. Als er die Ausbildung begann, kam gerade das zweite Kind der Familie zur Welt. Guse ist zudem Feuerwehrmann in Gommern. „Ich möchte die Erfahrung nicht missen“, sagt er im Ernst, um die Augen ein verschmitztes Lächeln. „Ich würde es wieder tun“, schiebt er voller Überzeugung nach. Ein Tipp hat er dennoch parat: „Ich würde aber früher beginnen.“

Frischgebackener KfZ-Meister ist André Siebert (44 aus Parchen). Er wurde von seinem Betrieb, einem Burger Autohaus zum Meisterstudium delegiert. „Mein Betrieb legt großen Wert auf Qualifizierung.“ Siebert ist seit über 20 Jahren dort beschäftigt. Der Parchener war zehn Monate für das Meisterstudium freigestellt. „Ich gehörte fast zu den ältesten. Anfänglich ist mir das Lernen schwergefallen, doch dann konnte ich mithalten.“

Stefanie Knak (32), Friseur-meisterin aus Tucheim, betreibt in Burg ein Geschäft: „Ich bin selbständig und hatte eine Meisterin angestellt. Ich wollte aber unabhängig sein und habe deshalb ein Meisterstudium aufgenommen. Es war eine anstrengende Zeit, die ohne gutes Personal und verständnisvolle Kundschaft nicht zu schaffen gewesen wäre. Auch die Familie musste Verständnis haben. Der Meistertitel ist wichtig, um meinen Kunden auch weiterhin Erfahrung und Qualität zu bieten.“ Knak wird sich nicht auf dem Meistertitel ausruhen. Sie plant, mehrmals im Jahr in ihrem Salon Weiterbildungen mit einem Trainer anzubieten.

Florian Herrmann (22), Kfz-meister aus Genthin, konnte gleich nach Abschluss der Lehre ein Meisterstudium anschließen. „Der Meistertitel steht für meinen persönlichen Ehrgeiz und den Wunsch mich weiterzuentwickeln. Eine Arbeit habe ich in einem Brandenburger Autohaus gefunden.“

„Der Meisterbrief ist der Ritterschlag im Handwerk. Die Meisterqualifikation steht für nachhaltiges Unternehmertum, engagierte Ausbildung, hohe handwerkliche Güte und gelebten Verbraucherschutz in Deutschland und Europa. Der Meister ist unantastbar“, sagte Handwerkskammer-Präsident Hagen Mauer, auch in Hinblick auf die Bestrebungen der Europäischen Union, die Meisterpflicht abzuschaffen. Er forderte: „Wir müssen Stärken ausbauen statt zu nivellieren.“

Um Fachkräfte zu halten, sei gute Ausbildung der beste Weg, so Mauer. „Der Meister ist mit dem Bachelor vergleichbar.“ Er forderte die Jungmeister auf, Betriebe zu übernehmen. „Werden sie ihr eigener Chef. Sie werden es nicht bereuen.“

„Das Handwerk wird zurecht als ‚Wirtschaftsmacht von nebenan‘ bezeichnet und ist auch in Sachsen-Anhalt einer der größten und vielseitigsten Wirtschaftsbereiche, der wichtige Impulse für nachhaltiges Wachstum, gute Beschäftigung und regionale Wertschöpfung setzt“, erklärte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann (SPD). Den Jungmeistern wünschte er, dass sie ihre „Kenntnisse und Erfahrungen nunmehr erfolgreich einsetzen können – sei es als Führungskraft im Betrieb oder als selbständiger Unternehmer“.

Inzwischen hat das Land eine Meistergründungsprämie beschlossen. Wer in diese Ausbildung geht, kann dafür bis zu 10 000 Euro unentgeltlich erhalten. 2,6 Millionen Euro stehen dafür in den nächsten zwei Jahren im Land zur Verfügung. „Wenn mehr Geld nötig sein sollte, wird es zur Verfügung stehen“ betonte Willingmann. Um Firmen-Nachfolgen zu unterstützen, stellt das Land zudem 30 Millionen Euro bereit.

„Diese jungen Menschen sind die Zukunft des Handwerks und insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels wichtiger denn je“, betonte der Präsident des Städte- und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt, Lutz Trümper, als Gastredner. „Ich möchte sie dazu ermutigen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die künftigen Generationen weiterzugeben und auch andere für das Handwerk zu faszinieren.“