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Ausbildung Weniger Azubi-Pendler

Die Zahl der Lehrlinge,die ihre Ausbildung in anderen Regionen machen, ist drastisch zurückgegangen.

Von Falk Heidel 14.09.2016, 07:00

Burg/Genthin l  Das zeigt eine aktuelle Datenauswertung der Magdeburger Arbeitsagentur. Während im Juni 2010 noch 772 junge Leute für ihre Ausbildung in eine andere Region pendelten, waren es im Juni 2015 nur noch 446.
Die meisten Lehrlinge fahren in die Landeshauptstadt (221), nach Anhalt-Bitterfeld (27) und in die Börde (27). "Es sind deutlich weniger Pendler, weil die beruflichen Chancen im Jerichower Land besser geworden sind", sagt Agentur-Sprecherin Jana Echternach. Der Rückgang hat natürlich auch demografische Ursachen. Die Zahl der Auszubildenden sinkt generell. "Allein in Sachsen-Anhalt um ein Drittel innerhalb von fünf Jahren", erklärt Matthias Kaschte. Er ist Chef der Magdeburger Arbeitsagentur, die auch das Jerichower Land betreut. Auf der anderen Seite machen sich immer weniger junge Menschen wegen der Ausbildung auf die Reise, weil sie in der Heimat wirklich gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung und einen guten Start ins Berufsleben vorfinden."
Aber auch die Zahl der Jugendlichen, die zur Ausbildung ins Jerichower Land kommen, ist kleiner geworden. Kamen 2010 noch 386 Auszubildende aus anderen Regionen, so waren es 2015 nur noch 264. Ein Rückgang von 32 Prozent. Die meisten einpendelnden Auszubildenden kommen aus der Landeshauptstadt Magdeburg (100), der Börde (37) und dem Salzlandkreis (23).
Laut dem Burger Berufsschulleiter Stefan Bruns absolvieren in seinem Haus an der Magdeburger Chaussee aktuell 1472 Jugendliche den theoretischen Teil ihrer Ausbildung. Die große Mehrheit wohnt auch im Jerichower Land, nämlich 1100. Insgesamt 300 junge Menschen wohnen in den Nachbarkreisen. 60 weitere kommen aus Thüringen, Brandenburg und Berlin in die Kreisstadt des Jerichower Landes. Betroffen sind hauptsächlich Notarfachangestellte und Elektoniker. Ausgebildet werden an der Schule zudem unter anderem: Forstwirte, Erzieher, Altenpfleger, Tischler, Bürokaufleute oder eine zweijährige Fachoberschule.
Mit Blick auf die Ausbildungsfirmen sagt Agentur-Chef Kaschte: "Das Anwerben von Jugendlichen aus anderen Regionen kann nicht die einzige Strategie sein. Unternehmer müssen noch aktiver neue Zielgruppen ansprechen, etwa Leistungsschwächere, junge Menschen mit Behinderung, Migranten und Flüchtlinge. Wo es nicht ohne spezielle Unterstützung geht, gibt es fachliche Hilfen und Fördermittel bei der Arbeitsagentur.
"Unsere Handwerksmeister sind durchaus bereit, auch Kompromisse einzugehen", sagt Handwerkerschafts-Geschäftsführerin Diane Sommer: "Aber allzu oft erfüllen die junge Bewerber nicht mal die Mindestanforderungen. Und dann kann es für ganz kleine Betriebe menschlich und wirtschaftlich schwierig werden."
Eine gute Möglichkeit, wie künftige Azubis und Handwerksfirmen zueinander finden, sind aus ihrer Sicht Projekttage an Schulen: "Da haben wir bereits gute Erfahrungen gesammelt, unter anderem in Burg." Solche schulischen Maßnahmen seien eine perfekte Ergänzung zu den großen Berufsmessen.
Beste Chancen für eine ambitionierte berufliche Karriere bietet eine handwerkliche Ausbildung mit Abitur, meint Diane Sommer: "Danach können die Absolventen immernoch ein Studium aufnehmen und die Position des Geschäftsführers anstreben." Die Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde vertritt mehr als 1000 Betriebe zwischen Schönebeck und Genthin.
Derzeit klafft die Schere zwischen Bewerbern und Stellen immer weiter auseinander. Für das aktuelle Ausbildungsjahr haben sich 450 Jugendliche bei den Arbeitsagenturen in Burg und Genthin um eine Ausbildungsstelle beworben. Auf der anderen Seite haben Unternehmen fast 500 Stellen gemeldet. Auf jeden Bewerber kommt rechnerisch mehr als eine Ausbildungsstelle.
Der Fiskus beteiligt sich an den Fahrtkosten zum Ausbildungsbetrieb mit der Pendlerpauschale von 30 Cent je Kilometer. Für den Weg zur Berufsschule gibt's sogar doppelt so viel. Die Berechnung:
Arbeitstage multipliziert mit den Kilometern (einfache Fahrt) multipliziert mit 0,30 Euro ergeben die Fahrtkosten. Egal, ob der Weg zu Fuß oder mit dem Auto zurückgelegt wird: Die Pendlerpauschale kann immer von der Steuer abgezogen werden.