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Bergbau Niegripper hinterfragen Sprengungen

Um Bergbauschäden und die Absenkung des Ortes ging es in Niegripp bei einer Bürgerversammlung. Viele Fragen blieben offen.

Von Thomas Höfs 28.02.2018, 06:00

Niegripp l Als unabhängig stellt sich Frank Schnürer den Niegrippern vor. Als Markscheider sei er staatlich anerkannt und geprüft, stehe allerdings auf der Lohnliste des Bergbauunternehmens K+S, erzählt er. Nach knapp 16 Jahren ist K+S wieder mit Mitarbeitern im Elbort. Nach Beschwerden über die Nebenwirkungen der Salzgewinnung in rund 900 Metern Tiefe stellt sich Frank Schnürer mit seinen Kollegen den Vorwürfen.
Viele Niegripper beobachten eine Zunahme der Risse in ihren Häusern seit das Unternehmen wieder aktiv Salz unter Niegripp abbaut. Um das Material aus dem Berg zu lösen, wird Sprengstoff eingesetzt. Mehrmals täglich rumort es im Untergrund. Zwischen 30 und 50 Kilogramm des Explosivmaterials werde dann gezündet, erläutert Frank Schnürer. Die Auswirkungen an der Oberfläche seien allerdings gering, zeigt er auf Diagrammen. Messungen und Berechnungen hätten ergeben, dass auf die Gebäude an der Oberfläche wirkenden Schwingungen weit unter der Grenze liegen, bei der Schäden zu erwarten wären.
Wenn die Bürger aber der Meinung seien, der Bergbau verursache Schäden an ihrem Haus, könnten sich die Leute direkt an das Unternehmen wenden, erläutert er. Es gibt dafür sogar einen Ansprechpartner. Nach dem Bergrecht muss das Unternehmen dann beweisen, dass der Bergbau nicht die Ursache der vermuteten Schäden ist. "Wir setzen dazu unabhängige Gutachter ein", so Schnürer.
Die Stimmung im Sportlerheim ist aufgeladen. Schon als Frank Schnürer davon berichtet, dass nach einer Beschwerde die erste Sprengung am Morgen von 5 auf 6 Uhr verschoben wurde, regt sich Widerstand. "Heute morgen um 5.10 Uhr wurde gesprengt", sagt eine Bürgerin. Andere haben die Erschütterung ebenfalls gespürt. Nicht einig werden sich die Vertreter von K+S und die Niegripper auch über die letzte Sprengung am Abend. Während Frank Schnürer erklärt, dass um 21 Uhr Schluss sei, nehmen die Niegripper regelmäßig Sprenggeräusche und Erschütterungen nach 22 Uhr wahr.
"Mit den Sprengungen kann ich leben. Unser größtes Problem sind die Senkungen", sagt Ulf Möbius. In den kommenden Jahrzehnten schließen sich die von den Bergleuten geschaffenen Hohlräume langsam wieder. "Das Salz verhält sich wie Knete", erklärt Frank Schnürer. Der Druck des Gebirges lässt die Hohlräume verschwinden. Aktuell sinke das Gebiet mit rund einem Zentimeter pro Jahr, erklärt er.
Das könne für die Hausbesitzer in der Elbortschaft noch zu einem Problem werden, schätzt Ulf Möbius ein. Denn die sinkenden Häuser nähern sich damit dem hoch stehenden Grundwasser immer mehr an. Hausbesitzer, die einen Keller haben, müssten in den kommenden Jahrzehnten damit rechnen, dass ihre Keller feucht werden, warnt er.
Niegripp habe durch seine Lage an der Elbe und der umgebenden Wasserfläche eine ganz besondere Lage und Situation. Zwar hat K+S die Deiche an der Elbe erhöhen lassen, weil sie mit dem Gelände sinken. Auf die Frage nach möglichen Wasserschäden an den Gebäuden ist Frank Schnürer aber nicht vorbereitet. "Ich habe das nur der Vollständigkeit halber erwähnt, dass sich das Gelände senkt", sagt er.
In den nächsten 80 Jahren rechnet das Unternehmen damit, dass sich das unterhöhlte Gebiet östlich der Elbe um mehr als einen halben Meter senken wird.
Angesprochen wird an dem Abend auch der vom Unternehmen geprüfte Abbau von Hartsalzen. Dazu können die Vertreter allerdings noch keine Aussage treffen. Der Konzern wolle dies nicht, sagt Frank Schnürer. Dann wäre 2019 der Bergbau zu Ende.