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Ehrenamt Verstärkung für die Notfallseelsorge

Die Chance auf Verstärkung der Notfallseelsorge im Jerichower Land steht gut. Für 14 Kandidaten beginnt die Ausbildung Ende Januar.

Von Tobias Dachenhausen 15.12.2016, 10:00

Burg/Genthin l Ein einfacher, abstrakter Wunsch helfen zu wollen, reicht aus, um als Notfallseelsorger aktiv werden zu wollen. So formuliert es Thomas Menzel. Er ist der Teamleiter der Notfallseelsorge im Jerichower Land. Und er sucht Verstärkung. „Uns geht es nicht anders als anderen ehrenamtlich Tätigen oder Vereinen. Mit der Zeit scheiden Mitstreiter einfach aus, so dass die Werbung um neue ehrenamtliche Kräfte eine Daueraufgabe ist“, erklärt Menzel. Im Oktober wurde dazu gemeinsam mit dem Kirchenkreis Elbe-Fläming, der Träger der Notfallseelsorge ist, und dem Landkreis zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Und die war erfolgreich.

21 Kandidaten konnten sich vorstellen, als Notfallseelsorger tätig zu werden. Kennlern- und Eignungsgespräche haben bereits stattgefunden. Nun werden neun Frauen und fünf Männer für die Ausbildung, die im Januar in Burg starten wird (siehe Infokasten), angemeldet. Die Ausbildung ist die Voraussetzung für die ehrenamtliche Tätigkeit als Notfallseelsorger. „Aus verschiedenen Gründen haben die anderen sieben Kandidaten ihr Interesse nicht weiter verfolgt“, sagt Menzel. Dennoch zeigt sich der Teamleiter mehr als zufrieden. „Das große Interesse und die hohe Anzahl der Kandidaten spricht für sich“, macht er deutlich. Ohne diese Werbung wäre das in der Form nicht möglich gewesen und sonst könne die Notfallseelsorge dem Landkreis auf Dauer kein verlässlicher Partner mehr sein, so der Teamleiter.

Zu 22 Einsätzen in diesem Jahr wurden die Ehrenamtler von der Rettungsleitstelle angefordert. Die Anzahl ist in den vergangenen drei Jahren gestiegen. 2014 waren es elf, 2015 18 Einsätze. Und diese sind keineswegs einfach. Es geht unter anderem um die Betreuung der Angehörigen nach einer vergeblichen Reanimation oder einem Tod im häuslichen Bereich. Zudem wird sich um Betroffene von Gewalttaten und Familientragödien gekümmert. Auch wird die Polizei beim Überbringen von Todesnachrichten begleitet.

Die Einsätze laufen immer ähnlich ab: Der Notarzt, die Feuerwehr oder die Polizei fordert die Hilfe der Notfallseelsorger über die Rettungsdienstleitstelle des Landkreises an. Die Leitstelle wiederum schaut in den Bereitschaftsplan des Notfallseelsorgeteams und ruft beim Dienthabenden an. Der Sachverhalt wird geschildert und der Seelsorger macht sich mit dem Auto auf den Weg. Im Idealfall sind Feuerwehr, Polizei oder Notarzt noch vor Ort und beim Eintreffen des Notfallseelsorgers kann noch eine persönliche Absprache erfolgen. Danach ist das Teammitglied für den Betroffenen da. „Was das bedeutet, ist in jedem Einzelfall anders“, weiß Thomas Menzel aus Erfahrung. Das Ziel: Solange vor Ort zu sein, bis der Betroffene Unterstützung durch die eigene Familie oder allgemein das eigene Netzwerk erhält und beginnt, wieder selbst handlungsfähig zu werden. „Wir versuchen durch die allerersten schweren Stunden zu lotsen“, betont Menzel. Eine Ablehnung der freiwilligen Betreuung komme so gut wie nicht vor.

Ein Ehrenamt, das starke Nerven fordert. „Keine Scheu Menschen in Ausnahmesituationen kennenzulernen, empathisch mitleiden und gleichzeitig einen gewissen Abstand wahren können“, nennt Menzel weitere Eigenschaften, die ein Notfallseelsorger mitbringen sollte. Dazu kommt ein Mindestalter von 25 Jahren und ein Mindestmaß an gesundheitlicher Fitness. „Es darf nie der Eindruck bei den Betroffenen entstehen, den Helfern helfen zu müssen“, betont der Teamleiter und ergänzt: „Oftmals sind wir einfach nur da.“

Eine schwere Aufgabe, doch oftmals haben die Kandidaten eigene Traumata erlebt und wurden unterstützt. „Diese Hilfe wollen sie jetzt zurückgeben“, fasst Menzel zusammen.