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Die große Liebe vom Sportplatz 65. Hochzeitstag: Wie diese Ehe die Zeit übersteht

Eine Liebe wie aus dem Bilderbuch: Horst und Jutta Rettschlag feiern ihre Eiserne Hochzeit. Die Urgesteine aus Prödel erzählen, was eine Ehe über Jahrzehnte trägt.

Von Thomas Schäfer 06.07.2025, 06:15
Horst und Jutta Rettschlag haben vor 65 Jahren geheiratet und haben nun ihre Eiserne Hochzeit gefeiert.
Horst und Jutta Rettschlag haben vor 65 Jahren geheiratet und haben nun ihre Eiserne Hochzeit gefeiert. Foto: Thomas Schäfer

Prödel - Ein besonderes Jubiläum durften Horst (87) und Jutta Rettschlag (84) begehen: Am 25. Juni jährte sich ihr Hochzeitstag zum 65. Mal – die Eiserne Hochzeit. Da sie zu diesem Anlass eine kleine Hochzeitsreise nach Usedom unternommen hatten, wurden Feier und Gratulationen im Heimatort Prödel nun nachgeholt – im kleinen, aber herzlichen Rahmen.

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Unter den Gratulanten waren auch Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein, Landrat Steffen Burchhardt und Ortsbürgermeister Jürgen Michalek, der einst Schüler bei Horst Rettschlag war, der als Lehrer arbeitete. Kennengelernt haben sich Horst und Jutta einst auf dem Sportplatz in Lübs, „wo es Sport und Tanz gab“, erinnert sich der Jubilar.

Zwei Urgesteine von Prödel

„Ich hatte ein Motorrad, eine 350er EMW. Wenn ich die in Prödel angeschmissen habe, hat Jutta das schon in Lübs gehört“, sagt er und lacht. Geheiratet wurde einige Jahre später am 25. Juni 1960 im Elternhaus in Prödel – an derselben Adresse, an der sie noch heute leben. „Es war ein sonniger Tag, wir hatten rund 35 Gäste“, erinnert sich Jutta Rettschlag.

Horst Rettschlag begann seine berufliche Laufbahn als Laborant in Magdeburg. Schließlich entschied er sich für den Lehrerberuf und studierte später in Halle Chemie auf Lehramt. Von 1963 an unterrichtete er in Lübs an der „Werner Seelenbinder“-Schule, ab 1969 war er dort 20 Jahre lang Direktor – bis zu deren Schließung nach der Wende.

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Anschließend war er noch in Leitzkau und Güterglück tätig. Seine Frau Jutta arbeitete als Industriekauffrau erst im Handel und war später als Sekretärin an der Schule ihres Mannes tätig.

Leben im Jerichower Land: Was zählt ist der Zusammenhalt

Zusammen meisterte das Ehepaar viele Herausforderungen des Lebens. „Wir haben früh gelernt, gemeinsam anzupacken“, sagt Jutta Rettschlag. Der Familie kam dabei zugute, dass sich beide in ihren Interessen gut ergänzten – und gleichzeitig in vielem übereinstimmten. „Wir hatten oft die gleichen Gedanken und Ideen“, so Horst Rettschlag.

Horst und Jutta Rettschlag haben vor 65 Jahren am 25. Juni 1960 geheiratet und haben somit ihre Eiserne Hochzeit begangen.
Horst und Jutta Rettschlag haben vor 65 Jahren am 25. Juni 1960 geheiratet und haben somit ihre Eiserne Hochzeit begangen.
Thomas Schäfer

Sohn Christian wurde 1966 geboren, Tochter Katja 1973. Heute freuen sich die Rettschlags über drei Enkelkinder: Felix, Molly und Joseph. Tochter Katja lebt und arbeitet in England. Daher haben die Rettschlags viele Reisen dorthin unternommen, um sie und die Enkelkinder so oft wie möglich zu sehen.

Liebe zum Sport: Nationalspieler der DDR-Mannschaft

Neben Familie und Beruf prägte Horst Rettschlag insbesondere der Sport – genauer gesagt: der Fußball. Seit 1951 ist er Mitglied im Sportverein seines Heimatortes. „Damals war es noch Lok Prödel, später Traktor Gehrden, nach der Wende VfL Gehrden“, erzählt er.

Über viele Jahre hinweg spielte er als Libero, war Sektionsleiter und später Vorsitzender des Vereins. Legendär war etwa ein Spiel im Jahr 1969 gegen die chilenische Nationalmannschaft, die sich in Magdeburg auf ein Spiel gegen die DDR vorbereitete und den VfL Gehrden als Trainingsgegner anfragte.

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„Wir wurden in diesem Jahr als fairste Mannschaft in unserer Spielklasse ausgezeichnet. Das hat wohl den Ausschlag gegeben, dass wir angefragt wurden. So wussten sie, dass wir sie nicht wegholzen würden“, sagt Horst und lacht. „Es war eine riesige Ehre.“

In guten wie in schlechten Zeiten: Vereins- und Schulleben in der DDR

Unter seiner Führung schaffte es der Verein bis in die Bezirksliga – damals die dritthöchste Spielklasse der DDR. „Wir hatten wenig Mittel, aber viel Zusammenhalt“, sagt er rückblickend. Das „magische Dreieck“ aus Schule, Verein und Landwirtschaft funktionierte: „Wir haben zusammengearbeitet, uns gegenseitig unterstützt. Das war unsere Stärke.“

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Dass all dies auch für das Familienleben Herausforderungen mitbrachte, verschweigt Jutta nicht: „Mein Mann war oft unterwegs, ich habe vieles mit Geduld ertragen – aber wir haben es immer gemeinsam geschafft.“ Ihr Rezept für 65 Jahre Ehe? „Vertrauen, gemeinsame Ziele, eine Portion Humor – und auch mal Ruhe bewahren.“ Horst Rettschlag bringt es auf den Punkt: „Wir sind im Gleichschritt gegangen – damals wie heute.“