1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Dicker Rauch steigt auf

Feuerwehrübung Dicker Rauch steigt auf

Die Feuerwehren der Gemeinde Biederitz haben einen Großeinsatz in der Grundschule und auf dem Schulgelände geübt.

Von Christian Luckau 18.09.2018, 06:00

Biederitz l Dicker, dunkler Rauch zieht aus den beiden Kellerfenstern neben der Eingangstreppe in das Schulgebäude der Grundschule Biederitz. Die Alarm- und Feuermeldeanlage ist angesprungen. Ihr schriller Ton verheißt nichts Gutes. Eine Rauchschutzdruckanlage (RDA) nimmt ihren Betrieb auf. Die Arbeit des Lüfters ist draußen auf dem Schulhof durch ein ständiges Rauschen wahrnehmbar. Die Südseite des Schulgebäudes ist derweil hermetisch abgeriegelt. Kein Rauch dringt durch die Feuerwehrschutztüren, die Flure sind versiegelt.

Nachdem sich Gemeindewehrleiter Carsten Kiwitt und sein Stellvertreter Diego Schröder ein Bild von der Lage vor Ort gemacht haben, steht fest: „Wir alarmieren, und zwar alle sechs Ortsfeuerwehren der Gemeinde.“ Es vergehen Minuten, dann ertönt aber das erste Martinshorn, das erste Einsatzfahrzeug kommt. Langsam fährt es in die Heyrothsberger Straße ein, hält hinter dem Schultor. Der Gruppenführer steigt ab, lässt sich von Kiwitt in die Lage einweisen. Im Fahrzeug selbst haben sich Atemschutzgeräteträger derweil ausgerüstet. Mit Atemschutzmasken und schweren Pressluftflaschen stehen sie bereits, um in das Schulgebäude zu gehen.

So weit ist es aber noch nicht. Zunächst gilt es, Schlauchleitungen vom Einsatzfahrzeug bis vor die Eingangstreppe zu legen und alles für den Innenangriff vorzubereiten. Es ist still geworden. Die Alarmanlage hat aufgehört vor der Gefahr zu warnen. Der dicke und dunkle Rauch aber quillt nach wie vor weiter aus den beiden kleinen Fenstern und vernebelt bisweilen den halben Schulhof.

Immer wieder ist ein Plocken zu hören. Es kommt von den Eicheln des Baumes, der mitten auf dem Schulhof steht und seine Früchte abwirft. Eine weitere Gefahrenquelle für die Einsatzkräfte, die zwar Helme tragen, aber nicht unbedingt gewillt sind, von Eicheln getroffen zu werden.

Dann der Befehl: „Lungenautomaten anschließen, Atemschutzgeräte fertigmachen, Innenangriff Lageerkundung.“ Zwei Mitglieder der Ortsfeuerwehr Biederitz gehen in den verrauchten Flur, dann weiter in den Keller. Bald ist von ihnen nichts mehr zu sehen. Auf Knien arbeiten sie sich Stück für Stück durch die Kellerräume. Sie suchen nach der Quelle des Rauches und versuchen gleichzeitig mögliche vermisste Personen zu ertasten. Nur ihr Schlauch ist jetzt noch eine Verbindung nach draußen, dort wo es frische Atemluft gibt. Nach rund 20 Minuten kommen sie wieder heraus. Schwer bepackt mit Schlauch, Strahlrohr und Werkzeugen zum Aufbrechen von Türen. Auch einen leblosen Körper haben sie zusätzlich zu ihrer 30 Kilogramm schweren Ausrüstung dabei.

Während der erste Angriffstrupp im Keller agiert, steht ein Rettungstrupp bereit, haben die anderen eingetroffenen Ortsfeuerwehren bereits eine stabile Wasserversorgung über das Hydrantennetz aufgebaut und Trupps zum Kühlen der Außenfassaden des Schulgebäudes und der Kindertagesstätte „Rappelkiste“ abgestellt. Unaufhörlich wird Wasser auf die Gebäude gespritzt.

Durch die permanente Abgabe von Wasser auf die Fassade des Schulgebäudes hat sich nach einiger Zeit ein kleiner See an dessen Fundament gebildet. Feine, leichte Wassertropfen wirbeln durch die Luft und benetzen alles, was in unmittelbarer Nähe ist. An der Kita schaffen es die Dachrinnen derweil nicht mehr die Wassermassen aufzufangen.

An der Bahnhofstraße, Ecke Schillerstraße hat sich ein Einsatzfahrzeug postiert, entnimmt Wasser aus einem Hydranten und leitet es bis zur Schule weiter. Verdutzte Verkehrsteilnehmer reagieren mitunter hilflos, bremsen zu spät oder weichen zu eng aus.

Nachdem sich die Einsatzleitung um eine stabile Wasserversorgung gekümmert hat und alle Prozesse dort reibungslos laufen, macht sie sich ein Bild von der Lage am Schulgebäude selbst. Dort qualmt es noch immer und eine weitere Person wird vermisst.

In der Zwischenzeit stehen acht Atemschutzgeräteträger zur Verfügung, sie sollen das Gebäude in den oberen Stockwerken nach Personen absuchen und bekommen deshalb klare Befehle vom Abschnittsleiter. Kaum haben sie sich bei der Atemschutzüberwachung angemeldet, verschwinden zwei von ihnen im Gebäude.

Der Funk rauscht, dann eine Meldung. „Erstes und zweites Obergeschoss ergebnislos durchsucht.“ Ein weiter Angriffstrupp übernimmt das letzte Obergeschoss. Nach einer Stunde ist der Einsatz, der eine Übung war, beendet. Alle Einsatzmittel werden zurückgebaut und die Feuerwehren rücken ab.

Gemeindewehrleiter Carsten Kiwitt sieht die Übung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Das Übungsziel wurde in angemessener Zeit erreicht. Die Ortsfeuerwehren haben in ihrer Zusammenarbeit einen sehr guten Leistungsstand bewiesen. Auch die eingesetzten Kräfte konnten durch die Übung ihre Fähigkeiten abrufen und fanden diese Art der Ausbildung deshalb positiv“, erklärt er.

Doch es gab auch Kritik: Von den 154 aktiven Einsatzkräften nahmen an der Gemeindeübung nur 38 teil. Dies entspricht einer Quote von gerade einmal 25 Prozent. Bei den Atemschutzgeräteträgern lag die Quote bei 53 Prozent.

Schwierig schätzt Kiwitt die Einsatzbereitschaft der Ortsfeuerwehr Gerwisch ein, die gerade einmal mit vier von 38 aktiven Einsatzkräften und damit nur mit zehn Prozent ihres Personals teilnahm.

„Das müssen wir gesondert in der Gemeindewehrleitung bewerten. Auch im Hinblick auf die Ausrüstung. Wir können nicht Ausrüstung und Fähigkeiten zentralisieren, wenn die Einsatzkräfte nicht vorhanden sind, diese auch einzusetzen“, meint Kiwitt und fügt an: „Natürlich liefert eine solche Übung nur Augenblickswerte, die Einsatzbereitschaft ist niemals statisch. Es kann sich alles stetig ändern.“ Dennoch solle das Maß eine Dreifachbesetzung aller Positionen sein,. Die Woltersdorfer allerdings waren an diesem Übungstag mit 40 Prozent ihrer Einsatzkräfte vor Ort. Vier der sechs Woltersdorfer Blauröcke waren zudem Atemschutzgeräteträger.