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Bestattung Keine letzte Ruhe im Wald

Wer im Wald eine Bestattungsanlage einrichten möchte, darf nicht darauf hoffen, dass die Stadt Möckern dafür die Trägerschaft übernimmt.

Von Stephen Zechendorf 06.11.2016, 06:00

Möckern l Das Thema hatten Möckerns Stadträte in ihrer jüngsten Stadtratssitzung auf dem Tisch. Ein Waldbesitzer aus der Region hatte bei der Stadtverwaltung beantragt, auf seinem eigenen Waldgrundstück einen Begräbniswald als Alternative zu den kommunalen Friedhöfen zu errichten. Dazu hatte er einen Vertrag mit der „RuheForst“ GmbH geschlossen, die sich auf diese naturnahe Bestattungsform spezialisiert hat. Deren Konzept sieht vor, dass Wälder zu Ruheforsten mit sogenannten Ruhebiotopen gemacht werden. Hier können sich Einzelpersonen, Familien und Lebensgemeinschaften an Bäumen oder anderen Naturelementen in biologisch abbaubare Urnen bestatten lassen. Die Ruhezeit wird mit 99 Jahren angegeben.

Laut Internetseite des Anbieters bedarf eine solche Waldbestattungsanlage keiner Pflege: „Eine Grabpflege ist im ,RuheForst‘ weder nötig noch erwünscht: Das Erscheinungsbild des alten Laubwaldes soll erhalten bleiben; die Grabpflege übernimmt die Natur. Verpflichtungen zur Grabgestaltung für die Angehörigen entfallen somit.“ Namenstafeln zum Gedenken seien möglich, heißt es weiter.

In Deutschland dürfen nur Kommunen oder Kirchen als Anstalten öffentlichen Rechtes die Trägerschaft über einen Friedhof übernehmen. So muss die zuständige Kommune einen solchen „Ruhe-Forst“ ausweisen und eine Friedhofssatzung erlassen. Notwendig werden gegebenenfalls auch Änderungen im Flächennutzungsplan.

Die Möckeraner Verwaltung hatte den Stadtratsmitgliedern deshalb drei Möglichkeiten für eine Grundsatzentscheidung unterbreitet, wie künftig mit solchen Anliegen umzugehen sei. Erstens: Die Stadt lehnt die Übernahme der Trägerschaft für private Waldbestattungsanlagen im Stadtgebiet ab, weil sie ihre Pflichten im Bestattungsgesetz vollumfänglich erfüllt.

Zweitens: Die Stadt geht auf das öffentliche Interesse an weiteren individuellen Bestattungsformen ein. Dazu solle der Bürgermeister beauftragt werden, die Möglichkeiten des Betreibens alternativer Bestattungseinrichtungen durch private Grundstückseigentümer zu prüfen. Voraussetzung sei, dass der Stadt bei geringem Risikoeinsatz keine Kosten entstehen.

Nach Einschätzung des Antragstellers kommen auf die Stadt Möckern im Falle einer Übernahme der Trägerschaft keine Kosten oder Aufwände zu. Im Gegenteil, es werden Einnahmen aus der anfallenden Gewerbesteuer in Aussicht gestellt.

Die Stadträte stimmten letztlich für die dritte Variante: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Möglichkeit von Baumbestattungen auf den kommunalen Friedhöfen zu prüfen. Voraussetzung hierfür ist die Verwendung von Urnen und Aschekapseln aus verrottungsfähigem Material.“ Nach Einschätzung der Stadtverwaltung kämen hier beispielsweise die Friedhöfe in Möckern, Grabow, Reesdorf, Stegelitz, Schweinitz und Rietzel. Entweder unter Nutzung des vorhandenen Baumbestandes oder durch Neuanpflanzungen.

Stadtratsvorsitzender Holger Blumhagel konnte sich nach der Abstimmung einen Hinweis nicht verkneifen: „In Räckendorf haben wir gerade erst genau so einen Friedhof im Wald geschlossen.“