Bürokratie Leben hinterm Zaun

Mitten in einem Park zu wohnen, ist Fluch und Segen zugleich. Familie Fischer aus Burg könnte darüber ein Buch schreiben.

Von Mario Kraus 12.02.2019, 00:01

Burg l Durch die Kirchhofstraße geht es zum Goethepark. Den Weg kennt jeder. Zumindest in Burg. Schwierig wird es nur, wenn ein Auswärtiger Sebastian oder seine Oma Irmgard Fischer besuchen will. Vor der Schwimmhalle steht gut sichtbar das Schild „Einfahrt verboten“. Also weiter geradeaus zum Privatgrundstück geht’s offiziell schon mal nicht.

Während ein kundiger Autofahrer weiß, dass die Fischers rechtsherum über die Schwimmhalle zu erreichen sind, stutzt der Burg-Besucher erstmal – und wird vermutlich rasch ins Grübeln kommen. „So ist es schon vielen ergangen“, sagt Irmgard Fischer. Obwohl eigentlich nur ein kleines Zusatzschild mit dem Hinweis fehlt, dass das Grundstück Nummer 9 beispielsweise über die Schwimmhalle zu erreichen ist. „Das würde uns schon genügen und wäre eine große Erleichterung. Aber die Bürokratie lässt es wahrscheinlich nicht so einfach zu“, vermutet die 86-Jährige, die seit etwa 50 Jahren im Park wohnt und seitdem jede Menge Veränderungen miterlebt hat. Die jüngste mit der Umgestaltung der Anlage für die Landesgartenschau (Laga) „war für uns eine große Zumutung“.

Nicht nur wegen der Bauarbeiten, auch deshalb, weil es schwierig gewesen sei, Kompromisse zu finden, um das Haus zu erreichen. „Denn ich bin ja auf das Auto angewiesen“, sagt die ehemalige Lehrerin. Laufen durch den Park ist für die Seniorin ohnehin schwierig. Aber auch andere ältere Leute hätten täglich ihre Mühe. „Dort, wo die Wege mit großem Kopfsteinpflaster verlegt wurden, ist es unmöglich, mit dem Rollator entlang zu gehen. Ich habe schon gesehen, wie Rentner hingefallen sind“, sagt Enkel Sebastian Fischer, ein examinierter Altenpfleger. Dabei wäre es einfacher, wenn ein Tor direkt am Privatgrundstück geöffnet werden würde, damit die Senioren auf kürzestem Weg die mit einer wassergebundenen Decke versehene Spaziermeile erreichen können.

Fischer: „Der Sicherheitsdienst müsste das nur in sein Konzept mit aufnehmen.“ Mit der Firma sollte ohnehin Klartext gesprochen werden, weil das Tor 9 am hinteren Grundstücksteil in Richtung Soldatenfriedhof normalerweise abends geschlossen und morgens geöffnet werden müsste, aber seit Wochen sperrangelweit offen steht, so Fischer.

Ein Versehen? „Vermutlich“, sagt Laga-Geschäftsführerin Sonnhild Noack. Alle Tore, die mit einem grünen Hinweisschild zu Schließ- und Öffnungen versehen wurden, müssen auch geschlossen und geöffnet werden. „Das ist so mit der zuständigen Firma geregelt. Geschieht das nicht, werden wir mit dem Unternehmen darüber reden.“

Insgesamt wurden im Goethepark 16 Tore installiert, von denen die mit der Nummer 1, 2, 5, 7, 9, 10, 11, 13 täglich geöffnet werden. Das erwähnte Tor direkt am Hauptweg wolle die Laga GmbH allerdings nicht öffnen, weil wenige Meter entfernt ein großes, zweiflügeliges Tor zur Verfügung stehe. Und dass Kopfsteinpflaster immer für geteilte Meinungen sorge, sei nicht neu.

„In diesem Fall handelt es sich um den denkmalgeschützten historischen Parkteil, dessen Gestaltung sich an die historischen Bezüge anlehne. Dazu zähle auch das Kopfsteinpflaster. „Aber der Park verfügt über viele neu hergerichteten Wege, die auch ältere Bürger gern nutzen“, betont Sonnhild Noack. Nachjustieren wolle die Stadt in jedem Fall, damit die Familie künftig besser zu erreichen ist. „Wir prüfen mit dem Ordnungsamt eine Beschilderung an der Schwimmhalle“, sagt Noack. „Es wird eine Lösung geben.“