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Bausubstanz Es müffelt im Genthiner Gymnasium

Das Genthiner Gymnasium gehört nicht zu den Vorzeigeobjekten des Landkreises. Sechs Millionen Euro sollen investiert werden.

Von Falk Heidel 30.08.2017, 06:00

Genthin/Burg l Kahle Stellen im Mauerwerk, Löcher in den Decken - es riecht feucht und muffig: Herzlich willkommen im Genthiner Bismarck-Gymnasium. Genauer, in Haus zwei, das die älteren Genthiner noch unter Hanno-Günther-Oberschule kennengelernt haben.

Schulleiter Volker Schütte kämpft um anständige Bedingungen für seine Schüler und Lehrer. Am Montag hatte er ein gutes Dutzend Gäste aus dem Kreistag im Hause. Er nutzte die Gelegenheit, um die Mängel zu benennen: „Diesen Raum habe ich gesperrt, weil er für Unterricht nicht mehr zumutbar ist“, erklärte Schütte im Keller von Haus zwei. Darin herrscht ein Klima wie im feuchten Kartoffelkeller. Die Außenwände mit den Lichtschächten zur Jahnstraße sind nicht gegen die Bodenfeuchtigkeit abgedichtet. Konsequenz: Diese Wände faulen von innen, verbunden mit den entsprechenden Gerüchen.

Das ist nur ein Teil der Probleme des Gebäudes mit den meisten Unterrichtsräumen. In den Häusern 1 (an der Seminarstraße) und 3 (ehemalige Pestalozzischule) ist in den vergangenen Jahren baulich schon einiges passiert. Landkreis-Vorstand Bernd Girke schwärmt von der Aula in Haus drei, die tatsächlich im historischen Stil aufwändig hergerichtet wurde.

Größtes Problem bleibt Haus zwei in der Mitte des Schulkomplexes. Das Dach ist in der jüngeren Vergangenheit neu gedeckt worden. Doch Schütte zufolge regnet es hin und wieder trotzdem durch. Größte Schwachstellen sind die Bereiche Heizung und Sanitär. Schütte: „Hinzu kommt, dass die Kollegen und Schüler im Sommer schon vormittags durchgeschwitzt sind, weil sich das Gebäude sehr schnell aufheizt.“ Als gefährlich stuft der Schulleiter das glatte Treppenhaus ein. Unfälle habe es dort schon gegeben: „Das gesamte Gebäude ist 20 Jahre lang vernachlässigt worden.“

„Es ist Ziel des Landkreises, dieses Gebäude in einen ähnlichen Bauzustand wie die Häuser eins und drei zu versetzen“, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD). Das gilt auch für den Schulhof zwischen den Gebäuden zwei und drei. Landkreis-Vorstand Bernd Girke bezifferte die Kosten für die Komplettsanierung des gesamten Komplexes auf sechs Millionen Euro.

Problem: Es gibt kein Fördergeld vom Land für diese Vorhaben. Begründung aus dem Landesverwaltungsamt: Zwar gibt es mit „Stark“ ein Förderprogramm für Schulsanierungen, aber die Maßnahmen in Genthin passen nicht zu den Förderrichtlinien. Deshalb will der Landkreis das Dilemma jetzt mit Eigenkapital bekämpfen. Für die nächsten beiden Jahre sind dafür eine Millionen Euro im Haushalt reserviert. Offen ist noch die Frage, welches Problem als erstes behoben werden soll. Favoriten sind aktuell Sanitär oder Heizung. Vom Tisch ist dagegen vorerst der Plan, ein Verbindungsgebäude mit Fahrstuhl zwischen den Häusern zwei und drei zu errichten.

Einen solchen Fahrstuhl soll zunächst Haus eins bekommen. Hier soll im kommenden Jahr auch die überfällige Sanierung des Schulhofes an der Seminarstraße beginnen. Im Landkreis-Haushalt sind dafür in den nächsten beiden Jahren jeweils 150 000 Euro verankert. Aber auch hier ist der Baustart vakant. Bernd Girke: „Wenn sich herausstellt, dass das Geld für Arbeiten an Haus zwei dringender benötigt wird, werden wir entsprechend flexibel reagieren.“

Unterdessen blickt Landrat Burchhardt in die Zukunft der Genthiner Schullandschaft. Er spricht von einem gemeinsamen Campus des Gymnasiums und der benachbarten Stadtmitte-Grundschule. Ideale Verknüpfung ist aus seiner Sicht das künftige Genthiner Kulturhaus, das auf dem Grundschulhof entstehen wird. Burchhardt: „Das Haus bietet unter anderem Platz für eine gemeinsame Mensa.“ Aktuell nutzen die Fünftklässler auch den Stadtmitte-Schulhof, der für die Kinder deutlich bessere Bedingungen hat als der „traurige“ Hof des Gymnasiums. Das Stichwort traurig trifft auf beide Gymnasiumhöfe zu.

Die Gebäude eins und drei sind bereits in den 90er Jahren saniert worden. Bernd Girke zufolge hat man bei Haus zwei noch abgewartet, weil damals nicht feststand, ob das Haus überhaupt erhalten werden sollte. Schulleiter Schütte: „Seit Gründung des Gymnasiums 1991 arbeiten die Kollegen in diesem Haus, das sich im desolaten Zustand befindet.“ Als „ärgerlich“ beschreibt er die Tatsache, dass „in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen versprochen und angekündigt wurden, aber danach keine Taten folgten“.

Ähnlich beschreibt er den Zustand seiner Fachkabinette: „Die sind baulich auf dem Niveau der 90er Jahre.“ Kreistagsbauausschuss-Vorsitzender Egon Buchmann (CDU) meint: „Dieses Thema wird uns in den kommenden Monaten und Jahren noch häufiger beschäftigen.“