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Bürger machen mobil Initiative gegen neue Windräder

Eine Bürgerinitiative aus Woltersdorf wendet sich gegen die Errichtung neuer, noch größerer Windräder am Rande ihrer Ortschaft.

Von Anke Reppin 05.09.2020, 01:01

Woltersdorf/Körbelitz l Das Unternehmen Boreas Energie will hier im Windfeld „Büden-Woltersdorf“ drei weitere Anlagen errichten und perspektivisch die alten Anlagen erneuern (Repowering).

„Das soll keine Hexenjagd werden und der Windpark soll nicht demontiert werden“, schickt der Woltersdorfer Ortsbürgermeister Thomas Lammich voraus. Die Woltersdorfer seien definitiv positiv gegenüber erneuerbaren Energien eingestellt, betont Lammich. Viele seien aber der Meinung, dass mit dem bestehenden Windpark mit 28 Anlagen der kleine Ort seinen Anteil an der Gewinnung erneuerbarer Energien bereits erbringt. Dass jetzt noch höhere Windräder nur etwa einen Kilometer von den ersten Häusern des Dorfes entfernt gebaut werden sollen, das sei „nicht in Ordnung“. Es geschehe nicht im Einklang mit den Menschen. Denn die Windräder bringen – je höher desto stärker – vor allem eine Lärmbelastung für die Anwohner mit sich. Immer dann, wenn das Rotorblatt am Mast einer Windkraftanlage vorbeizieht, hört sich das an wie ein „pulsierendes Wummern“, beschreiben Anwohner an Windparks das störende Geräusch. Und auch der Schattenwurf der sich drehenden Rotorblätter ist für einige Menschen recht unangenehm.

Das höchste Windrad im Windfeld „Büden-Woltersdorf“ ist heute 180 Meter hoch. Beantragt hat der Betreiber den Bau von drei neuen Anlagen mit jeweils 241 Metern Höhe.

„Zum Vergleich“, sagt Thomas Lammich, „der Magdeburger Dom ist 104 Meter hoch.“ Nur knapp einen Kilometer entfernt dürften die Belastungen für die Anwohner durch ein solch hohes Windrad enorm sein. „Wir wollen das nicht einfach so hinnehmen“, so der Ortsbürgermeister.

160 Mitglieder hat die Bürgerinitiative bereits, 250 Unterschriften hat sie in Woltersdorf, aber auch in Nachbarorten, wie beispielsweise Körbelitz, gegen die Errichtung der drei neuen Windräder gesammelt und ihren Einwand beim Landkreis Jerichower Land eingelegt. Bis Montag, 7. September, ist dies beim Landkreis, wo das Verfahren läuft, möglich. Davon Gebrauch gemacht hat auch die Gemeindeverwaltung Biederitz.

„Wir unterstützen die Woltersdorfer“, sagt der Biederitzer Gemeindebürgermeister Kay Gericke. Der Ort solle nicht noch weiter mit Windrädern zugebaut werden. Die Verwaltung lege bereits seit 2010 regelmäßig Einspruch gegen die Erweiterung des Windfeldes ein, sagt Gericke.

Allerdings: Zwar fehlt noch ein letzter Beschluss, damit diese Entscheidung rechtskräftig ist, aber das Windfeld „Büden-Woltersdorf“ ist von der Planungsgemeinschaft der Region Magdeburg zum so genannten Vorranggebiet für Windenergie bestimmt worden. In Sachsen-Anhalt soll in den kommenden Jahren die Erweiterung um Windkraftanlagen vorrangig in solchen Gebieten erfolgen.

Neben der Aufstellung dreier neuer Anlagen sei in den kommenden Jahren ein so genanntes Repowering, also eine Erneuerung der Anlagen im Windfeld „Büden-Woltersdorf“ geplant, weiß Thomas Lammich. Nach seinen Informationen sollen dabei die bestehenden Anlagen ebenfalls erhöht werden.

Für den Vorsitzenden des Bauauschusses der Gemeinde, Andreas Lange, klingt das plausibel. Wenn solche Anlagen aus der staatlichen Förderung fallen, lohne sich der Betrieb oft nur noch dann, wenn deren Leistungskraft erhöht werde. Das geht über höhere Windräder mit größeren Rotorendurchmessern.

Die Bürgerinitiative aus Woltersdorf will nun die Entwicklung des Windfeldes weiter beobachten und begleiten.

Zur Beantragung der drei neuen Anlagen finden Interessierte die Antrags-Unterlagen unter www.uvp-verbund.de.