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Angst geht um Schweinepest kommt näher

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) fordert auch Tierhalter und Jäger im Jerichower Land heraus.

Von Mario Kraus 14.01.2018, 05:00

Burg/Genthin l Wird die Afrikanische Schweinepest auch Deutschland erreichen? Die Angst davor geht um. Vor allem deshalb, weil weder Medikamente noch Impfstoffe dagegen existieren. Die von Viren ausgelöste Krankheit, die sich seit 2007 in Osteuropa ausbreitet, befällt Haus- und Wildschweine. Für Menschen und andere Tiere ist die anzeigenpflichtige Seuche dagegen ungefährlich. Während in den Ursprungsländern der Krankheit, wie beispielsweise Georgien, das Virus von Lederzecken übertragen wird, erfolgt dies in Europa über Blut, Sekrete oder auch Speiseabfälle, die achtlos in die Landschaft geworden werden.

Das belegen auch die Zahlen des Kreisbauernverbandes: Immerhin werden im Landkreis rund 190 000 Schweine gehalten, davon 140 000 Ferkel, teilte Geschäftsführer Peter Deumelandt mit. Sollte in einem Stall die Krankheit festgestellt werden, müsste der gesamte Bestand getötet werden, bestätigt Landrat Steffen Burchhardt (SPD).

Die größte Ausbreitungsgefahr sehen die Behörden und Mastbetriebe neben dem Transitverkehr von Fahrzeugen aus Osteuropa auf deutschen Autobahnen in den hohen Schwarzwildbeständen. Denn die Tiere fressen auch Essensreste und stecken sich untereinander schnell an, so Beke-Bramkamp. Aus diesem Grund wurde vor wenigen Tagen der so genannte „Finanzfonds zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest“ geschaffen. Demnach bekommen die Jäger die Kosten für die jeweilige Trichinenuntersuchung (Fadenwürmer), die für jedes erlegte Wildschwein gefordert wird, erstattet. Die Jahresstrecke an Wildschweinen beläuft sich im Jerichower Land auf 2400 Tieren.

„Ein richtiger Schritt“, findet Wolfgang Groneberg aus Schartau. Der passionierte Jäger bemüht sich seit Jahren mit anderen Weidgenossen, die Schwarzkittel zu dezimieren. „Insgesamt gesehen sind die Bestände in den zurückliegenden Jahren angewachsen“, sagt er.

Das unterstreicht auch Victoria Große, Pressesprecherin des Landesforstbetriebes. Stand für 2013/14 eine Strecke von 3500 Wildschweinen zu Buche, waren es 2016 bereits 6000. Auch deshalb sei eine kontinuierliche Bejagung wichtig. „Wir leisten unseren Beitrag, damit die Bestände reduziert werden können“, sagt Große. Etwa 190 bis 200 Bewegungsjagden würden im Landeswald jährlich angesetzt. „Angesichts der Schweinepest haben wir die Jäger jetzt zu mehr Einzeljagden sensibilisiert, weil im Januar die Drückjagden enden. In den Sommermonaten sind außerdem mehr Gruppenansitze vorgesehen.“ Zudem würde auch Fallwild, welches tot aufgefunden wird, eingeschickt und untersucht.

Derweil sieht Landrat Burchhardt auch das Land in der Pflicht, „weitere geeignete Maßnahmen zu ergreifen und finanzielle Unterstützungen zu gewähren“. Andere Bundesländer haben in den vergangenen Monaten konkretere Vorhaben beschlossen.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits eine Abschussprämie für Wildschweine: Pro erlegtem Tier sollen 25 Euro ausgezahlt werden. Eine Art Anreizprogramm für rund zwei Millionen Euro. Auch Bayern stellt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mehr noch: Nach Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dürfen Wildschweine bei der Jagd jetzt auch in Brandenburg mit der Taschenlampe angeleuchtet werden – für einen sicheren Schuss. Dies war bislang streng verboten und gilt vorerst bis März 2021.