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Apfel Carola, gelb und köstlich, aus Ontario

Zum anstehenden Tag des Apfels schaut die Volksstimme am Beispiel Burg aufs Jerichower Land und seine Apfelbäume.

Von Thomas Skiba 11.01.2019, 11:00

Burg l Über den einen oder anderen Apfelbaum in den Kleingartenanlagen rund um Burg staunen Ausflügler, Gartenfreunde und Spaziergänger derzeit. Denn an ihnen hängen noch die schmackhaften Früchte in voller Pracht. Was hat es damit auf sich? Kennt man doch vom Apfel, dass er im Herbst geerntet und eingelagert wird. Vielleicht soll er, ähnlich dem Weihnachtsbaum, den Garten zieren oder sollen seine Früchte Wildkaninchen und Vögeln über den Winter helfen? Fragen über Fragen. Da hilft es, sich mit den verschiedenen Apfelsorten zu beschäftigen.
Beim Apfelbaum in seiner Sortenvielfalt, man spricht von zirka 2000 Sorten, seinem Wuchs, seinem Aussehen und seinen ganz individuellen Merkmalen, lohnt ein genauerer Blick. "Drei Sorten sind stark in unserem Landkreis verbreitet", erzählt Hobbypomologe und Kleingärtner aus Passion Edgar Tange. Der Ontario, die Carola und Golden Delicious. "In unserer Region nennen wir ihn den Gelben Köstlichen", sagt er und erklärt, "So hieß er schon zu DDR-Zeiten und das hat sich bis heute erhalten." Der aus den USA stammende Apfel ist für seine Ertragsfähigkeit bekannt. Edgar Tange erzählt, dass der Gelbe Köstliche gut zu Apfelmus verarbeitet werden kann, "doch am besten schmeckt er, wenn er frisch gegessen wird." Der Apfel wird im Oktober geerntet, genießen kann man ihn aber erst im Dezember. Kühl gelagert, halte der Gelbe Köstliche bis März.
Edgar Tange kennt sich mit den heimischen Äpfeln und ihren Eigenschaften aus: "Den Gelben Köstlichen charakterisiert, dass er jedes Jahr eine gute Ernte bringt." Andere Obstsorten, so sagt er, neigen zur sogenannten Alternanz. Damit wird die zweijährige Schwankung des Ertrages bezeichnet: Ein "Apfel-Jahr" wechselt mit einem Jahr ab, das keinen oder nur einen geringen Ertrag bringe. Der in Deutschland am häufigsten angebaute Apfel - Elstar - tendiere gemäß Sortenbeschreibung zu dieser Art Ertrags-Regime.
Edgar Tange, ganz Fachmann, weist auf die in den Kleingärten zu findende Carola hin: "Die ist ein reiner DDR-Apfel, 1962 in die Liste der Apfelsorten aufgenommen." Diese Tafelobstsorte sei ein richtiger "Allrounder", der Apfel kann "als Frischobst, Mus oder Kompott" genossen werden, so Tange. Ab September könne die Carola geerntet werden, lagern könne sie bis Dezember.
Die Äpfel, die Spaziergänger in manchem Garten an den Bäumen hängen sehen, oftmals in blutig roter Farbe, sind eigentlich süddeutschen Ursprungs. Dazu meint Apfelexperte Tange, dass es sich um den Roten Eiserapfel handelt. "Eine alte Apfelsorte, sehr alt", betont er. Auch von diesem Apfel kennt er die Eckdaten: "Die Sorte wurde schon im 16. Jahrhundert beschrieben und war früher weit verbreitet." Der Baum werde groß, ein Hochstamm, was ihn interessant für Streuobstwiesen und Straßenrandbepflanzungen mache.
Er gilt als ausgezeichneter Wirtschaftsapfel mit einer überaus guten Lagerfähigkeit. Dieser Apfel wir erst spät im Jahr gepflückt und hält sich bis in den kommenden Sommer hinein. Was ihn zu einem begehrten Obst für Selbstversorger macht? In Erdmieten kann er, ohne zu faulen, zwei Jahre gelagert werden. Vielleicht Gründe, warum der Eiserapfel auch Paradiesapfel genannt wird.
Hier setzen die Mythen ein, die sich um den Apfel ranken und ihn zum vielschichtigen Symbol, im Guten wie im Bösen, werden lässt. Etwa als Lebensapfel und Zeichen der Hoffnung. Der Reformator und Menschenkenner Martin Luther soll gesagt haben: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zu Ende ginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Mit dieser Überzeugung setzen Altenplathower Vorschulkinder an ihrem letzten Kindergartentag einen Apfelbaum. Auch die Abschlussklassen der "Dr. Theodor Neubauer"- Schule in Burg pflanzen gerade diesen Baum, als Zeichen des Werden und Gedeihen.
Nicht zu vergessen die Liebe. Kein anderes Obst steht so sehr für dieses starke Gefühl. Als Umschreibung der weiblichen Brust wird der Apfel in der Schöpfung dem mütterlichen Wesen zugeordnet. Hier fand Johann Wolfgang von Goethe in seinem Faust das wohl manierliche Gleichnis, in dem er sich durch einen Apfelbaum mit zwei Früchten reizen ließ. Und der Apfel ist auch Grund zum Streiten. Nein, nicht wegen des Sündenfalls und der daraus folgenden Vertreibung aus dem Paradies.
Der Zwist ist jüngeren Datums. Es geht um den Markennamen "Apple", mit einem angeblichen Streitwert von 500 Millionen Dollar. Die erfolgreichste Band der Musikgeschichte - The Beatles gründeten 1968 eine Plattenfirma mit Namen "Apple", um ihre Musik zu vermarkten. Steve Jobs nannte 1976 seine Firma ebenfalls "Apple" und stieg erfolgreich ins Computergeschäft ein. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit gingen die Namensrechte für eine hohe Ausgleichszahlung in die USA. Darum sehen wir auf iPhone und Computern den angebissenen Apfel. Das Beatles-Logo der Plattenfirma, der grüne, ganze Apfel, darf trotzdem weiter verwendet werden.