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Bildung An Pareyer Schule sitzen alle in einem Boot

Nur 250 Kinder besuchen die Sekundarschule „An der Elbe“ in Parey. Damit ist die Schule vergleichsweise klein.

Von Madlen Bestehorn 01.12.2018, 00:01

Parey l Nicht jede Schule im Jerichower Land besitzt ein eigenes Paddelboot – genau gesagt sogar nur eine: Die Sekundarschule „An der Elbe“ in Parey. Etwa eine halbe Klasse findet Platz im schmalen Kajak. „Das ist eine gute Teambildungsmaßnahme“, erklärt Kerstin Härtel, stellvertretende Schulleiterin. „Die Schüler merken schnell, dass sie nur gemeinsam vorwärts kommen und das Steuern gar nicht so einfach ist.“ Das Boot mit dem Namen „school on tour“ gehört der Schule und wurde mit Fördermitteln vom Land Sachsen-Anhalt finanziert. Der örtliche Bootsverein „Mühlensee“ stellt das Kajak kostenlos bei sich unter.

Die Idee zum Kajak stammte von Aileen Lemme, Schulsozialarbeiterin an der Sekundarschule in Parey. Sie ist Mitarbeiterin der Rolandmühle Burg, täglich in Parey im Einsatz. Über Lemme, die beim Volksstimme-Termin nicht anwesend sein konnte, sagt Schulleiter Ingo Koch: „Sie hilft uns sehr – wenn die Schüler private Probleme haben oder auch Lehrer mit Fragen kommen.“ Auch im Unterricht unterstütze sie die Schüler – etwa dann, wenn ein Schüler, der Probleme mit der Konzentration habe, eine Klassenarbeit in einem separaten Raum schreibt, so Koch.

Als erste Schule in Sachsen-Anhalt wurde die Pareyer Sekundarschule in diesem Jahr mit dem Titel „Digitale Schule“ ausgezeichnet. Technisch ist sie bestens ausgestattet: mit modernen Smart Boards, zusätzlich zur klassischen Schultafel. „Jeder Lehrer bekommt eine entsprechende Fortbildung, um die Großbildschirme richtig zu bedienen“, erklärt Schulleiter Koch. Diese werden vom Landkreis bezahlt. „Das gehört zum Paket dazu, sonst bringt die modernste Technik nichts“, bestätigt Andreas Giebel, Sachgebietsleiter Schulen des Landkreises Jerichower Land. Auch über soziale Medien und die Risiken werden die Schüler der fünften Klasse aufgeklärt – von Mitarbeitern der Polizei.

Nicht nur digital, auch analog funktioniert das Lernen: Auf den Sprachreisen nach England. Alle zwei Jahre fahren die Schüler der neunten und zehnten Klasse nach London oder Hastings. In diesem Jahr sind 40 Schüler dabei, die in Gastfamilien die englische Kultur kennenlernen wollen. „Durch die Unterbringung sind sie gezwungen, auch selbst ein bisschen Englisch zu reden“, erklärt Dreweck.

Dank des Engagements mehrere Mütter und Väter können in der Ganztagsschule Arbeitsgemeinschaften (AGs) wie die Töpferfirma „Elbkids“, eine Fahrradwerkstatt sowie eine Foto- oder Roboter-AG angeboten werden. Der Vater eines Schülers leitet gar die Schülerbank „Wir“, bei der der Umgang mit Geld trainiert wird. „Es ist schön, dass vor allem die Jüngeren in AGs ihrer Kreativität freien Laufen lassen können“, sagt Schulsprecherin Fabienne Hoffmann.

Auch mit dem örtlichen Jugendclub, der direkt neben der Sekundarschule liegt, arbeite man gut zusammen, so Koch. Einmal im Jahr organisiert jener eine Fahrt – in diesem Jahr nach Leipzig. Auch ein sogenanntes Deeskalationstraining erhält jeder Schüler ab der fünften Klasse.

Ein Kampfsporttrainer zeigt den Schülern einen Tag lang, wie sie sich gegen Angriffe wappnen können. Fabienne Hoffmann dazu: „Es ist auch eine teambildende Maßnahme –aber nach dem Training ist man schon k.o., es ist wirklich anstrengend“, erzählt sie.

Nur 20 Lehrer unterrichten die insgesamt 250 Sekundarschüler. „Wir wünschen uns engagierte, gut ausgebildete Lehrer, vor allem für die Naturwissenschaften“, sagt Schulleiter Koch. Momentan bekomme die Schule nur Seiteneinsteiger zugewiesen, erklärt er weiter. Das heißt, Lehrer, die zwar einen Hochschulabschluss haben, jedoch in einem anderen Fach. So übernimmt der studierte Sportlehrer derzeit den Biounterricht.

Offene Wünsche gibt es ebenfalls mit Blick Schulgebäude und -hof. „Die Schüler wünschen sich, dass der Schulhof schöner wird“, sagt Fabienne Hoffmann. Nach der energetischen Sanierung, bei der etwa die Fenster getauscht wurden, stehe als Nächstes die Sanierung der Aula an, so Koch. Andreas Giebel dazu: „Der Landkreis hat die Wünsche der Schule auf der Agenda.“ Die Schulhofsanierung solle nach Möglichkeiten in den nächsten Jahren passieren.

Einen besonderen Wunsch hat der Schulleiter: „Ich wünsche mir digitale Bücher auf Tablets – damit die Schüler nicht so schwer schleppen müssen“, erklärt er. Dafür brauche man aber schnelleres Internet. Ein weiterer Punkt auf der Liste von Andreas Giebel.