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DRKDuc will Altenpfleger werden

Seit einem Jahr arbeitet Duc Minh Tran in Burg. Er ist der erste vietnamesische Azubi des Deutschen Roten Kreuzes in der Rolandstadt.

Von Madlen Bestehorn 20.07.2018, 08:00

Burg l Waschen, füttern, pflegen: Das gehört zu den täglichen Aufgaben einer Pflegekraft im Seniorenheim. Duc Minh Tran, 21 Jahre alt, lernt seit etwa einem Jahr im Burger Seniorenzentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf der Niegripper Chaussee. Im September dieses Jahres beginnt sein zweites Lehrjahr.

Doch Tran ist kein gewöhnlicher Auszubildener (Azubi): Sein Weg bis zur Ausbildung dauerte lange und war aufwendig: Seit November 2016 lebt Duc in Deutschland, wohnte erst in Halberstadt (Harz), zog dann nach Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) und schließlich nach Burg.

Den Umzug nach Deutschland organisierte WBS Training, ein deutscher Weiterbildungsanbieter. Duc Minh Tran erklärt: „Die Schule ist so eine Art Vermittler, der uns Schüler nach Deutschland bringt.“ WBS Training betreibt seit Frühjahr dieses Jahres eine Niederlassung in Vietnam. Rüdiger Bartsch, Referent für Kundenbeziehungen von WBS Training, erklärt: „Seit April haben wir eine Niederlassung in Vietnam, die von Ngoc Vinh Nguyen geleitet wird, der jahrelang in Deutschland studiert und gearbeitet hat.“ In Hanoi bietet Ngoc Vin Nguyen Interessierten Berufsberatung in ihrer Muttersprache.

Zusammen mit den Interessierten erstellen er und sein Team die deutschen Unterlagen. In Deutschland findet dann ein Treffen mit dem künftigen Arbeitgeber statt und auch das Arbeitsamt prüft, ob alle Voraussetzungen für die Ausbildung erfüllt sind.

Noch in Vietnam musste Duc Min Tran sein Abiturzeugnis vorzeigen sowie ein Sprachzertifikat B1 nachweisen. Dieses entspricht Deutschkenntnissen auf Fortgeschrittenen-Niveau. Erst dann konnte er ein Visum bei der Deutschen Botschaft in Hanoi beantragen. Etwa ein Jahr lang besuchen die angehenden Azubis in Vietnam täglich die Sprachschule, bevor sie das B1-Zertifikat erreichen und genug Deutsch können, um die Ausbildung zu beginnen, so Bartsch.

„Mein Traum ist: Ich möchte Pflegefachkraft werden“, sagt Tran. Er finde gut, dass im September weitere Azubis aus Vietnam in Burg beginnen, denn „wir sind fleißige Arbeiter, die immer noch mehr lernen möchten“, argumentiert er. In Deutschland angekommen, konnte Tran wählen, wo er seine Ausbildung machen will – er entschied sich für Burg. Der Wohnort von Familienmitgliedern oder Freunden sei oft ausschlaggebend dafür, für welche Stadt sich die Azubis entscheiden, sagt Bartsch. In Burg unterstützt Duc Min Tran das Team von Heimleiterin Juliane Stutzer in der Niegripper Straße. Seine Aufgaben sehen folgendermaßen aus: „Ich wasche, reiche den Bewohnern das Essen an und rede mit ihnen“, erzählt Tran. Die Kommunikation funktioniere bisher ganz gut, sagt er. Seine Chefin zeigt sich bis jetzt sehr zufrieden mit ihm und sagt: „Er unterstützt uns und passt ins Team.“

Wenn Duc Probleme hat, kann er seinen Betreuer anrufen. Dieser kümmerte sich auch darum, dass Tran eine Unterkunft fand. In Magdeburg bewohnt er ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Sein Mitbewohner heißt Tom und ist Deutscher. Zwar können sich beide auf Deutsch unterhalten, doch gemeinsame Ausflüge unternehmen sie nicht, sagt Duc Min Tran. „Ich trenne Wohnen und Freizeit“, rechtfertigt er sich.

Schon heimischer fühlt sich Tran offenbar in seinem Deutschkurs, der jeden Donnerstag stattfindet. „Den Kurs finde ich sehr gut für mich und die anderen Schüler, weil wir offen reden können“, sagt Tran. Da alle Nicht-Muttersprachler seien, müsse sich keiner wegen seiner fehlenden Deutschkenntnisse verstecken, so der 21-Jährige. Die Ausbildung und der Beruf des Altenpflegers gefallen ihm gut. Doch nach der Lehre werden die Anforderungen höher: „Wenn ich fertige Pflegefachkraft bin, muss ich mehr mit Ärzten und den Kollegen reden, auch über Fachliches. Das ist schwierig für mich“, gesteht Tran.

An seinen freien Tag ruft Tran seine Familie in Vietnam an – seine Eltern und seinen jüngeren Bruder. „Manchmal habe ich schon Heimweh, aber ich arbeite jeden Tag (unter der Woche) – da bleibt keine Zeit zum Vermissen“, erklärt er. Über das Internet könne er sie sehen und spreche dann auch über die Ausbildung. „Natürlich unterstützt mich meine Familie, weil sie wissen, wie wichtig es mir ist“, so Tran.

In Vietnam gebe es zwar einige wenige Seniorenheime, erzählt Tran, aber meist bleibe die Familie zu Hause und kümmere sich um ihre zu pflegenden Angehörigen. Das bestätigt auch Rüdiger Bartsch vom WBS Training: „In Vietnam ist es ganz normal, für Oma und Opa zu sorgen. Es gibt zwar auch dort Heime, aber diese entsprechen nicht unserem deutschen Standard.“

Im September werden sieben weitere Altenpfleger-Azubis in Burg beginnen. Duc Min Tran hofft, dass er sie kennenlernt – um jemanden zu haben, mit dem er sich in seiner Muttersprache unterhalten kann.