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Diesterwegschule Ein Blick in die Vergangenheit

Die Diesterwegschule in Burg feierte ihr 110-jähriges Bestehen. Zum Schulfest kamen einige ehemalige Schüler.

Von Madlen Bestehorn 28.06.2018, 13:00

Burg l Staunend blickt Ralf Köhn sich im Eingangsbereich der Schule um. Vieles hat sich verändert, seit der 55-Jährige vor 45 Jahren selbst Schüler in Burg war. „Damals war die Turnhalle noch im Hauptgebäude, total verrückt“, erinnert er sich.

Von 1970 bis 1973 ging Rolf Kühn auf die Sekundarschule „F.A.W. Diesterweg“ in Burg. Heutzutage lebt er mit seiner Frau in Magdeburg. Von dem Schulfest seiner ehemaligen Schule hat er durch Zufall erfahren. „Mich hat ein Bekannter angesprochen und erzählt, dass das Schulfest stattfindet. Und wenn ich schon die Gelegenheit dazu habe, schaue ich mir meine alte Schule gern an“, sagt Köhn.

Mitgebracht hat er ein altes Zeugnis aus seiner Burger Schulzeit – die jeweiligen Noten möchte er aber nicht verraten. Schulchronistin Jutta Brüggener nimmt das Zeugnis entgegen, packt seinen Anmeldezettel zu den bereits vorhandenen. Im Rahmen des Kurses „Geschichte und Schule“ hatte sie über die Homepage der Schule sowie über soziale Medien ehemalige Schüler aufgerufen, sich zu melden.

Ziel des Projektes soll es sein, die Wohnorte der Ehemaligen zu erfahren und auf einer Deutschlandkarte mit Nadeln zu markieren. So ergebe sich für die aktuellen Schüler ein Bild dessen, wohin es die „alten“ Schüler verschlagen habe, so Brüggener.

Jutta Brüggener selbst ist seit August 1980 Lehrerin an der Diesterwegschule. „Die Geschichte der Schule habe ich immer mitbegleitet und es lag mir am Herzen, diese zu bewahren“, erklärt Brüggener.

Der historischen Abriss, genannt „Extrablatt“, liegt auf dem Tisch vor ihr. Zusammengestellt wurde es mit Hilfe von Originalunterlagen aus dem Archiv und enthält zudem einen Auszug aus der Beschreibung des ersten Schultages am 6. Mai 1908.

Zu dieser Zeit war die Schule noch in Klassen für Jungen und Mädchen geteilt. So steht im Auszug des ersten Schultages: „...die Räume in der Franzosenstraße sind für die Knaben, die in der Scheunenstraße für die Mädchen bestimmt; jeder Flügel hat seinen Eingang selbstredend für sich.“

1942 musste die Schule geräumt werden und wurde zum Kriegslazarett umgebaut. Von 1943 bis 1945 erfolgte der klassenweise Unterricht daher im Gasthaus „Zur Quelle“ und in der Gastwirtschaft „Wernie“ in der Kolonie. Bis 1962 wurde die Schule als Stadtkrankenhaus genutzt, bevor 1963 die Wiedereröffnung der Diesterwegschule folgte.

Seit 2007 fungiert sie als offene Ganztagsschule. Das bedeutet: es besteht ein Ganztagsangebot, dieses muss jedoch nicht genutzt werden. „Momentan wird das Angebot vor allem von Schülern der fünften bis achten Klasse genutzt“, sagt Jutta Brüggener. Gemeinsam mit den Sechstklässlern hat sie das Extrablatt, inklusive Quiz zur Geschichte der Schule, erstellt. „Ich hatte Hilfe von den Schülern, denn wir haben zusammen überlegt, was ins Blatt soll und uns ein Layout überlegt“, erklärt Brüggener.

Kerstin Korbmacher, Klassenlehrerin der 5 a, hat gemeinsam mit ihren Schülern ein Geschichtsprojekt vorbereitet. Dazu suchten die Schüler alte Schwarz-weiß-Fotos aus der Schulchronik zusammen, verwendeten aber auch bunte Fotos aus den vergangenen fünf Jahren. Das Ergebnis ist ein Geschichtscafé, in dem an mehreren Stellwänden Fotos nach Themen geordnet sind: Sportveranstaltungen, Schülerbilder oder Feste.

Auf einem dieser Bilder hat die elfjährige Alia Naumann ihre Schwester erkannt: „Anscheinend ist sie die Drittplatzierte im Weitwurf geworden. Das war schon überraschend, sie auf diesem alten Foto zu sehen“, sagt sie. Auch Lena Kirchhübel, ebenfalls aus der 5 a, hat am Projekt mitgearbeitet und erzählt: „Wir haben die Tischdecken aus Papier mit bunten Blumen bemalt. Das war anstrengend, macht den Raum aber schöner.“

Marie Kuchel erzählt stolz, die Fünftklässler hätten das Geschichtscafé alleine organisiert. Beim vergangenen Wintercafé erhielten sie noch Hilfe von den Zehntklässlern. „Das waren Schüler aus der 10 a“, erklärt Lehrerin Kerstin Korbmacher. „Es ist schon Tradition bei uns, ein Themencafé zu gestalten. Wir wollten diesmal auf die 110 Jahre zurückblicken und schauen, was sich verändert hat“, sagt sie.

Im Rahmen des Ganztagsangebotes ebenfalls entstanden ist die Schülerfirma „Boxenstop“. Unter der Leitung von Wirtschaftslehrerin Henriette Mory verkaufen die Sechstklässler Alexander Merten, Moritz Seraphin und Janek Bade beim Schulfest ihre selbst kreierten Sandwiches. Von den Schülern belegt, werden sie in einem Toaster erwärmt und anschließend verkauft. Die Sandwiches sollen als Pausenversorgung für all jene Schüler dienen, die das schuleigene Mittagessen nicht nutzen. „Ich denke, dass diese Art von Erfahrung im Lebenslauf gut aussieht“, vermutet Henriette Mory. Ob also rück- oder vorwärtsgewandt: Die Schüler der Diesterweg-Schule engagieren sich, wenn sie eine Sache wirklich spannend finden. Und zeigen dabei auch, wie sich Geschichte und Zukunft verbinden lassen.