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Feuerwehr Einmal, immer: das St. Florians-Gen

Das Land hat sich zum Institut für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) in Heyrothsberge bekannt. Die Feuerwehren erwarten das auch.

Von Andreas Mangiras 28.05.2018, 01:01

Heyrothsberge l So sind sie, die Feuerwehrleute: einmal dabei, immer dabei. Als der Gerwischer Wolfgang Beckmann, seit 2017 Rentner, am Sonnabend aus den Händen von Ministerpräsident und Innenminister für seine Verdienste das Goldene Ehrenkreuz erhalten hatte, musste er an Hochwasser denken. „In Sachsen, an der Elster, hat es wieder massiv geregnet. Wir haben hier Trockenheit und Hochsommer, so begann auch 2013 die Elbe-Flut“, sagte er. Die Schachtel mit dem Kreuz in der Hand. Ministerpräsident Haseloff (CDU) hatte es eben noch als „schöner als das Bundesverdienstkreuz“ gelobt.

Beckmann ist die Genugtuung anzumerken. 52 Jahre ist er Feuerwehrmann, 25 war er Wehrleiter in Gerwisch. Er trägt das St.-Florians-Gen in sich. In Obhut des Schutzpatrons der Feuerwehrleute standen in seiner Familie schon viele. Sein Großvater gründete vor mehr als 100 Jahren die Wehr. Sein Vater war über Jahrzehnte ebenfalls aktiv.

„Die Auszeichnung ehrt mich“, sagte Beckmann knapp. Er hat den Staffelstab nur ungern abgegeben. Dafür brennt er viel zu sehr. Es wurmt ihn, dass die Gesellschaft die aktiven Kameraden zu wenig unterstützt. „Ja, wir haben ein 100-Millionen-Programm, für Technik, Ausrüstung, Fahrzeuge, Gebäude. Aber bei der Rente tut sich wenig. Es ist zu wenig. Hier ist der Staat gefragt.“

Die einzige Frau unter den Geehrten kam am Sonnabend aus Burg. Antje Zehe ist seit 35 Jahren aktiv in der Burger Wehr dabei. Die Zahl ihrer Einsätze habe sie nie gezählt, „es sind viele.“ Die zierliche Frau strahlt. „Feuerwehr ist mir in die Wiege gelegt. Mein Vater war auch schon dabei. “ Vom ersten Tag an „war ich immer einsatzbereit“, sagt die Burgerin. Sie sorgt sich um die tägliche Einsatzbereitschaft. „Es ist gut und richtig, dass über Bauhof und Hausmeisterdienste Kameraden einsatzfähig sind, gerade tagsüber.“

Wolfgang Beckmanns ebenfalls gold-geehrter Kollege Michael Schneider aus Stendal bringt im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff und seinem Innenminister Holger Stahlknecht (ebenfalls CDU) noch einen anderen Aspekt ein. Scheiden Kameraden aus dem aktiven Dienst aus, können sie in Altersabteilungen wechseln. Gesetzlich ist das im Satzungsrecht so geregelt, auch namentlich. Für Schneider klingt das, wie abgeschoben. „Es sollte Ehrenabteilung heißen. Es sollte dahingehend geändert werden. Ehre, wem Ehre gebührt.“

„Ich stimme zu“, sagte Stahlknecht vor versammelter Runde. Er hatte am Morgen zusammen mit dem Leiter des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz, Frank Mehr, den ersten landesweiten Tag der Feuerwehren und den Tag der offenen Tür anlässlich der Gründung der Feuerwehrschule vor 80 Jahren eröffnet.

„Wir haben uns vorgenommen, dass diese Schule bleibt, dass ausreichend Geld da ist“, sagte Stahlknecht. Das IBK habe sich bis weit ins Ausland großes Ansehen erworben. Es sei wichtig, weiteres Personal zu gewinnen.

„Ich hoffe auf die Zukunft des IBK“, betonte der Chef des Landesfeuerwehrverbandes, Kai-Uwe Lohse. Er vertritt knapp 31 000 ehrenamtliche Feuerwehrleute in mehr als 1 500 Ortswehren. „Hier haben wir die Qualität, die wir für die Ausbildung unserer Kameraden brauchen.“

„Wir bei Feuerwehrs sind ein ganz besonderer Haufen“, erklärte IBK-Chef Frank Mehr, der am Institut eine Mannschaft von 65 Mitarbeitern anführt. In der Gemeinschaft der Gefahrenabwehr „fühle ich mich pudelwohl“. Nach der Gründung der Feuerwehrschule 1938 wurde daraus 1967 eine Fachschule, um Brandschutzingenieuren auszubilden. Zeitgleich wurde das Feuerwehr-Institut als zentrale Forschungsstelle der DDR gegründet. 2014 wurden beide zusammengelegt. „Es gab oft ein Neben- und nicht ein Miteinander“, blickte Mehr zurück. „Wir arbeiten weiter an der Vereinigung. Sie ist noch nicht abgeschlossen.“

Mehr als 6 000 Feuerwehrleute und Katastrophenschützer werden in Heyrothsberge jährlich ausgebildet. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ihr das IBK nicht als das IBK anseht, sondern als euer IBK“, sagte Mehr an die Adresse der Feuerwehrleute. Gemessen am Zuspruch am Sonnabend, ist davon schon ein Stück wahr geworden. Die Marke zum 75. Jubiläum, als rund 5 000 Besucher kamen, wurde ganz locker übertroffen.

19 Kameraden, darunter nur eine Frau, wurden am Sonnabend mit dem Ehrenzeichen am Bande geehrt. Dreimal gab es Gold und 16-mal Silber. Haseloff würdigte das „große Ethos“, dass die Frauen und Männer im Ehrenamt in den Feuerwehren auszeichne. „Sich für das Leben anderer einzusetzen, ist nicht selbstverständlich. Wir sind darauf angewiesen, ansonsten brennen wir ab.“ Darum sei es wichtig, immer wieder auch Nachwuchs zu gewinnen. In Unternehmen müsse noch stärker Verständnis für Feuerwehr wachsen. Haseloff verwies auf ein 100-Millionen-Programm des Landes, um die Rahmenbedingungen für die Feuerwehren zu verbessern. Die Mittel seien aber nicht unbegrenzt.

Wie Feuerwehrleute Gemeinschaft leben, „ist ein Vorbild für die Menschen im Land, sagte Haseloff. „Wir sind stolz auf sie.“