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AusgangsbeschränkungZu nah, zu wenig Abwechslung

Wie auch in Deutschland sind Burger und Genthiner gezwungen, großteils Zuhause zu bleiben. Das kann zu Familienkonflikten führen.

Von Nicole Grandt 29.03.2020, 00:01

Burg l Das Coronavirus ist ein Thema, das derzeit das Leben eines jeden beeinflusst. Sei es bei der Arbeit, der Freizeitgestaltung, aber eben auch in der Familie.

„Durch das Kontaktverbot sind Familien dazu gezwungen soziale Kontakte und Außenaktivitäten weitestgehend einzuschränken. Dies stellt viele Familien vor große Herausforderungen und birgt das Risiko, dass das Familienklima angespannter ist und Situationen schneller eskalieren können“, so Alexandra Radtke, Leiterin des Beratungszentrums des Paritätischen in Burg. In dem Zentrum werden unter anderem Beratungen zu Erziehungs- und Familienfragen angeboten ebenso wie die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung.

Doch wie können sich Spannungen vermeiden lassen? Derzeit herrscht große Unsicherheit, wann die Maßnahmen, die eine schnelle Ausbreitung des Virus vermeiden sollen, enden werden und welche Folgen diese Krise haben wird. Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft und fürchten beispielsweise um ihren Arbeitsplatz. Diese Anspannung kann sich auch innerhalb der Familie entladen. Für diese Menschen hat das Beratungszentrum einige Tipps, um das Familienleben, das derzeit gezwungenermaßen deutlich enger abläuft, entspannter zu gestalten. „Behalten Sie eine Tagesstruktur bei“, rät Alexandra Radtke. „Struktur gibt Eltern und ihren Kindern die nötige Orientierung und das Gefühl von etwas Normalität.“ Auch hält sie es für sinnvoll, kreativen Tätigkeiten nachzugehen. „Trotz der medialen Beschäftigungsmöglichkeiten in der heutigen Zeit kann es Abwechselung bieten, die Kinder und sich anderweitig zu beschäftigen. Wenn man sich an die eigene Kindheit zurück erinnert und überlegt, was man selbst gern gespielt hat, kann man eine Menge Ideen sammeln. Alternativ gibt es auch Angebote im Internet. Möglich wäre, die Kinder beim Kochen oder Backen mit einzubinden, sich mit ihnen Experimente zu überlegen, gemeinsam Geschichten zu erfinden, alte Brettspiele oder Karten wieder zu aktivieren, das Bastelzeug wieder herauszuholen oder die Osterzeit vorzubereiten.“

Eine weitere Herausforderung, der sich Eltern momentan stellen müssen, ist der Ausfall des Schulunterrichts. Zwar stellen viele Lehrer den Kindern digital Lernmaterialien zur Verfügung, allerdings ersetzen diese nicht den Unterricht, wie ihn die Kinder normalerweise gewohnt sind. Und ein kompletter Ersatz des Unterrichts durch die Eltern sei auch gar nicht erforderlich, meint die Beratungsstellenleiterin. „Man sollte nicht versuchen, die Schule zu imitieren. Es ist ratsam sich die bereitgestellten Materialien der Schulen anzusehen, jedoch wird es Eltern und Kinder in enorme Stresssituationen versetzen, wenn sie anstreben die Schulzeiten zu Hause umzusetzen. Das Lernen sollte vielmehr in angepasster Form in den Alltag eingebaut werden. Eine sehr gute Alternative bieten weiterhin Lern-Apps, die es im Internet in den vielfältigsten Formen gibt.“

Auch wenn es ratsam ist, derzeit so viel wie möglich im Zuhause zu bleiben, wenn kein wichtiger Grund vorliegt, die Wohnung zu verlassen, findet es Alexandra Radtke wichtig, dass frische Luft und Bewegung dennoch nicht zu kurz kommen. Denn diese seien sehr wichtig für das Wohlbefinden. „Trotz des Kontaktverbotes sind Sport und Bewegung mit den Angehörigen des Haushaltes weiterhin möglich. Man sollte jedoch auf verantwortungsbewussten Abstand zu den Mitmenschen achten. Angestaute Energie loswerden, den Kreislauf in Schwung bringen und die Sonne genießen, lassen das Wohlbefinden steigen und können entspannend wirken.“

Aber auch wenn ein Spaziergang oder etwas Sport an der frischen Luft empfehlenswert sind, rät Alexandra Radtke davon ab, mit der Familie in den Supermarkt zu gehen. „Der Einkauf sollte im Moment kein Familienausflug werden“, mahnt die Beratungsstellenleiterin. „Gerade derzeit ist der Einkauf eine nervenaufreibende Prozedur.“ Allerdings sollte man sich nicht von Hysterie anderer Kunden anstecken lassen und das einkaufen, was die Familie benötigt. „Um die Einkaufssituation etwas zu entzerren, empfiehlt es sich ohne die Kinder einkaufen zu gehen, wenn dies möglich ist. So können die Eltern die ohnehin herausfordernde Situation etwas entspannter und geordneter angehen“, so Radtke weiter.

Allerdings kann es dennoch dazu kommen, dass es in Familien zu Reibungen kommt. Dann ist es an der Zeit sich Hilfe zu suchen. „Wenn man merkt, dass sich die Situation in der Familie zuspitzt und die Eltern an ihre Grenzen kommen, dann gibt es regionale und überregionale Anlaufstellen, an die sie sich wenden können“, erklärt sie.

Wer beispielsweise Hilfe in den Bereichen Familie und Erziehung benötigt, kann sich an die telefonische Beratung des der Burger Beratungsstelle wenden. „Die persönlichen Beratung, Gruppenveranstaltungen und die Krabbelgruppe können derzeit nicht stattfinden“, so Radtke.

Auch bei Fragen zur Schwangeren- oder Schwangerenkonfliktberatung hat, ist die Beratungsstelle Ansprechpartner.

Hilfe für Familie und Erziehung, Tel. 03921/4939, montags zwischen 9 und 12 Uhr sowie 14 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr und mittwochs und freitags zwischen 9 und 12 Uhr.