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Besuch Herzensgrüße aus Fernost

Es ist die Geschichte einer langen Freundschaft: Der Botschafter der Mongolei in Deutschland war in Heyrothsberge.

Von Andreas Mangiras 20.12.2017, 00:01

Heyrothsberge l Brigitte Griehl hatte die Kaffeetafel liebevoll weihnachtlich hergerichtet. Besonderer Besuch hatte sich angekündigt - doch recht überraschend. Dass es mongolische Gäste sein würden, das musste die Heyrothsbergerin nicht aus der Fassung bringen. Seit fast 35 Jahren kennen sie und ihr Mann Peter (beide 76) Mongolen, obwohl sie noch nie da waren - in diesem fernöstlichen Land. Mit Vanchinsuren Enkhtur (55), einem gebürtigen Mongolen, sind sie seit damals aufs Engste befreundet.

Dienstagmittag fuhren zwei schwarze Limousinen am kopfsteingepflasterten Fuchsberg vor. Botschafter Dr. phil. Damba Ganbat überbrachte den beiden Heyrothsbergern Weihnachts- und Dankesgrüße vom mongolischen Staatspräsidenten der Mongolei, Khaltmaa Battulga.

Schuld war Vanchinsuren Enkhtur. Er hatte in den 1980er Jahren in Magdeburg Maschinenbau studiert. Khaltmaa Battulga kennt er von kleinauf. „Wir sind beide Ringer, er sogar Weltmeister.“

Griehls lernten Vanchinsuren Enkhtur kennen, als er einmal einfach aufs Geratewohl von Magdeburg nach Heyrothsberge kam. Er hatte Teeservices dabei - und klingelte an Haustüren. Griehls öffneten. Brigitte Griehl zeigt im Wohnzimmer auf ein kleines Beistelltischchen. Auf ihm steht ein mongolisches Teeservice in blau. „Das ist noch von damals. Wir baten Enkhtur herein. Er blieb zum Essen.“ Für den jungen Mongolen wurden Griehls zur zweiten Familie. Fern der Heimat.

Im Sommer 1990 war er mit seinem Freund Khaltmaa Battulga wieder in Deutschland. Es war Fußball-Weltmeisterschaft - zwar in Italien. Aber auch in Magdeburg war viel los. In der Stadt gerieten die beiden Mongolen in eine Gruppe Skinheads. Die tickten aus und attackierten die Ausländer. Diese gewalttätige Feindseligkeit fuhr den jungen Mongolen gewaltig in die Knochen. „Wir hatten Angst.“ Vanchinsuren Enkhtur fuhr mit seinem Freund nach Heyrothsberge. Griehls wurden ihre Zuflucht.

„Wer konnte damals ahnen, dass wir hier einen künftigen mongolischen Staatspräsidenten beherbergt haben“, wundert sich Peter Griehl. Seine Frau und er sind tief ergriffen. „Es ist eine außerordentliche Begegnung.“ Seine Augen füllen sich mit Tränen.

Botschafter Damba Ganbat hebt die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen hervor. Sein Präsident sei auch einmal ein ganz normaler Bürger gewesen. Geblieben seien Werte wie Freundschaft und Dankbarkeit.

„Über sieben Brücken musst Du gehen“ hebt Vanchinsuren Enkhtur an der Kaffeetafel an zu singen. Der alte Karat-Titel sagt ihm, das Leben hat Höhen und Tiefen und immer eine Hoffnung.

Griehls sind heute Rentner. Er war Ingenieur, sie Drogistin. Ihnen geht es gut. Sie treiben Sport, viel Tennis zum Beispiel. „Wir essen gern gut, aber wenig“, sagt Peter Griehl.

„Die Mongolei, das wäre ein Traum“, schwärmt Brigitte Griehl. Bis Moskau waren sie schon. Mit ihrem mongolischen Freund besuchten sie dort seine Schwester.

„Wir planen da etwas“, grient Vanchinsuren Enkhtur. „In der Mongolei leben viele Deutsche.“ Er selbst ist inzwischen auch Deutscher, lebt mit Familie in Berlin. Seine Verbindung zu Deutschland geht schon auf den Vater zurück. Deutsche Geologen hatten ihn einst fotografiert. In Farbe. Sein Vater ist lange tot. Das Bild besitzt die Familie bis heute. Seine Mutter ist 105 Jahre alt.

Dass die mongolischen Gäste Pläne mit Griehls haben, bestätigen Botschafter Damba Ganbat und sein Gesandter Demchig Tegshjargal. Nächstes Jahr könnte es eine Einladung geben. Vom Staatspräsidenten.

Botschafter Damba Ganbat will wiederkommen nach Heyrothsberge, „aber dann privat, ohne Presse“. Es geht ums Zwischenmenschliche.