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Burn-Out Ausgebrannte Seelsorger

Immer mehr Pfarrer, auch in der Burger Region, leiden unter Burnout. Superintendentin sucht nach Lösungen.

Von Thomas Pusch 25.02.2020, 05:00

Burg l „Stadt, Land, Frust“. So ist die Studie überschrieben, die die Evangelische Kirche Deutschland, die Evangelische Kirche Mitteldeutschland und die Hannoversche Landeskirche bei der Universität Greifswald in Auftrag gegeben haben. Untersucht wurde die sogenannte arbeitsbezogene Gesundheit in Stadt- und Landpfarramt. Physische und psychische Gesundheit wurden unter die Lupe genommen. Über 60 Prozent der Pfarrer aus den beiden Landeskirchen beteiligten sich an der Studie, ein überdurchschnittlicher Wert. Heraus kam, dass die Seelsorger zunehmend unter Burnout leiden. „Dabei geht es allerdings nicht darum, dass ein Pfarrer zu viele Gemeinden hat, und deshalb überlastet ist“, erklärte Superintendentin Ute Mertens im Gespräch mit der Volksstimme.

Vielmehr sei es die Unterschiedlichkeit der Aufgaben , die zu schaffen mache. Etwa das Trauergespräch am Morgen, die Baubesprechung zur Mittagszeit und die Anfrage der Gemeinde zwischendurch, wo denn die Blumen am besten arrangiert werden sollen. Als besonders stressig würden aber die artfremden Aufgaben empfunden. Scheint schon die Baubesprechung nur wenig mit den ursprünglichen Aufgaben eines Pfarrers zu tun zu haben, so sind damit noch ganz andere Dinge gemeint. „Der Hausmeisterdienst in der Gemeinde“, fasste es Mertens zusammen und meinte damit beispielsweise das Fegen des Kirchhofes oder dass sich der Pfarrer darum kümmern soll, wenn ein Sturm drei Ziegel vom Dach geweht hat. Sie selber habe das bei ihrer eigenen Pfarrstelle auch gemerkt, zu der zwölf Dörfer gehört hatten. In elf regelten die Gemeinden solche Dinge für sich, im zwölften hatte immer die Pfarrersfrau Gemeindehaus und Fußweg in Schuss gehalten. Die gab es nun nicht mehr, die Erwartungshaltung blieb.

Hinzu komme ein „Wust an Verwaltungsarbeit“, beispielsweise Statistiken oder wie jüngst im hiesigen Kirchenkreis die Ergebnisse der Gemeindekirchenratswahlen. Das alles müsse auch online gestellt werden und überhaupt werde es immer mehr. „Ich verstehe, dass das alles notwendig ist, aber der Aufwand wird immer größer“, sagte die Superintendentin.

Zudem fühlten sich viele Pfarrer allein auf weiter Flur, als Einzelkämpfer in der Gemeinde. Wenn dann auch noch ein soziales Umfeld fehlt, führt die berufliche Belastung rasch zur Krankheit. Konkret kann und will Ute Mertens zwar nicht werden, aber auch im Kirchenkreis Elbe-Fläming gab es dafür Beispiele. „In den vergangenen zehn Jahren hatte ich mehrere Langzeiterkrankte“, sagte sie. Bei der Vorstellung der Studie sei zwar gesagt worden, dass die Vorgesetzten keinen Einfluss nehmen können, doch so leicht gibt die Superintendentin nicht auf, im Gegenteil.

„Ich sehe meine Fürsorgepflicht für die Mitarbeitenden“, betonte sie. Und das beziehe sich nicht nur auf die Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch Gemeindepädagogen, Kirchenmusiker, letztlich auch die Ehrenamtlichen. Sie wünscht sich, dass alle Beteiligten einen achtsamen Blick aufeinander haben. Doch bei dem Wunsch bleibt es nicht. So wurde Anfang des Jahres eine Verwaltungsmitarbeiterin im Kirchspiel eingestellt, die für Entlastung sorgen soll.

Zudem gibt es Angebote, die die Aufgaben mit dem Befinden in Einklang bringen sollen. „Zum einen gibt es regelmäßige Fortbildungsangebote, außerdem unterstützt der Kirchenkreis die Supervision, die auch gut angenommen werde“, zählte Mertens auf. Eine wichtige Aufgabe bei der Problemberatung komme zudem auch Propst Christoph Hackbeil zu, denn sie habe zwar stets ein offenes Ohr, aber nicht immer wolle man Probleme mit der Dienstvorgesetzten besprechen.

Aus der Studie werden Konsequenzen nicht nur in der Region gezogen. Auch in der Landeskirche werde überlegt, wie den Seelsorgern das Leben leichter gemacht werden könne.