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Aktionstag 20 Jahre Umweltfeuerwehr Jerichower Land

Die Umweltfeuerwehr stellte im Brand- und Katastrophenschutzzentrum Heyrothsberge ihre Arbeit für Kameraden im gesamten Jerichower Land vor.

Von Juliane Just 05.09.2016, 07:00

Biederitz l Ein Unfallszenario auf der Autobahn. Ein Lkw-Fahrer hat die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und kommt von der Fahrbahn ab. Der Laster kippt um, Flüssigkeiten treten aus. Als die Feuerwehr vor Ort eintrifft, wird klar, dass der Lkw Gefahrgut transportiert. Die sogenannte ABC-Sondereinheit, die Umweltfeuerwehr Jerichower Land, ist nun gefragt. Diese rückt an, wenn Gefahren durch atomare, biologische oder chemische Stoffe auftreten.

Auf dem Übungsgelände für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge wimmelte es am Sonnabend von dunkelblau gekleideten Kameraden, die das Szenario durchliefen. Dort stellte sich die Umweltfeuerwehr des Jerichower Landes im Zuge ihres 20-jährigen Bestehens vor. Geladen waren alle Führungskräfte aus den Stadt- und Gemeindefeuerwehren von Gommern bis Jerichow.

Die drei Züge der Sondereinheit stellten in verschiedenen Stationen ihre Arbeit vor. Jeder der Kameraden hat eine mehrtägige Spezialausbildung absolviert. Der erste Zug „Messen“ ist für die messtechnische Überwachung und die Gefahrenanalyse zuständig. Der zweite Zug „Gefahrenbereich“ dämmt den Gefahrstoff durch Abdichten oder Abpumpen. In Chemikalienschutzanzüge gekleidet, werden die Kameraden bestmöglich geschützt. Der dritte Zug widmet sich der Dekontamination der Kameraden sowie Verletzten.

„Wir haben heute verschiedene Stationen aufgebaut, um zu zeigen, was wir können“, sagte Heiko Sauermilch, Fachdienstleiter ABC und Leiter der Umweltfeuerwehr. „Aber wir wollen auch zeigen, wo Grenzen unserer Arbeit sind.“ Die Umweltfeuerwehr setzt sich aus etwa 80 Kameraden des gesamten Jerichower Landes zusammen. Einmal jährlich üben sie in einem großen Gefahrguteinsatz den Ernstfall, um im Training zu bleiben. Im Durchschnitt wird die Sondereinheit dreimal jährlich zu Einsätzen gerufen.

Der Feind, den man weder schmecken noch riechen kann. Durch radioaktive Verseuchung kann der menschliche Körper schwer geschädigt werden. Die sogenannten Chemikalienschutzanzüge verhindern das Eindringen der tödlichen Strahlen. Die Anzüge sind nach einem Einsatz jedoch verstrahlt und müssen nach dem Tragen entsorgt werden – eine Dekontaminationsdusche sichert nun das Überleben.

Am Aktionstag der Umweltfeuerwehr wurde unter anderem die Prozedur durch diese Dusche gezeigt. Dort werden die Kameraden mit Wasser abgeputzt und legen in einem sogenannten Schwarzbereich ihre Sachen nieder. Ohne Bekleidung geht es weiter in die Dusche, die in einem großen Zelt installiert ist. Eine ärztliche Untersuchung folgt, um bleibende Schäden auszuschließen. Danach kommen die Kameraden in den sogenannten Weißbereich und werden mit neuer Bekleidung ausgestattet.

In der großen Halle tummelten sich einige Besucher. Offenbar nahmen nur wenige Kameraden der Ortsfeuerwehren des Jerichower Landes die Einladung zu dem Aktionstag an. „Wir haben mit über 200 Personen gerechnet. Die tatsächliche Zahl blieb hinter den Erwartungen zurück“, resümierte Sauermilch.

Dabei sei vor allem die Zusammenarbeit der Feuerwehren mit der Einheit wichtig. „Die ersten Einsatzkräfte vor Ort sind immer die Ortsfeuerwehren“, erklärt der Leiter der Umweltfeuerwehr. „Wenn es um Gefahrgut geht, müssen wir angefordert werden. Bis dahin müssen die Kameraden jedoch mit ihren eigenen Mitteln zurechtkommen.“ Er betont, dass die Sondereinheit immer zur taktischen Unterstützung hinzukommt, jedoch nicht die Einsatzleitung übernehme. Die Zusammenarbeit zwischen den Stadt- und Ortswehren und der Umweltfeuerwehr müsse noch gestärkt werden. Zum Abschluss sagt Heiko Sauermilch: „Wir wollten heute Feuerwehr zum Anfassen bieten und das haben wir getan.“