1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Im Altengrabower Boden lauert das Gift

Altlasten Im Altengrabower Boden lauert das Gift

Zahlreiche Liegenschaften der Bundeswehr sind mit giftigen Chemikalien verseucht, auch der Truppenübungsplatz in Altengrabow.

Von Petra Waschescio 01.06.2019, 07:00

Dörnitz/Altengrabow l Es geht um per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), die unter anderem im Löschschaum verwendet wurden, den die Bundeswehr jahrzehntelang eingesetzt hatte. Einige PFC stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Der Bayerische Rundfunk zitiert Studien, denen zufolge die giftigen Chemikalien Leberkrebs fördern, die Pubertät verzögern oder die Fruchtbarkeit verringern. 2006 wurde PFOS in der EU verboten, PFOS-haltige Löschschäume durften laut Bayerischem Rundfunk aber bis 2011 verwendet werden.

Öffentlich geworden ist das Umweltproblem im April durch Recherchen des Bayerischen Rundfunks. Der Sender hatte Gutachten und Messwerte von unterschiedlichen Bundeswehrstandorten in ganz Deutschland ausgewertet. Das Ergebnis: Bei 18 Bundeswehrliegenschaften ist die Kontamination bestätigt. 108 weitere Standorte gelten als Verdachtsfälle. Altengrabow gehört zu den 18 bestätigten Fällen. Das heißt, dass zumindest im Boden oder auch im Grundwasser PFC-Rückstände gefunden wurden.

Nils Rosenthal, Vorsitzender des Kreisverbandes Jerichower Land Bündnis 90/Die Grünen, macht sich deshalb Sorgen: Er befürchtet, dass die gefährlichen Chemikalien ins Grundwasser in der Altengrabower Heide gelangt sein könnten.

Das Problem, so Nils Rosenthal, sei, dass PFC nicht abbaubar sind und sich in der Umwelt anreichern. Nils Rosenthal: „Sickern sie beispielsweise ins Grundwasser und wird dieses Wasser zum Gießen verwendet, können sie über diesen Weg auch in Obst und Gemüse und damit in Lebensmittel gelangen. Am Ende nimmt der Mensch sie auch in seinem Körper auf.“

Ob und welche Gefahren von der Kontamination in Altengrabow ausgehen, steht bis lang nicht fest. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. In zwei ersten Schritten in den Jahren 2017 und 2018 hat die Bundeswehr die Flächen erfasst und bewertet, die im Verdacht standen, kontaminiert zu sen. Dabei wurde der Verdacht für vier Flächen bestätigt. Konkret: „Es wurden sowohl oberflächennahe Belastungen, als auch Belastungen bis in eine Tiefe von etwa drei Meter unter Geländeoberkante (GOK) festgestellt“, heißt es in der Antwort des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr. Wann mit den entscheidenden Ergebnisses der dritten Untersuchungsphase gerechnet werden kann, die Auskunft über die konkrete Gefahr für das Grundwasser geben, steht derzeit in den Sternen. Genaue Angaben dazu seien nicht möglich, so ein Sprecher des Bundesamtes.

Das Landesumweltamt wird bei der Frage nach Gefahren für das Grundwasser nur geringfügig deutlicher: Nach Abschluss der ersten Untersuchungen sei „eine Gefährdung des Grundwassers dem Grunde nach bestätigt“, so Jenny Henniger, stellvertretende Sprecherin des Ministeriums. Aber: „Über eine tatsächliche Belastung des Grundwassers, das einen relativ großen Flurabstand hat, mit PFC liegen bisher keine Erkenntnisse vor.“

Dass das Problem seit zwei Jahren bekannt ist, bestätigt auch Oberstleutnant Eugen Poch, Kommandant des Truppenübungsplatzes Altengrabow. „Betroffen sind vier Stellen, alles Altlastenplätze.“ Es handelt sich laut Poch dabei zum einem um die aktuell genutzte Feuerwache der Bundeswehr und die dazugehörige Abstellhalle für die Fahrzeuge. Zum anderen geht es aber auch um die alte Feuerwache und die alte Fahrzeugwaschanlage, die von der russischen Armee genutzt wurden.

Eingesetzt wurde der belastete Löschschaum dort nie. Wohl aber wurden die Chemikalien dafür dort gelagert, umgeschlagen oder umgefüllt. Dabei und auch während die Löschschläuche gereinigt wurden, können die giftigen Stoffe ins Erdreich gelangt sein, sagt Oberstleutnant Poch.

PFC-haltige Löschmittel werden im Übrigen bis heute von der Bundeswehr eingesetzt. Insbesondere bei starken Bränden von Benzin oder Kerosin mit hoher Gefahr für den Menschen sei der Ein- satz notwendig, erläutert die Bundeswehr auf ihrer Internetseite.

Der Grund: „Diese Löschmittel haben einen sehr hohen Wirkungsgrad bei der Brandbekämpfung von brennenden Flüssigkeiten oder schmelzenden Feststoffen“, heißt es dort. Allerdings halte sich die Bundeswehr dabei an die seit 2007 bestehende Reglementierung.