Archäologie Wehrhafter Weinberg

Auf dem Burger Weinberg hat vormals eine Burganlage gestanden. Die Vermutungen haben sich nach archäologischen Untersuchungen bestätigt.

Von Mario Kraus 11.10.2016, 01:01

Burg l Der Weinberg ist für Archäologen ein besonderer Zeitraffer durch die Jahrhunderte. "Wir ahnten ausgehend von der Burger Geschichte, dass hier eine Burg gestanden haben muss. Jetzt gibt es aber Gewissheit", sagt Ursula Uhl, die mit ihrem Team seit Juli Tag für Tag auf dem höchsten Punkt der Stadt anzutreffen ist. Auch Dr. Götz Alper, Gebietsreferent des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege, bestätigt: "Es konnte eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage nachgewiesen werden, die mit der 948 erwähnten Burg identisch sein dürfte."
Aufschluss über die wechselvolle Siedlungsgeschichte geben immerhin 1000 verschiedene Funde, die darauf schließen lassen, wie dieses Areal einst geschaffen worden war. Allein die mächtigen Holz-Erde-Befestigungen, die immer mal wieder zerstört, abgebrannt und neu aufgebaut wurden, gehen auf das späte 9. bis frühe 11. Jahrhundert nach Christus zurück. Auch Tier-, Knochen- oder Keramikreste der zurückliegenden drei Jahrtausende sind ein Beweis für das frühe Leben auf dem "Burgberg", der auch ein Verteidigungswall war.
Die erstmalige Bepflanzung des Weinbergs mit Weinstöcken ist übrigens 1519 dokumentiert. Unter dem Weinberg wurden gewölbeartige Weinkeller angelegt. Nach der Zerstörung der Ernte durch Frosteinbruch im Jahr 1723 kam der Weinbau nach und nach zum Erliegen.
Die Grabungen am Weinberggelände belegen zudem den weiteren Verlauf der alten Stadtmauer an der Ihle, betont Dr. Alper.
Alle Funde werden jetzt dokumentiert, wissenschaftlich ausgewertet und inventarisiert. Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD), der auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt in Halle verwies, schlug vor, einen Teil der Funde beispielsweise beim Heimatverein oder in der Verwaltung zeitweise ausstellen zu können. "Auch während der Landesgartenschau wäre eine Präsentation eine große Bereicherung für die Besucher", so der Stadtchef.
Die archäologischen Untersuchungen des Weinbergs mit dem Uferbereich der Ihle werden begleitend zur Umgestaltung des Areals für die Landesgartenschau durchgeführt. Um die Teilbereiche Weinbergterrasse und Ihleufer zu einer Parkeinheit zusammenzuführen, werden rund 1,6 Millionen Euro investiert. Vorgesehen sind verschiedene Grünzüge auf unterschiedlicher Reliefhöhe. Außerdem soll der Weinberg wieder als Stadtbalkon seinem Namen alle Ehre machen.