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Ausbildung Trecker, Tiere, Tradition und Triticale

Es gibt wieder mehr Lehrlinge in der Landwirtschaft. Die Volksstimme hat zwei junge Männer in Demsin und Tucheim begleitet.

Von Falk Heidel 15.08.2017, 06:00

Demsin/Tucheim l Erntezeit: Die frischen Strohballen sind auf dem Gelände des Agrarwirtschaftsbetriebs Demsin akkurat aufgeschichtet. Hunderte runde Ballen ergeben ein gigantisches Prisma aus Einstreu für die Tiere. Daneben im Kuhstall steht Jonas Peine in grüner Arbeitskluft und Besen in der Hand. Die Reinigung der Futterkrippen ist die erste Aufgabe des Tages für den jungen Landwirt-Anwärter. Der 17-jährige Zabakucker ist noch keine zwei Wochen als Lehrling in Demsin beschäftigt.

„Hygiene und Sauberkeit ist das A und O auch in der Landwirtschaft“, sagt Christian Rohne. Der stellvertretende Betriebsleiter hat nicht nur ein Auge auf seinen Lehrling. 19 Mitarbeiter kümmern sich um die Feldfrüchte auf mehr als 100 Schlägen Ackerland, die der Betrieb bewirtschaftet. Hinzu kommen unter anderem 160 Milchkühe, die jeden Tag dreimal gemolken werden.

Melken gehört nicht zum Tagesablauf von Jonas Peine, aber: „Ich kann es.“ Stattdessen ist aktuell die Ernte sein großes Thema. Mais, Winterweizen, Sojabohnen stehen an. Und Triticale, das ist eine Getreidezüchtung aus Roggen und Weizen. „Gestern war er mit draußen bei der Getreidemahd“, erzählt Rohne. In der Anfangsphase geht es für den Lehrling darum, die ganzen Acker- und Weideflächen (Schläge genannt) kennenzulernen. Für Jonas Peine ist das kein Problem, schließlich ist der Zabakucker in der Region aufgewachsen.

Er stammt aus einer Landwirtschafts-Familie: Großvater Ernst Ehrenbrecht ist als Bauer bekannt. Daher stand für Jonas schon von klein auf fest: „Ich will diesen Beruf erlernen.“ Zuvor hatte er über Praktika und Ferienjobs den Betrieb kennengelernt: „So wussten wir von Anfang an, dass Jonas gut zu uns passt“, erklärt Christian Rohne. Trotzdem wollte Jonas sicher gehen, jobbte auch als Fahrradmechaniker und Dachdecker: „Aber beides war nichts für mich. Hier macht mir der Umgang mit Technik und Tieren sehr viel Spaß. Einen Job am Fließband könnte ich nicht ertragen.“ Demnächst steht für ihn eine ganze Menge Theorie auf dem Plan: Derzeit macht er Fahrschule für den Autoführerschein und geht zum beruflichen Blockunterricht nach Salzwedel.

Den Führerschein bereits in der Tasche hat Elias Schattmann aus Fienerode. Er sitzt am Steuer eines John-Deere-Traktors, der zum Inventar seines Ausbildungsbetriebs gehört: Die Agrargenossenschaft Tucheim. „Das Signal an der Armatur leuchtet auf, der Traktor muss in die Wartung“, erklärt Elias seinem Chef Sören Rawolle. Er hatte den Vorsitz vor sechs Jahren von Vater Helmer übernommen. Aktuell zählt der LPG-Nachfolgebetrieb 54 Mitarbeiter, die sich unter anderem um 1000 Milchkühe, 50 Mutterkühe und 1200 Exemplare aus der Nachzucht kümmern. Elias ist einer von vier Lehrlingen in verschiedenen Jahresstufen. Rawolle: „Zwei Landwirte und zwei Tierwirte.“

Elias Schattmann hat schon vor vier Jahren Kontakt mit dem Betrieb aufgenommen: „Ich habe hier regelmäßig Ferienjobs absolviert.“ Chef Rawolle lobt den jungen Mann: „Er ist ruhig und fleißig. Wir konnten ihn von Anfang an an verschiedenen Stellen einsetzen.“ In der vergangenen Woche hat Lehrling Schattmann die Weizenernte abgefahren. Jetzt ist die Grassilage an der Reihe.

Oder auch nicht!

Denn für Elias Schattmann steht im September die theoretische Ausbildung an der Berufsschule in Salzwedel und der Landesanstalt für Landwirtschaft im altmärkischen Iden an. Für Rawolle ist der Zeitplan ein Unding: „Jetzt in der Erntezeit sollen die jungen Leute theoretischen Unterricht absolvieren, anstatt ihren Beruf hier auf den Äckern und Feldern zu erlernen. Umgekehrt findet im Winter kein Unterricht statt.“

Rawolle zufolge verpasst Elias Schattmann unter anderem die Aussaat des Wintergetreides. In die Erde kommen dann unter anderem Raps und Winterweizen. Ansonsten gehört Lehrling Schattmann zu den Leuten, die versiert mit Traktor und Co umgehen: „An meinem Beruf liebe ich den Umgang mit dieser schweren Technik und die Tatsache, dass ich ständig in der Natur unterwegs bin.“