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Bahnschranke Keine Lösung für lange Schließzeiten

Warum sind die Wartezeiten am Bahnübergang Heyrothsberge so lang und lässt sich das ändern? Die Deutsche Bahn sieht die Schuld beim Land.

Von Anke Reppin 23.04.2020, 10:00

Biederitz l In der Einheitsgemeinde Biederitz mehre sich der Unmut über die Schließzeiten der Schranken am Bahnübergang in Heyrothsberge, schreibt der Landtagsabgeordnete Markus Kurze (CDU) Ende Februar an den für Sachsen-Anhalt zuständigen Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn, Martin Walden. „Der geschlossene Bahnübergang führt zu einem unangemessenen Rückstau bis in die Nachbargemeinden und sorgt für regelrechte Verkehrsbehinderungen“, schreibt Kurze weiter. Ein zügiger Verkehrsfluss sei für die vielen Pendler aber unverzichtbar.

Die Umfahrung der Schrankenanlage führe zudem zu Überlastungen der Ausweichrouten und stelle aus diesem Grund „keine Option“ dar. Markus Kurze spielt damit darauf an, dass viele ortskundige Autofahrer wegen der langen Schließzeiten die etwas längere Strecke durch die Ortschaft Biederitz wählen. Sie fahren „hintenrum“ durch den Herrenkrug oder biegen bei Heyrothsberge ab, um dann durch den Ort und hinter der Heyrothsberger Schranke wieder auf die Bundesstraße zu fahren. Oder umgekehrt. Das sorgt innerhalb der Ortschaft täglich für ein hohes Verkehrsaufkommen.

Nun komme demnächst durch die Sanierung der Fahrbahn auf Höhe des Magdeburger Kreuzes eine weitere Großbaustelle auf der Autobahn 2 hinzu, so Kurze. Er vermutet, dass dann das „Verkehrschaos auf der offiziellen Umleitungsstrecke über die Bundesstraße 1 perfekt“ sei.

„Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Effektivität der Schließzeit der Schrankenanlage durch die Deutsche Bahn evaluiert werden kann und gegebenenfalls Anpassungen der Schließzeiten vorgenommen werden können“, richtet der Landtagsabgeordnete seine Bitte an die Deutsche Bahn.

Konzernbevollmächtigter Martin Walden bestätigt in seiner Antwort die „zweifelsohne langen Schließzeiten“ am Heyrothsberger Bahnübergang. Auf welche Weise die Regelung der Schließzeiten erfolgt, hänge von der Lage eines Bahnüberganges ab, so Walden. So gebe es Bahnübergänge, die auf freier Strecke liegen. Bei denen regelt der ankommende Zug in einem gewissen Abstand das Schließen und Öffnen der Schranken. Diese Bahnübergänge hätten „relativ kurze Schließzeiten“. Dies sei bei einem Bahnübergang, der nah an Bahnhöfen liegt, wie dem in Heyrothsberge, nicht möglich, bedauert der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn. Durch die Nähe zu den Bahnhöfen Königsborn und Biederitz, sei die Schrankenanlage in die Stellwerke beider Bahnhöfe integriert. In Biederitz für in Richtung Dessau fahrende Züge und in Königsborn für in Richtung Magdeburg fahrende Züge.

„Im konkreten Fall bedeutet das, der Schließvorgang startet, wenn der Fahrdienstleiter eine Fahrstraße anfordert“, erklärt der Pressesprecher der Deutschen Bahn AG für Sachsen-Anhalt, Jörg Bönisch. Eine Fahrstraße sei ein gesicherter Fahrweg für den Zug. Beim Einstellen dieser Fahrstraße würden Weichen und Bahnübergänge in eine Stellung gebracht, die es dem Zug ermöglicht, eine Fahrstrecke so zu passieren, dass kein anderer Zug diesen Fahrweg kreuzt oder auf demselben Gleis entgegen kommt.

Eine in zwei Stellwerke integrierte Anlage verursache „grundsätzlich lange Schließzeiten“, schreibt Martin Walden in seiner Antwort an Markus Kurze. „Ursache dafür ist, dass die Schrankenschließung von beiden Stellwerken angestoßen wird und so lange bestehen bleibt, bis keine Fahrstraße mehr aktiv ist, also in einer ausreichenden zeitlichen Lücke kein Zugverkehr mehr stattfindet“, so der Konzernbevollmächtigte.

Diese „ausreichende Lücke“ im Zugprogramm hänge maßgeblich von den gefahrenen Geschwindigkeiten der Züge ab, betont Pressesprecher Jörg Bönisch. Sie könne daher nicht pauschal beziffert werden. Züge, die aus Richtung Magdeburg auf den Bahnübergang Heyrothsberge zufahren, könnten den Bahnhof Biederitz nur mit 60 km/h passieren. Das würde die langen Schließzeiten maßgeblich mitbestimmen.

Immerhin: „Da die Strecke über Köthen seit dem 1. April wieder befahrbar ist, befahren die stündlichen IC-Züge zwischen Magdeburg und Halle wieder den Regellaufweg über Köthen“, sagt Bönisch. Das entlaste die Strecke, über die der Bahnübergang Heyrothsberge führt.

Sowohl Walden als auch Bönisch betonen, dass die Anlage am Bahnübergang nach einer Erneuerung im Jahr 2018 dem Stand der Technik entspreche und „optimiert“ geschaltet sei. Die Bahn habe im Zuge der Planung der neuen Sicherungsanlage den Bund „aktiv“ auf die für Verkehrsteilnehmer unbefriedigende Situation hingewiesen, so Walden. Der Bund habe einer Beseitigung des Bahnübergangs durch eine Überführung aber aufgrund fehlender Planungssicherheit nicht zustimmen können.

Hintergrund ist laut des Konzernbevollmächtigten die ausstehende Festlegung Sachsen-Anhalts auf eine Variante der Ortsumgehung der Bundesstraße 184. Hierdurch sei nicht klar, wo der Kreuzungspunkt sein wird und, ob ein mehrspuriger Ausbau geplant ist. Die Erneuerung der Sicherungstechnik am Übergang Heyrothsberge habe deshalb 2018 unter den vorliegenden Voraussetzungen erfolgen müssen. Inklusive weiterhin langer Schließzeiten ...