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Anzeige erstattet Wieder Milan-Horste entfernt

Erneut sind in der Gegend von Zeppernick Milanhorste verschwunden und Horstbäume umgesägt worden.

Von Stephen Zechendorf 19.02.2016, 06:00

Zeppernick l Ein Mitglied der Bürgerinitiative (BI), die sich auch gegen einen hier geplanten Windpark wehrt, entdeckte die Tat beim Spazierengehen: Zwei Milanhorste sind verschwunden. „In einem Fall wurde der ganze Baum gefällt, im anderen Fall wurde der Horst aus dem Baum entfernt“, schildert BI-Sprecher Henry Bartholomäus. Er hat bei der Polizei Anzeige erstattet.

Die Tat muss sich zwischen Dezember und Februar ereignet haben. In beiden Fällen handelte es sich laut Bartholomäus um Naturhorste und nicht um menschengemachte Nisthilfen. Einer der Horste liegt direkt in dem Gebiet, in dem das Unternehmen Lorica einen Windpark mit zwölf Windkraftanlagen errichten will. In einem ersten Verfahren hat der Landkreis Jerichower Land das Vorhaben nicht bewilligt, Lorica ist dazu in Widerspruch gegangen (Volksstimme berichtete). Der andere Baum liegt außerhalb des Planungsgebietes.

Für Windkraftanlagen gelten gesetzliche Abstandsregelungen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie zu Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. So ist für Windkraftanlagen ein Abstand von 1000 Metern zu Brutplätzen des Rotmilans formuliert, weiterhin ein Abstand von 6000 Metern um jede für Windkraftanlage, in dem zu prüfen ist, ob sich Nahrungsflächen der entsprechenden Art innerhalb dieses Bereiches befinden.

Nach Einschätzung von BI-Mitglied Henry Bartholomäus wurden die beiden Horste zielgerichtet angegriffen. Seinen Angaben nach waren beide Greifvogelnester im vergangenen Jahr von den Vögeln genutzt worden. Und: Im Februar sind die ersten Rotmilane wieder in der Umgebung gesichtet worden.

Das Gebiet zwischen Loburg und Möckern gilt als bevorzugtes Bruthabitat für Rot- und Schwarzmilan, Mäusebussard, Fischadler und Turmfalke. Ebenso als Nahrungserwerbsraum für diese und andere Vogelarten. Über ein Dutzend Rot- und Schwarzmilanhorste waren bei Begehungen in den vergangenen drei Jahren nachgewiesen und kartiert worden. Später seien auch die beiden nun vernichteten Horste kartiert worden, so Henry Bartholomäus.

In der Vogelschutzwarte Steckby gibt es einsehbare Unterlagen, aus denen die Standorte der in den Vorjahren kartierten Horste hervorgehen.

Bei dem Entfernen der Horste handelt sich um artenschutzrechtliche Verstöße gemäß Landes- und Bundesnaturschutzgesetz. Der Landkreis hatte bereits im Frühjahr 2015 und 2014 nach ähnlichen Horstentfernungen die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die Polizei ermittelte wegen Diebstahls im besonders schweren Fall, fand aber keine Täter. Ein Polizeisprecher bestätigte schon vor einem Jahr, dass auch in anderen Landkreisen Sachsen-Anhalts genau in den Bereichen Milan-Horste verschwinden, in denen Windkraftanlagen geplant sind.