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Baumschutz Welche Bäume sind ortsbildprägend?

Nach zehn Jahren wird die Baumschutzsatzung in Gommern überarbeitet. Bürger sollen mitentscheiden, welche Bäume ortsbildprägend sind.

Von Manuela Langner 24.11.2020, 05:00

Gommern l Ein Szenario von Tausenden ortsbildprägenden Bäumen sehe die CDU-Fraktion nicht, sagte Matthias Fickel. Er ist Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses und zugleich der CDU-Fraktion im Gommeraner Stadtrat. Vielmehr rechne seine Fraktion mit etwa 50 ortsbildprägenden Bäumen in der gesamten Einheitsgemeinde, die unter besonderem Schutz gestellt werden sollten. Zur jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses präzisierte er den Antrag der CDU-Fraktion dahingehend, dass die vorhandene Baumschutzsatzung unter besonderer Berücksichtigung ortsbildprägender Bäume novelliert werden solle.

Dass die Satzung auf den Prüfstand kommt, liegt an der Fällung zweier kommunaler Bäume, über die die Stadtverwaltung im Vorfeld nicht informiert hatte. Dass das ein Fehler gewesen sei, räumte Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos) im Umweltausschuss noch einmal ein.

Aber, hielt Mario Langer (Die Linke) entgegen: Die Verwaltung habe sowohl bei der Roteiche in der Ehlestraße als auch bei der Birke in der Knickstraße begründen können, weshalb die Bäume wegmussten. Er sprach sich dafür aus, auch in der neuen Baumschutzsatzung die Regelung beizubelassen, dass Grundstücksbesitzer ihre Bäume fällen dürfen. Diese Forderung stellte auch Heino Götze (Freie Wählergemeinschaft Leitzkau/Gommern) auf - mit der identischen Begründung: Auf den Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses nicht über jeden Baum, der in der Einheitsgemeinde privat gefällt werden soll, entscheiden zu müssen. Das Rad solle in dieser Hinsicht nicht zurückgedreht werden, bestätigte Matthias Fickel.

Eine Konkretisierung dieser Regelung müsse es aber schon geben, forderte Bauamtsleiterin Sylvia Tetzlaff. Die Unterscheidung zwischen Hof und Garten müsse besser getroffen werden.

Der Hinweis auf private Grundstücke betrifft auch die ortsbildprägenden Bäume. Diese sind im CDU-Antrag enthalten. Ob sie auch beschlossen werden, wird die weitere Diskussion zeigen.

„Als Verwaltung müssen wir mit der Baumschutzsatzung vernünftig arbeiten können“, sagte Jens Hünerbein. Er fragte die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses beispielsweise, wie mit den Linden auf dem Platz des Friedens umzugehen sei. Sind diese ortsbildprägend? Und wie verhalte es sich mit dem Naherholungsgebiet bei Dannigkow? Dort mussten wegen Sturmschäden und Borkenkäferbefall inzwischen hunderte Bäume gefällt werden.

Für das Naherholungsgebiet gebe es explizit die Forderung, dort Kiefern nachzupflanzen, sprach Sylvia Tetzlaff einen weiteren Problempunkt an. Kiefern seien aus heutiger Sicht aber nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr müsse Waldumbau betrieben und langfristig ein Mischwald angelegt werden. Zur Klärung des Sachverhalts habe sich die Stadt mit dem Landkreis in Verbindung gesetzt.

Mario Langer regte eine Art Förderverein für Stadtgrün an. Vielleicht könnte es auch einen ehrenamtlichen Baumwart geben, der die Bäume im Blick behält, wie es der Wegewart des Stadtfördervereins „Wir für Gommern“ mit dem Wegenetz in der Einheitsgemeinde mache. Auf seine Feststellung, dass das vorhandene Grün nicht ausreichend gepflegt werde, fragte Jens Hünerbein zurück, wer das bezahlen solle.

Während die „Satzung zum Schutz der Bäume unter Einbindung ortsbildprägender Bäume“, wie Ramona Schmied-Hoboy (SPD/Die Grünen) das Arbeitsziel formulierte, zum Konsens unter den Ausschussmitgliedern geworden war, wurde um das Gremium, das die ortsbildprägenden Bäume bestimmen soll, länger gerungen.

Für Matthias Fickel war die Bürgerbeteiligung ein wichtiger Aspekt. Jeder Einwohner solle ortsbildprägende Bäume vorschlagen können. Für die Entscheidung, welcher Baum tatsächlich auf die Liste aufgenommen werden soll, sahen Heino Götze und Mario Langer keine Notwendigkeit für ein weiteres Gremium, wie es Matthias Fickel vorschwebte. Die Kompetenz sei in den Ortschaftsräten vorhanden, argumentierten sie. Jens Hünerbein hielt es für fraglich, ob ein derartiges Gremium rechtlich zulässig sei.

Matthias Fickel wurde für die Ortschaft Gommern als verantwortlich benannt, die Liste ortsbildprägender Bäume zu erstellen. Er kündigte an, aus jeder Stadtratsfraktion einen Gommeraner einzubeziehen. Auf seiner Sitzung im Februar sollen dem Bau- und Umweltausschuss schon Vorschläge ortsbildprägender Bäume aus den Ortschaften vorliegen.