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Bauarbeiten Neuer Durchlass im Altkanal

Das Wasser kann endlich wieder fließen. Der Niegripper Altkanal ist wieder an den Elbe-Havel-Kanal angeschlossen.

Von Mario Kraus 19.09.2020, 01:01

Niegripp/Burg l „Das ist wie Weihnachten“, sagt Ulf Möbius, Leiter des Außenbezirks Niegripp des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg. Der Altkanal ist heute kein übel riechendes Gewässer mehr, sondern ein ökologisches Kleinod und sicherer Hafen für viele Wassersportfreunde. Denn mit dem Einbau eines neuen, 46 Meter langen und 2,80 Meter hohen Durchlasses unterhalb der Landesstraße 52 ist auch der ungehinderte Wasseraustausch zwischen den Kanalbereichen garantiert. Und: Teil des jüngsten Projektes mit dem Namen Habitatverbund war auch die Entschlammung des Altkanals von der Landstraße (Kanalstübchen) bis zur alten Schleuse auf einer Länge von 530 Metern und die Sicherung beschädigter Böschungen. „Diese Arbeiten hatten es in sich“, sagt der zuständige Planer Konrad Spiegler. Mehr als 14 000 Kubikmeter Faulschlamm hievten die Baggerschaufeln aus dem Wasser, um eine weitere Verlandung des Gewässers zu verhindern. „Man kann jetzt schon sehen, wie sich die Natur erholt“, resümiert Oliver Uhlmann, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Ehle/Ihle, als Auftraggeber der 620 000 Euro-Investition.

Eines der kompliziertesten Teilvorhaben war indessen der Einbau des massiven Durchlasses. Schon das Anlegen einer 6,50 Meter tiefen Baugrube innerhalb des Kanalbettes sei keine alltägliche Aufgabe, so Spiegler. Die Probleme ließen auch nicht lange auf sich warten: „Während der Arbeiten stießen wir auf eine nicht tragfähige Bodenschicht unterhalb des neuen Durchlasses.“ Nur mit zusätzlichen Stabilisierungen sei es möglich gewesen, die jeweils sieben Tonnen schweren und 25 Zentimeter dickwandigen Betonelemente, die nun Jahrzehnte halten sollen, passgenau zu verlegen. Unterm Strich habe aber alles reibungslos funktioniert. „Die Tiefbaufirma Buchheister aus Genthin hat auch unter schwierigen Bedingungen eine prima Arbeit hingelegt“, bestätigt Spiegler. Und ganz nebenbei sei es gelungen, aus einem Trampelpfad im Baustellenbereich einen asphaltierten Radweg herzustellen. Mit der Pflanzung von sechs Eichen soll das Vorhaben im November beendet werden.

Einer der ersten, der den neuen Durchlass nutzte, war Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD): „Ein wichtiges ökologisches Projekt ist beendet. Jetzt kann man nur sagen: Es hat sich gelohnt. Man sieht eine interessante Mischung aus unberührter Natur und baulichen Überbleibseln aus königlich-preußischer Zeit.“ Wenn die Planungen gut weiterlaufen und die Finanzierung gesichert sei, werde in naher Zukunft auch eine Anbindung an die Elbe erfolgen. Einen Zeitplan dafür gebe es allerdings noch nicht. „Wir lassen da nicht locker“, versichert Spiegler. „Das wäre das i-Tüpfelchen.“

Die Arbeiten am Altkanal waren notwendig, weil sich der Faulschlamm in den zurückliegenden Jahrzehnten massiv aufbauen konnte. Grund: Mit Fertigstellung des Elbe-Havel-Kanals, Mittellandkanals und der Niegripper Schleuse (1938) war er für die Schifffahrt nicht mehr interessant und wirtschaftlich. Hinzu kam, dass die Böschungen durch die Kies-transporte vom Niegripper See aus stark beschädigt wurden. Vor allem mit der Dammschüttung und Abbindung vom Elbe-Havel-Kanal 1977/78 war auch der Wasseraustausch unterbunden. Jetzt ist die idyllisch Wasserstraße wieder eine Heimstätte für seltene Pflanzen und Tiere und auch ein Mekka für Angler.

Seit 2011 hatte sich die Stadt Burg um eine Sanierung des Kanalabschnittes bemüht. Erst mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die eine 100-prozentige Förderung ermöglichte, konnte das Vorhaben schließlich umgesetzt werden.