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Abwasser Anwohnern in Möser stinkt es

Wer ist schuld daran, dass bei Starkregen die Gullys in Möser überlaufen? Anwohner und Gemeinde schieben sich die Schuld gegenseitig zu.

Von Christian Luckau 22.05.2018, 23:01

Möser l Das Problem in der August-Bebel-Straße in Möser ist kein Neues. Seit mindestens 2012 soll es laut Anwohnern bestehen. In diesen sechs Jahren haben sie sich bereits unzählige Male beschwert, denn es stinkt ihnen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Bei jedem Starkregen der über Möser niedergeht, laufen in der abschüssigen Straße die Gullys über, werden Grundstücke regelrecht geflutet. Von Wassermassen, die Dinge mit sich führen, die vorher in den Toiletten des Ortes hintergespült wurden.

„Solche Regengüsse erleben wir immer öfter. Den letzten hatten wir am Herrentag. Drei Wochen vorher hatten wir die ganze Brühe schon einmal in der Straße“, erzählt Andreas Eilitz, der in einem Seitenarm der August-Bebel-Straße wohnt.

Hier ist die Zufahrt zu den Grundstücken sehr abschüssig und das, was da aus den Gullys kommt, ist auch Tage später für jedermann noch gut zu erkennen und vor allem zu riechen. Das Atmen fällt wegen des beißenden, fast ätzenden Geruches schwer.

„So ist das jedes Mal, wenn etwas mehr Regen vom Himmel fällt“, ergänzt Eilitz. Er ist der Meinung, seitdem die August-Bebel-Straße im Jahr 2012 saniert wurde, besteht das Problem.

„Die Straße liegt vorn einfach höher als die Grundstücke, dadurch funktioniert die Regenentwässerung einfach nicht. Zudem bin ich der Meinung, dass beim Bau keine Trennung von Regen- und Abwasserleitungen erfolgt ist, sondern ein altes Rohr aus den 1930er Jahren einfach wiederverwendet wurde“, so Eilitz weiter. Er ist nicht der einzige dem es reicht. Auch Martin Bliß ist sauer. Sein Grundstück wird bei jedem Regen zu einem See. „Das Wasser läuft teilweise über unser gesamtes Grundstück bis zur 15 Meter entfernten Garage. Dann schwimmen auch Damenbinden, Toilettenpapier und andere Abwasseranteile über unser Pflaster“, beschreibt er die Situation und zeigt Fotos und Videos die er aufgenommen hat. Auf ihnen ist deutlich zu erkennen, wie das Wasser in einem Teil der Straße regelrecht zu stehen scheint und sich dann den Weg über sein Grundstück sucht.

Bliß sieht das Problem in der Pumpstation die an der Straße verbaut wurde. „Die schafft das einfach nicht und sie stinkt“, erklärt er. Bliß und Eilitz sind sich einig: An der Straße muss das Profil verändert werden, damit das Regenwasser ablaufen kann. „Die Entwässerung darf nicht über die Grundstücke gehen. Und vor allem nicht durch die Toiletten“, fügt Eilitz an. Denn auch das ist ein Problem für die Anwohner der August-Bebel-Straße 13.

Wenn die Gullis überlaufen und das Wasser keinen Weg mehr durch das Abwassersystem findet, dann kommt es durch die sanitären Anlagen in die Häuser. „Wir hatten dadurch schon zweimal eine Überflutung unseres Hauses“, erklärt Eilitz. Er und andere Anwohner mussten sich selber helfen, verbauten inzwischen teure Rückschlagklappen, um das Abwasser der Möseraner nicht im Haus zu haben.

Von der Verwaltung der Gemeinde Möser und vom Wasser- und Abwasserzweckverband Wolmirstedt (WWAZ) fordern sie nun endlich etwas zu tun. In der Verwaltung ist Uwe Gent, Fachbereichsleiter Hoch- und Tiefbau für solche Fälle zuständig. Er sieht das Problem nicht bei einer falschen Entwässerung und einem falschen Ausbauzustand der Straße. „Die Überlastung des bestehenden Regenwasserkanal resultiert zum einem aus der Überlastung des Schmutzwasserkanals und zum anderem aus dem Zufluss von Regenwasser aus Straßenabschnitten, in denen noch keine Regenwasserentsorgungsanlagen vorhanden sind. Die bestehenden Regenwasserentsorgungsanlagen sind nach den geltenden Vorschriften entsprechend geplant, gebaut und genehmigt. Die Überlastung des Schmutzwassersystems resultiert aus dem unkontrollierten Zufluss von Regenwasser der Straße beziehungsweise auch von nicht gestatteten Ableiten von Regenwasser der angrenzenden bebauten Grundstücke“, so Gent.

Er führt an, dass bei der Prüfung auf Einleitung von Fremdwasser mittels Nebel ein erheblicher Missbrauch erkennbar wurde. „Wir werden in diesem Jahr das Satzungsrecht des WWAZ in dieser Hinsicht durchsetzen, denn das Ableiten von Regenwasser in das Kanalsystem ist verboten“, erklärt der Fachbereichsleiter.

Gent sieht dennoch Handlungsbedarf. Er erklärt weiter: „Vor diesem Hintergrund wird es in dieser Woche eine Besprechung zur Thematik mit dem WWAZ geben. Hierbei gilt es Festlegungen und Maßnahmen zu treffen die gewährleisten das eine Überlastung der bestehenden Systeme minimiert wird. Im Ergebnis dieser Beratung werden dann soweit erforderlich auch investive Maßnahmen zu realisieren sein. Ungeachtet von diesen Maßnahmen werden in den Bereichen wo schon jetzt private Grundstücke betroffen sind bauliche Maßnahmen realisiert. Über die in der Beratung getroffenen Festlegungen und Maßnahmen wird noch informiert.“

Das haben die Anwohner, allen voran Andreas Eilitz, schon oft gehört. Passiert ist allerdings nie etwas. „Waren Maßnahmen, die August-Bebel-Straße betreffend im Haushalt der Gemeinde eingestellt, wurden diese bei den Kürzungsrunden immer wieder gestrichen“, heißt es von einem Mitarbeiter der Gemeinde, der nicht genannt werden möchte.