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Erinnerungsstätte Zwei Bewerber: Wer wird Kustos?

Wer wird neuer Kustos der Burger Clausewitz-Erinnerungsstätte in der Burger Schulstraße?

Von Mario Kraus 29.11.2018, 00:01

Burg l Die Entscheidung, wer künftig als Kustos – also offizieller Beauftragter der Stadt – die Burger Clausewitz-Erinnerungsstätte führt, entwickelt sich mittlerweile zu einem „heiklen Thema hinter den Kulissen“, wie ein Stadtrat der Volksstimme gegenüber die Situation beschreibt.

In der Tat ist die Lage verzwickt. Der amtierende Kustos Klaus Möbius hatte Mitte September Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) mitgeteilt, nach mehr als 20 Jahren aus Altersgründen das Ehrenamt aufgeben zu wollen. Der 84-Jährige schlug gleich einen möglichen Nachfolger vor: Roland Leistikow, der seit Jahrzehnten auf verschiedenen Geschichtsfeldern tätig sei und seit zwei Jahren dem Clausewitz-Freundeskreis angehöre. Die Vereinigung unterstützt auch eine Kandidatur von Leistikow und bescheinigt dem Burger eine „sehr engagierte Arbeit im Sinne der Erinnerungsstätte, die national und international bekannt ist“, sagte Rolf Gädke.

Dieser Personalvorschlag rief allerdings auch die Clausewitz-Forschungsgemeinschaft, ein eingetragener Verein, auf den Plan. Sie sprach sich für Dr. Rolf-Reiner Zube aus, ebenfalls seit Jahren ein profunder Clausewitz-Kenner. Vereinsmitglied Bernd Domsgen verfasste ein entsprechendes Bewerbungsschreiben. Zube erklärte gestern gegenüber der Redaktion, für das Amt zur Verfügung zu stehen. „Ja, ich bin bereit und übrigens auch ein Gründungsmitglied des Freundeskreises.“

Heute Abend nun muss der Hauptausschuss des Stadtrates eine personelle Vorentscheidung für den Stadtrat am 6. Dezember treffen. Vertreter beider Clausewitz-Lager – Freundeskreis und Verein – haben bereits angekündigt, an der Sitzung teilzunehmen und hoffen möglicherweise auf ein Rederecht. Wie die Entscheidung ausfällt, ist allerdings ungewiss. Nur die Verfahrensweise der Stadtverwaltung scheint klar. „Wir votieren für die Neubesetzung der Stelle mit Herrn Leistikow und bringen die Beschlussvorlage auch so in den Hauptausschuss“, bestätigte Stadt-Pressesprecher Bernhard Ruth.

Die Fraktionen sehen indessen auch noch Redebedarf. Reinbern Erben von der Fraktionsgemeinschaft Erben/Dr. Wolffgang plädierte gestern dafür, dass sich beide Bewerber vorstellen und erklären sollten, wie eine künftige Bündelung beider Gruppierungen möglich ist. „Der Beschluss gehört zurück in den Kulturausschuss. Der hat ihn nicht behandelt, weil ein weiterer Bewerber hinzugekommen ist.“

Auch für die CDU ist noch nicht alles in Sack und Tüten. „Warum sollen wir nicht die Möglichkeit nutzen, dass sich beide Kandidaten vorstellen? Es ist erst einmal gut, kompetente Leute zu haben“, sagte beispielsweise Clemens Engel, Vize-Fraktionschef von CDU/FDP/BCU, vor. Er könne sich auch eine Art Doppelspitze vorstellen. „Es wäre doch sinnvoll, wenn Verein und Freundeskreis perspektivisch wieder zueinander finden würden. Das sollte der Grundsatz sein.“

Auch Frank Endert von der gleichnamigen Wählergeimeinschaft betrachtet eine Vorstellungsrunde der Kandidaten im Hauptausschuss „als nur fair“. Sollte das nicht geschehen, werde der Beschluss der Verwaltung abgelehnt.

Für die SPD ist die Angelegenheit allerdings klar: „Wir unterstützen den Vorschlag der Verwaltung und wollen uns nicht in den Streit beider Lager einmischen“, sagte Fraktionsvorsitzender Heiko Jerkowski.

Die Linke dagegen würde es begrüßen, wenn sich die Clausewitz-Lager selbst einigen könnten, so Fraktionschefin Kerstin Auerbach.

Bleibt noch die Clausewitz-Gesellschaft Deutschlands. Nach Informationen der Volksstimme missfallen der Spitze die aktuellen Umstände in Burg sehr.