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Coronavirus Nur wenige Kinder in Notbetreuung

Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudemmen, wurden Schulen geschlossen Doch das gefürchte Chaos blieb in Burg und Genthin aus.

Von unseren Mitarbeitern 16.03.2020, 23:01

Burg/Genthin/Möckern l Andrea Golz ist Hektik gewohnt. Die Leiterin der Grundschule „Albert Einstein“ huscht vom Klassenraum in ihr Sekretariat, das Telefon immer in der Hand. „Die Eltern haben nun mal Fragen in dieser ausgewöhnlichen Situation“, sagt sie – und antwortet immer geduldig. Währenddessen spielen Emily und Julia im Nachbarklassenraum mit Mini-Pferden. Die beiden würden zwar lieber „ganz normal“ am Unterricht teilnehmen, aber nehmen die Lage, wie sie ist. Sie und sechs weitere Jungen und Mädchen werden in Form der so genannten Notbetreuung beschäftigt. Die anderen 250 Schüler sind derweil zu Hause – bei den Eltern, Großeltern oder anderen Verwandten.

Nach bisherigen Gesprächen ist sich Andrea Golz sicher, dass in den kommenden Tagen ungefähr acht bis zehn Kinder die Schule aufsuchen werden. „Die Eltern haben insgesamt großes Verständnis“, sagt sie. „Es geht schließlich um die Gesundheit der Kinder und Lehrer. Deshalb sind solche Maßnahmen nur richtig.“ Seit Freitag hat sich die Schule darauf eingestellt, dass der Unterricht vorerst ausgesetzt wird. Die Eltern können sich im Internet über den anstehenden Lernstoff informieren. „Wichtig ist, dass die Zeit auch sinnvoll genutzt wird“, sagt sie.

Auch in der Pestalozzi-Grundschule ist die Zahl der betreuten Kinder überschaubar. „Es sind elf“, sagte Schulleiterin Simone Henes auf Anfrage der Volksstimme. Der heutige Dienstag sei der letzte Tag, an dem die Betreuung für alle Kinder angeboten werde, ab Mittwoch ist dies nur noch für Kinder möglich, deren Eltern in Branchen arbeiten, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Infrastruktur wichtig sind, beispielsweise medizinisches Personal oder Polizeibeamte.

An einer Hand abzuzählen war die Zahl der Kinder, die in der Grundschule Burg-Süd betreut werden musste. Vier Kinder waren am Montagmorgen dort in der Notbetreuung. Noch weniger, nämlich nur zwei, waren es am Montag im Burger Roland-Gymnasium. „Wir werden am Dienstag eine Dienstberatung haben und das weitere Vorgehen besprechen“, sagte Schulleiter Thomas Dreher. Es müssten wohl nicht alle Lehrer in die Schule kommen, könnten von zu Hause aus tätig sein, ihre wichtigste Arbeit sei es jetzt, die Schüler mit Aufgaben über ein Internetportal zu versorgen. Alle wichtigen Informationen zum Geschehen an der Schule seien auf der Internetseite unter http://web.br-g.de zu finden.

Ähnlich ruhig und weitgehend ohne Probleme wie in Burg ist auch in der Einheitsgemeinde Möckern der erste Tag der Notbetreuung in den Schulen und Kindereinrichtung verlaufen. In allen Einrichtungen wird die angebotene Notbetreuung von nur wenigen Eltern in Anspruch genommen.

Gegen zehn Uhr waren die kommunalen Kindertagesstätten in Trägerschaft der Stadt Möckern laut Hauptamtsleiter Holger Maier zu durchschnittlich sechs Prozent ausgelastet. Nur in den Kindertagesstätten in Möckern, Hohenziatz und Theeßen habe die Auslastung höher, nämlich bei 13 bis 15 Prozent, gelegen.

In der Loburger Kindertagesstätte „Burgspatzen“, die in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geführt wird, sind nach Aussagen von Kita-Leiterin Susanne Wust lediglich fünf von 120 Kindern zur Notbetreuung gebracht worden. „Bei vielen unserer Eltern arbeitet nur ein Elternteil, weswegen die Betreuung zu Hause möglich ist“, so Susanne Wust. Es habe am Montagmorgen zwar viele Fragen aber keinen Stress gegeben. In der Einrichtung haben die Erzieherinnen, die trotz der Schließung anwesend sind, Gelegenheit, Aufgaben zu erledigen, die sonst schon mal etwas länger liegen bleiben. Auch gründliches Durchdesinfizieren gehöre zu den jetzigen Aufgaben.

Ähnliche Aussagen kommen aus den Grundschulen der Einheitsgemeinde. In der Grundschule Loburg erschienen montagfrüh drei von 142 Kindern zu der angebotenen Notbetreuung im Frühhort und in der Grundschule. Schulleiter Ulf Hentrich sprach am gestrigen Montag von einem ruhigen Ablauf am Schultor: „Die Eltern waren gut informiert. Wir hatten in weiser Vorahnung den Kindern schon am Freitag die Schulbücher und Hefte mit nach Hause gegeben.“

Den Kindern wurden Übungen und Arbeitsangebote zu den Themen mitgegeben, die bereits Unterrichtsstoff waren. Auch per Mail sollen solche Angebote in der schulfreien Zeit zugeschickt werden. Neue Unterrichtsinhalte werden nicht vermittelt. Ulf Hentrich glaubt, einen dreiwöchigen Schulausfall kompensieren zu können. Ob der Unterrichtsausfall bis Schuljahresende kompensiert werden könne, hänge davon ab, wie lange dies jetzige Situation aufrecht erhalten werde.

Ähnliche Situation in der Grundschule im Schloss Möckern. Hier werden derzeit fünf von sonst 133 Grundschülern betreut. „Es hat am Morgen alles gut geklappt“, so Schulsekretärin Sabrina Beck. Auch hier wurden per Mail Übungsangebote an die Kinder gesendet, Eltern kamen im Verlaufe des Tages vorbei, um Schulhefte und Bücher abzuholen. Auch der Hort in Möckern steht für eine berechtigte Notversorgung bereit.

Auch in der Grundschule Wörmlitz wurden am Montag nur sechs von sonst 60 Kindern betreut, informiert Annett Hentschel. In Grabow sind am ersten Tag fünf Kinder in die Notbetreuung gebracht worden, informiert Schulleiter Detlef Tamler.

„Ich habe mit mehr Schülern gerechnet, deren Betreuung wir sicherstellen müssen, etwa 15 bis 20, tatsächlich waren es lediglich fünf“, räumte Ingo Doßmann, Schulleiter der Genthiner Grundschule Mitte, ein. Doßmann hätte sich seitens des Landes eine andere, frühzeitigere Ansage der vorübergehenden Schulschließung gewünscht. Kurzfristig hätten viele Eltern keine Rücksprache mit ihren Arbeitgebern halten können, bemängelt der Schulleiter. Trotzdem hätten die Eltern durchweg ruhig und besonnen reagiert.

Die Hände sind derweil in der Genthiner Grundschulen nicht in den Schoß gelegt worden. Auf dem Schreibtisch von Schulsekretärin Lydia Jordan stapelten sich am Montag versandfertige 115 A4-Briefe an Eltern. Die Kuverts sind prall gefüllt mit Lernaufgaben für die Grundschüler, ausreichend für die nächsten drei Wochen. Beigefügt ist ein Merkblatt zur Notbetreuung. Doßmann empfiehlt den Eltern, sich darüberhinaus über die Hompage der Grundschule zu informieren. Er werde sich bemühen, sie laufend zu aktualisieren. Die Arbeit ruht an der Grundschule trotz Corona und fehlender Schüler nicht, wie Doßmann erklärt. „Wir arbeiten am Lesekonzept und bereiten den Brandschutztag sowie den Verkehrserziehungstag, beide für 2021, vor“. Fachräume würden aufgeräumt und Bücherzettel vorbereitet. Es gebe für die nächsten Tage klare Aufgaben und Termine.

In den Genthiner Kitas und Horten lief der Betrieb am Montagvormittag geregelt ab. „Bei uns klappte alles reibungslos. Wir hatten keine Probleme“, bestätigte Beate Rente, Leiterin der Kita Spatzenhausen in Tucheim. „Niemand musste abgewiesen werden, und wir konnten eine Betreuung garantieren.“ Wie sich die Situation in der Einrichtung in den kommenden Tagen entwickelt, vermochte die Leiterin nicht zu sagen. „Das was wir jetzt erleben, ist höhere Gewalt, wir hoffen, dass wir alles gesund überstehen und stellen uns den Herausforderungen.“

Auch in den Genthiner Horten gab es keine Probleme. Das Genthiner Bismarck-Gymnasium bietet auf einer Online-Plattform Materialien für Schüler für die Arbeit zu Hause.