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Arbeitsmarkt Vom Werben um Praktikanten

Fachkräftemangel, ungeeignete Bewerber - Unternehmen müssen oft lange suchen, um geeigneten Nachwuchs zu bekommen.

Von Tobias Dachenhausen 29.10.2015, 22:00

Genthin/Paplitz l Kaffee kochen, Arbeitsräume putzen oder Botengänge sind Praktikantenaufgaben, mit denen Felix Wittig aus Paplitz durchaus schon betraut war. Anders ist es jetzt in der Tischlerei Ewert in Genthin. Der 15-Jährige packt mit an, putzt die Kanten von Einlegeböden und baut seine eigene Werkzeugkiste. „Er macht Sachen, die andere eben noch nicht machen“, bestätigt auch Firmenchef Peter Ewert. Freiwillig hat er sich in den Ferien entschieden, ein Praktikum in der Tischlerei zu machen. „Ich arbeite gern mit Holz. Es lässt sich leicht verarbeiten“, sagt er. Zu Hause hat Felix sich selbst bereits eine eigene Werkbank gebaut. Er hat eine Firma im Umkreis gesucht. Und das hat sich gelohnt. „Das Arbeitsklima ist super und ich muss eben nicht die typischen Praktikantenaufgaben machen“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. „Es macht mir Spaß“, bringt er es auf den Punkt. Eine Ausbildung im nächsten Jahr in der Tischlerei kann er sich durchaus vorstellen.

Das freut den Unternehmenschef. „Er ist höflich, pfiffig und nett. Wir sind auf jeden Fall interessiert“, sagt Ewert. Der erfahrene Unternehmer weiß, dass sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt mittlerweile verändert hat. „Vor 15 Jahren habe ich 20 Bewerbungen bekommen und zwei genommen. Die Zeiten sind vorbei“, erklärt Ewert. Er sieht es dennoch als „moralische Pflicht“ auszubilden. Klare Kriterien an seine Azubis hat er natürlich im Kopf. „Mathe und Physik sind schon Dinge, die wir anwenden wollen“, betont er. Zudem sei das räumliche Vorstellungsvermögen gefragt. „Wenn ich eine Zeichnung auf den Tisch bekomme, muss ich loslegen können“, erläutert der Unternehmer. Fahrerlaubnis und ein Qualitätsverständnis kämen noch hinzu. „Er muss in der Lage sein, Lösungen zu finden. Das ist entscheidend“, macht Ewert deutlich. Um geeignete Bewerber zu finden, ist er auf allen Berufsbildungsmessen in der Region vertreten. „Ich brauche ja die Lehrlinge“, macht er deutlich.

Dass die Situation für die Jugendlichen in der heutigen Zeit eine deutlich bessere ist, bestätigt auch die am Donnerstag von der Agentur für Arbeit veröffentlichte Bilanz zum Ausbildungsmarkt. „Die Zahl der Bewerber und der angebotenen Ausbildungsstellen sind fast ausgeglichen. Unsere Region bietet jungen Menschen vielfältige Chancen in Berufen mit Zukunft“, sagt Matthias Kaschte, Chef der Magdeburger Arbeitsagentur. Der Bedarf an Fachkräften ist da. 2015 wurden der Agentur über 300 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet. Für die Unternehmen ist es auch ein Problem, dass viele Bewerber die zum Teil hohen Anforderungen der Ausbildungsberufe nicht erfüllen.

Darum weiß Peter Ewert auch, was er an Felix hätte. „Wenn man die Chance hat, muss man einfach zupacken“, sagt der Unternehmer.