Kampagne für fairen Wettbewerb

Gommern l Deutschlands Apotheker haben schwer mit einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes aus dem Oktober 2016 zu kämpfen. Damals wurde entschieden, dass verschreibungspflichtige Medikamente per Online-Versand aus dem EU-Ausland in die Mitgliedsstaaten verschickt werden dürfen. Mit gravierenden Folgen: Die online bestellbaren Medikamente werden so zur Handelsware und erlauben es den Versendern, Boni und Rabatte mit wechselnden Preisen – saisonal, je nach Angebot und Nachfrage – auf verschreibungspflichtige Medikamente zu geben.

Die Crux an der Sache: Das europäische Gesetz beißt sich mit dem deutschen. Deutsche Apotheker sind an die Arzneimittelpreisverordnung gebunden. Diese stellt sicher, dass verschreibungspflichtige Medikamente überall in Deutschland zum gleichen Preis in den Apotheken verkauft werden. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, wurde seitens der Apotheker die Kampagne „Einfach unverzichtbar“ ins Leben gerufen.

„Mit der Kampagne möchten wir einen fairen Wettbewerb erreichen“, sagt Alexander Strümpel von der Rats-Apotheke Gommern. „Dieser ist seit Oktober 2016 aus dem Gleichgewicht geraten. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes unterwandert das deutsche Gesetz, und es wird für die deutschen Apotheker immer schwieriger, in die Zukunft zu sehen.“

Aber haben seit einigen Jahren nicht alle lokalen Händler, egal welchen Zweiges, mit der Übermacht der Online-Versender zu kämpfen?

„Da besteht ein erheblicher Unterschied. Wir haben den gesetzlichen Auftrag, die Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen – allumfassend, mit Beratung, rund um die Uhr. Apotheker sind keine Händler“, erklärt Frank Zacharias von der Schloss Apotheke Gommern.

Die Versender bieten keine Beratung vor Ort, leisten keine Notdienste, stellen keine individuellen Rezepturen her oder geben keine Medikamente und Betäubungsmittel für schwere Krankheiten wie Krebs ab - die lokal ansässige Apotheke ist dazu aber verpflichtet.

Viele Bürgermeister in Deutschland unterstützen die Kampagne der Apotheker. So konnten Alexander Strümpel und Frank Zacharias auch Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) als Fürsprecher gewinnen.

„Apotheken haben eine wichtige Aufgabe in der Daseinsvorsorge. Und das umso mehr, wenn sie sich im ländlichen Bereich befinden. Gerade ältere Menschen, aber nicht nur diese, benötigen die persönliche Beratung zu ihren Arzneimitteln. Das gehört für mich zur lokalen Versorgungssicherheit. Genauso wie Ärzte, Feuerwehr, Schulen, Kindertagesstätten oder Pflegeeinrichtungen, brauchen wir Apotheken vor Ort. Sie sind unverzichtbar“, erklärt Jens Hünerbein.