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Fällung Eiche liegt um, Ortschef sauer

In Königsborn brennt die Luft. Von einer Stunde auf die andere ist die alte Eiche gefällt worden.

Von Thomas Rauwald 26.01.2017, 07:00

Königsborn/Heyrothsberge l Bei Ortsbürgermeister Frank Leubner, der gerade außerhalb ist, klingelt das Handy, besorgte Einwohner rufen an. Auch bei seinem Vorgänger Hilmar Graßhoff ist die Hölle los. Mails und Informationen erhält auch Gemeindebürgermeister Kay Gericke. Die alte Eiche ist gefällt worden. Warum? Und warum weiß im Dorf keiner davon?
Am nächsten Morgen wird der Vorgang für die Öffentlichkeit aufgearbeitet. „Wir wollen hier nichts unter den Tisch kehren“, sagt der Bürgermeister und bittet die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes Sabrina Ostermann um Erläuterungen.
Die alte Stieleiche von Königsborn wird schon seit Jahren beobachtet. Auch die Königsborner haben festgestellt, dass die Krone längst nicht mehr so viel Laub trägt, wie noch vor Jahren. Auf ein Alter von 100 bis 150 Jahre schätzt Sabrina Ostermann, die vor einigen Jahren an einem Forstinstitut einen Fachkurs besucht hatte, um sich Wissen zur Beurteilung von Bäumen anzueignen, den Baum. Die Eiche treibt längst nicht mehr die üblichen 20 bis 25 Zentimeter. In immer kürzeren Zeitabschnitten ist es notwendig, das Totholz heraus zu schneiden. Das soll auch am Dienstagfrüh geschehen. In Königsborn sind an mehreren Bäumen Pflegemaßnahmen geplant.
Damit ist Stefan Krause vom Gartenbau Biederitz beauftragt worden. Im Zuge der beabsichtigen Totholz- entfernung stellte er fest, dass die Krone der Eiche um die Hälfte zurück geschnitten werden muss, damit vom Baum keine Gefahren mehr ausgeht. Er informiert die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes. Weil nach dem Schnitt der Baum unsäglich ausgesehen hätte und weil es auch keine Chance gibt, dass sich das Königsborner Wahrzeichen an der Bundesstraße 246 je wieder erholen könnte, fällt der Entschluss zu Fällung.
Die Einschätzung teilt überdies auch der Baumpfleger Krause. Er gibt dem Baum an diesem ungünstigen Standort maximal noch drei bis vier Jahre, bis er völlig abgestorben ist. Derweil könnte schon ein neuer heranwachsen.
Baumexpertin Sabrina Ostermann sagt, dass in unmittelbarer Nähe ein völlig verfaulter Silberahorn gefällt werden musste. Nun hätte die ganze Windlast auf der Eiche gelegen, die sich in der sogenannten Resignationsphase, also dem Absterben, befindet. Nach der Fällung wurde sichtbar, dass es im Baumfuß auch schon einen Pilzbefall gegeben hat. Schlechte Chancen hat der mächtige Baum auch, weil das Erdreich um seine Wurzel stark verdichtet ist. Schwerlaster rollen über die Straße. Salzlauge wird im Winter auf der B 246 ausgebracht. Im Wald hätte es die Eiche wohl geschafft.
Dennoch, sagt Bürgermeister Kay Gericke, hätten wir hier sensibler handeln müssen. Wir hätten nach der ersten Information des Baumpflegers die Aktion stoppen und zunächst den Königsborner Ortschaftsrat informieren sollen. An der fachlichen Korrektheit der Entscheidung gibt es nichts zu rütteln. Doch bei einem solch alten Baum an einer solch exponierten Stelle wäre eine sachgerechte Vorinformation und Absprache mit dem Ortschaftsrat sinnvoll gewesen. „Diese Lehre haben wir gezogen.“
Das hätte dann auch ganz sicher die Reaktion von Ortsbürgermeister Frank Leubner vermieden. Er erwägt seinen Rücktritt. „Ich habe ja eh nichts zu melden.“
Im Herbst ist, nachdem die Erde in dem Rondell ausgetauscht worden ist, das Setzen einer neuen Eiche geplant.