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Dürre Das Jerichower Land trocknet aus

Wochenlange Trockenheit im Jerichower Land: In den Regionen Burg und Genthin sind Gräben ausgetrocknet und die Maisblätter braun.

Von Falk Heidel 13.09.2016, 01:01

Genthin/Burg l „An eine solche Trockenheit kann ich mich nicht erinnern“, sagt Lothar Koch. Der Chef des Unterhaltungsverband Stremme Fiener Bruch macht seiner Job seit 1992.

Der Verband kümmert sich um mehr als 1000 Kilometer unserer Bäche und Gräben, hauptsächlich um die Entkrautung der Ufer. Koch sagt: „Nicht nur der Mühlgraben zwischen Genthin und Mützel ist ausgetrocknet, auch viele Gräben im Fiener.“ Aus seiner Sicht ist es der Biber, der mit seinen Bauten in diesen Zeiten die Lage noch verschärft: „Bei Niedrigwasser können die Biberbauten enorme Schäden anrichten“, sagt Koch. Wenn die Mitarbeiter einen Biberbau entfernen müssen, geht das erst nach bestätigtem Antrag durch die Umweltbehörden.

Vereinfacht gesagt, entsteht der Mühlgraben durch den Zusammenfluss der Gräben an einem Hauptvorfluter im Fiener. Das Wasser fließt (wenn vorhanden) in Genthin in den Elbe-Havel-Kanal, den man die Trockenheit nicht anmerkt.

Um die größeren Flüsse kümmert sich der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, kurz LHW. Auch hier ist die Trockenheit das Thema Nummer eins: „Wir arbeiten daran, die Wasserstände so zu regulieren, dass überall etwas ankommt“, erklärt Flussbereichsleiter Reinhard Kürschner. „Jedoch ist in den vergangenen Monaten von oben zu wenig gekommen.“

Das wirkt sich natürlich auf den Grundwasserstand aus. Kürschner: „Derzeit liegen wir um 20 Zentimeter tiefer als das langjährige Mittel – das ist gewaltig.“ Das derzeitige Niedrigwasser bezeichnet er als drastisch: „Die Pegelstände der Elbe liegen 1,50 Meter unter den Durchschnittswerten im September. Es gibt erste Probleme für die Schifffahrt.“ Die Ursache liefert Kürschner gleich mit: Seit 2014 erleben wir drei trockene Jahre in Folge.“

Für unser Trinkwasser ist die Dürre kein Problem: „Unsere Brunnen sind durchschnittlich 30 Meter tief“, sagt Lorita Kabelitz vom Genthiner Trink-und Abwasserverband (TAV). Ihr Verband versorgt mehr als 28 000 Menschen mit dem frischen Wasser aus der Leitung. Der TAV hat acht Brunnen in Genthin und Scharteucke. Gestiegen ist der Wasserverbrauch durch die Trockenheit in den vergangenen Wochen. Kabelitz: „Um etwa zehn Prozent.“

Massive Ernteeinbußen beklagt die Landwirtschaft wegen der Dürre. Kreisbauernverbands-Vorsitzender Karl-Heinz Jäger bezeichnet die Maisernte als „Katastrophe. Die Erträge liegen um bis zu 50 Prozent unter den Vorjahren.“ Ähnlich war es bei den anderen Getreidesorten. Jäger: „Auch die Qualität des Korns war miserabel.“

Bundesweit gab es in diesem Sommer extreme Wetter-Unterschiede. Reit im Winkl in Bayern hatte mit 60 die meisten Regentage.“ Besonders trocken blieb es in Genthin, wo nur 50 Prozent des normalen Regens fielen. In Deutschland fallen im Durchschnitt von 1961 bis 1990 jährlich zwischen 400 und 2000 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Aktuell gehörte Genthin mit 33 Grad (12. September) zu den wärmsten Orten Deutschlands.

Mit 670 Sonnenstunden ist das Jerichower Land 2016 laut Deutschem Wetterdienst Spitze zwischen Alpen und Ostsee. Die Sonne schien in diesem Sommer 60 Stunden länger als im langjährigen Mittel. Und: Es fielen örtlich magere 85 Liter je Quadratmeter.