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DRK-Projekt Kuschelstunde mit Vierbeinern

120-mal im Jahr sind die „Helfer auf vier Pfoten“ im Einsatz und besuchen Schulen, Kindergärten oder Seniorenheime. Jüngst auch in Burg.

Von Isabell Finger 19.07.2016, 05:00

Burg l Der Besuch der Vierbeiner und ihrer Besitzer im DRK-Seniorenzentrum „Wohnen und Pflegen Pro Leben“ in Burg war sowohl für die Bewohner als auch für ihre Pfleger ein Höhepunkt. Hundebesitzerin Rita Klemm brachte „Bonnie“ und „Charlie“ mit, Hans-Jürgen Berger hatte seinen Leonberger „Susi“ dabei und Rolf Damczyk kam mit „Sunny“ zu Besuch in das Burger Pflegeheim.

Eine Stunde lang führten die ehrenamtlichen Helfer ihre Hunde unter Beobachtung von Lokalkoordinator Thomas Jaeger im Kreis herum und gaben jedem der 26 Heimbewohner die Möglichkeit, mit den Tieren zu interagieren. Bonnie und Charlie besuchten sogar die bettlägerigen Senioren und kuschelten mit ihnen. Rita Klemm, Hans-Jürgen Berger und Rolf Damczyk nahmen sich Zeit, mit den alten Menschen zu reden und Fragen ausgiebig zu beantworten. „Die Kleine braucht jeden Tag Pflege“, erzählte Rita Klemm einer Seniorin im „Pro Leben“ von ihrer Hündin Bonnie. „Sie muss jeden Tag gebürstet und gekämmt werden.“

„Dass die Helfer heute hier sind, ist eine super Sache“, war Gudrun Finzelberg, soziale Betreuungskraft in der Pflegeeinrichtung in Burg, begeistert. „Der Besuch der Hunde ist ein Erlebnis für die Bewohner. Sie kommen sonst ja nicht mit Tieren in Kontakt.“ Die Angestellte hat den Besuch der „Helfer auf vier Pfoten“ organisiert. „In der Kita habe ich gesehen, dass es diese Aktion gibt. Es ist wirklich super, dass die Menschen das erleben können!“

Das Zusammentreffen von Mensch und Tier in der Bahnhofstraße verlief sehr emotional. Zunächst waren die Bewohner sehr zurückhaltend. Aber mit jeder Minute, in der die Tiere im Raum anwesend waren, im Kreis herumgingen und vorsichtig mit ihren kalten Schnauzen ihre Hände berührten, wurden die Senioren offener. Viele trauten sich schließlich, die Hunde zu füttern, sie anzufassen und zu streicheln. Die Freude am Umgang mit den Tieren stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Doch es gab auch Tränen. Einen Bewohner schmerzte die aufsteigende Erinnerung an den eigenen Hund von früher so sehr, dass er weinte.

Seit 2010 sind die Helfer auf vier Pfoten aktiv. „Damals haben wir mit zwei Einsätzen angefangen“, erinnert sich Thomas Jaeger. „Heute sind es 120 im Jahr.“ Das Angebot fände sehr großen Anklang auf beiden Seiten, teilte der Lokalkoordinator mit. Es gebe einerseits zahlreiche Besuchsanfragen. Aber auch viele Menschen, die selbst mit ihren Hunden bei der Aktion „Helfer auf vier Pfoten“ mitwirken wollen. Dafür müssten jedoch die Rahmenbedingungen stimmen. „Anfragen gibt es genug. Aber viele Interessenten können nicht mitmachen, weil es entweder ihre Arbeitszeit nicht zulässt oder sie nicht mobil sind. Wir machen ja auch unter der Woche viele Einsätze“, berichtete er. Deshalb seien viele Ehrenamtliche auch schon etwas älter, zwischen 49 und 77 Jahre sei alles dabei. „Außerdem braucht man als Helfer auch ein Auto, um zu den Terminen kommen zu können“, sagte Jaeger. Für einen Einsatz fahren er und seine Teams teilweise über 100 Kilometer weit. Sie sind in ganz Sachsen-Anhalt aktiv.

Für eine Mitgliedschaft ist jedoch das Verhalten des Tieres ganz entscheidend. „Ein Hund darf niemals nach vorne weichen, sondern nur zurück“, erklärt der Lokalkoordinator. „Es ist wichtig, dass er Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, auch in unangenehmen Situationen. Es kann nämlich schon mal vorkommen, dass das Tier von einem Kind mal am Schwanz gezogen wird.“

Das Verhalten eines Vierbeiners wird im Vorfeld bei einer Eignungsprüfung genau unter die Lupe genommen. Der Test ist streng. Nur Hunde, die 100-prozentig zuverlässig sind, kommen als „Helfer auf vier Pfoten“ zum Einsatz.