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Abfallentsorgung Wobau: Müll mit zweierlei Maß gemessen

Die Berechnungen der Kosten für die Müllentsorgung bei der Wohnungsbaugesellschaft Möckern verärgern die Bewohner.

Von Stephen Zechendorf 03.11.2017, 00:01

Möckern l Während bei Wohnungen im Hohenziatzer Weg die Zahl der Bewohner einer Wohnung ausschlaggebend ist, wird in Wohnblocks der Waldstraße die Wohnungsgröße für die Berechnung der Müllgebühren herangezogen. Zu den betroffenen Mietern in der Waldstraße zählt auch Ursula Schmied. Sie lebt seit 1983 in der Wohnung. Für ihre 66 Quadratmeterwohnung hat sie im Jahr 2017 immerhin 206 Euro berappen müssen. In einer vergleichbar großen Wohnung im Hohenziatzer Weg würden nur etwa 40 Euro fällig, hat Ursula Schmied bei Bekannten recherchiert.

„Warum muss eine dreiköpfige Familie in einer Wohnung im Hohenziatzer Weg weniger bezahlen, als ich alleine?“, ärgert sich die Mieterin: „Die produzieren zu dritt doch viel mehr Müll als ich.“ Ihr Nachbar Wolfgang Meyer fügt hinzu: „Für die Nachbarwohnung mit vielleicht vier Bewohnern in unserem Block bezahle ich da doch deren Müllabfuhr mit.“

Zu dem Thema von der Volksstimme befragt, erklärt der Geschäftsführer der Wobau, Gerald Köhler: „Die Umlage der Müllgebühren nach Quadratmetern ist generell gebräuchlich und für uns auch praktikabler. Es wäre schwer, immer wieder abzufragen, wieviele Menschen denn in den Wohnungen tatsächlich leben“, so der Wobau-Chef. „Die Regelung im Hohenziatzer Weg, wo nach Personenanzahl berechnet wird, ist eine Ausnahme, die aus unbekannten Gründen noch von der früheren Geschäftsführung getragen wurde.

Derzeit bereitet man in der Wohnungsbaugesellschaft vor, dass auch im Hohenziatzer Weg eine quadratmeterbezogene Müllabrechnung eingeführt werden soll. „Gerecht sind beide Varianten nicht“, räumt Köhler ein. Die Berechnung nach Wohnungsgröße werde getragen von dem Grundsatz: „Wer sich eine große Wohnung leisten kann, kann sich auch die Müllgebühren leisten“.

Die Kosten der Müllentsorgung gehören laut Wobau-Geschäftsführung mit steigender Tendenz zu den kostenintensivsten Positionen bei den Betriebskosten.

„Die Kosten werden in erster Linie von den Volumina der bereitgestellten Müllbehälter beeinflusst, die regelmäßig geleert werden müssen. Erfahrungsgemäß sollten im Durchschnitt pro Person und Woche etwa acht Liter Müll anfallen“, heißt es in einem Schreiben an die Mieter. Darin macht die Wobau den Mietern eine Rechnung auf, in der das Müllaufkommen von Waldstraße und Hohenziatzer Weg verglichen wird: Demnach hat die Waldstraße ein deutlich höheres Müllaufkommen als der Hohenziatzer Weg: 32 Liter pro Person in den Hauseingängen Waldstraße 6 a - c und sogar 81 Liter in der Waldstraße 20 a - c stehen einem Müllbehältervolumen von 12 bis 21 Litern/Person im Hohenziatzer Weg gegenüber.

„Das höhere Behältervolumen in der Waldstraße führt zu entsprechend höheren Betriebskosten für die Bewohner, unabhängig davon, welcher Verteilerschlüssel angewandt wird“, heißt es aus der Wobau-Zentrale am Hohenziatzer Weg.

Man könne nicht einfach Müllbehälter in der Waldstraße entfernen, um Kosten zu reduzieren, weil dann die verbleibenden Mülltonnen nicht mehr ausreichen würden.

In der Wobau-Zentrale fragt man sich, weshalb wohl in der Waldstraße mehr Mülltonnen nötig sind als üblich. Hört man sich im Waldstraßenviertel um, hört man die Vermutung, dass all jene, die ihre Betriebskosten nicht selber zahlen müssen, weniger Sorgfalt beim Mülltrennen walten lassen.

Als Lösung wird hier gefordert, das jeder Haushalt in den Wohnblocks seine eigene, abschließbare Mülltonne bekommen solle.

Wie ungerecht die Abrechnung nach Quadratmetern sein kann, zeigt eine andere Rechnung, welche die Wobau ihrer Mieterin Ursula Schmied zugeschickt hat. Im Jahr 2015 wurde sie darüber in Kenntnis gesetzt, dass auch in ihrer Wohnung Rauchmelder eingebaut werden sollen, Kosten pro Stück zehn Euro. Zwei solcher Signalgeber hängen seitdem in ihrer Wohnung. Die Rechnung weist aber 25,51 Euro aus. Erklärung: die Gesamtkosten für die Rauchmelder wurden entsprechend der Quadratmeter auf die Mieter verteilt.