Möckern l Wie die Polizei im Jerichower Land erst gestern mitteilte, ereignete sich der Vorfall bereits Ende Mai in einer kleinen Ortschaft von Möckern. Am 25. Mai erhielt eine ältere Dame gegen Mittag einen Telefonanruf. "Wie für den Enkeltrick typisch, gab sich die Anruferin als die Enkelin aus und bat um finanzielle Unterstützung beim Erwerb einer Eigentumswohnung in Leipzig", erläutert die Polizeisprecherin Cordula Gobel. Nach Angaben der Polizei ging es dabei um die stolze Summe von 80.000 Euro für diese Leipziger Wohnung.
Gleich mehrfach rief die vermeintliche Enkelin an diesem Tag bei den Senioren an, die mittlerweile immerhin 13.000 Euro zusammen bekommen hatten. "In einem der Telefonate bat die vermeintliche Enkelin sogar um die Bankverbindung, die ihr schließlich auch genannt wurde", so die Polizeisprecherin weiter. Als ,seriöses Zeichen' habe die unbekannte Anruferin das Telefon sogar an einen angeblichen Rechtsanwalt "Dr. Jansen" weitergereicht, der sich daraufhin mit dem Großvater der Familie unterhalten habe.
Dann folgte das nächste Kapitel des Enkeltricks: Zur Übergabe des Geldes gab die angebliche Enkelin an, könne sie nicht persönlich kommen, es würde "jemand anderes" das Geld abholen. Dieser Andere dürfe allerdings nicht um den Inhalt wissen.
Die unbekannte Anruferin, die mit jedem Telefonat hysterischer und aufdringlicher geworden sein soll und damit die Senioren verunsicherte und einschüchterte, sprach akzent- und dialektfrei deutsch. Der vermeintliche Rechtsanwalt "Dr. Jansen" verhielt sich bei dem Telefonat nett und klang seriös.
Parallel zu den Anrufen bei dem älteren Ehepaar hatte vermutlich dieselbe Anruferin auch ein in der Region ansässiges Taxiunternehmen beauftragt, zu der Familie zu fahren, um dort "etwas" abzuholen. "Auch das Taxiunternehmen wurde mehrere Male von der Frau angerufen, um diese Fahrt zu organisieren und einen Übergabeort mitzuteilen", berichtet Polizeisprecherin Cordula Gobel.
Und so erschien eine Taxifahrerin im Hause der Großeltern mit dem von ihrer Zentrale erteilten Auftrag, sie solle etwas abholen und an einen bestimmten Ort in der Gemeinde übergeben. Der Taxifahrerin kam die ganze Situation allerdings suspekt vor. Dieser Eindruck wurde bestätigt durch die Tatsache, dass die älteren Herrschaften nichts von einem Taxi wussten. Im Gespräch erfuhr die Taxifahrerin dann, dass in dem Briefumschlag Geld sein solle.
Ein weiteres Telefonat mit der angeblichen Enkelin, das die Taxifahrerin zu diesem Zeitpunkt mitbekam, veranlasste sie, den Hörer zu übernehmen und das Telefonat weiterzuführen. Es dauerte nicht lange, da legte die unbekannte Anruferin schnell auf. Und siehe da: Weitere Anrufe bei der Familie unterblieben. Die Taxiunternehmen konnte sich zuvor noch die Telefonnummer der Anruferin notieren. Die Nummer führte nach Großbritannien.
Die Polizei im Jerichower land lobte gestern ausdrücklich das umsichtige handeln der Taxifahrerin: "Im Erkennen einer bevorstehenden Betrugshandlung hat die Taxifahrerin vollkommen richtig gehandelt und somit einen hohen finanziellen Schaden für die Familie verhindert", hieß es gestern aus dem Polizeirevier in Burg.
"Im Landkreis Jerichower land ist es bereits der zweite der Polizei bekannte Fall, in welchem man sich für die Ausführung der Betrugshandlung eines Dritten und in diesen Fällen eines Taxiunternehmens, bedient", erklärt Polizeisprecherin Cordula Gobel. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen.
