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Förderung Kein Konfettiregen für Niegripper

Der Landkreis unterstützt kulturelle Angebote im Jerichower Land mit Finanzspritzen. Nun könnten einige leer ausgehen.

Von Stephen Zechendorf 19.05.2018, 10:00

Möckern l Karneval, Heimatfest oder Weihnachtsmarkt – Kulturelle Angebote können im Jerichower Land seit 2017 bezuschusst werden. Die sogenannte Kulturförderung soll diese Projekte finanziell unterstützen. Jetzt entscheidet der Bildungs- und Kulturausschuss über neun Anträge aus dem Jerichower Land – dabei müssen einige Veranstalter wohl umplanen.

Gleich mehrere Orte und Vereine hatten aus dem Fördertopf des Landkreises Kulturzuschüsse beantragt. Liest man die Beschlussempfehlungen der Kreisverwaltung, werden wohl nicht alle Anträge im vollen Umfang genehmigt.

So fällt der Kreiszuschuss für die diesjährige 1070-Jahr-Feier von Möckern deutlich geringer aus, als es die Ortschaft sich gewünscht hatte: 5000 Euro hatte das Organisationsteam um Ortsbürgermeister Detlef Friedrich beantragt. Dazu heißt es im Kommentar der Kreisverwaltung: „Eine Förderung in Höhe von 5000 Euro für die vorgelegte Einzelmaßnahme wird als unverhältnismäßig hoch und nicht im Einklang mit den Zielen der Richtlinie bewertet.“

Ziel der Kulturförderung sei es, „ein breites Kulturprogramm im Landkreis Jerichower Land zu ermöglichen.“ Die beantragte Zuwendung solle – so die Empfehlung der Kreisverwaltung – nur anteilig in Höhe von 2000 Euro genehmigt werden.

Möckerns Ortsbürgermeister Detlef Friedrich, der den Beschlussentwurf zuvor nicht kannte, erklärte: „Als Konsequenz daraus müssen wir versuchen, dass unsere Firmen und Gewerbetreibenden den Fehlbetrag mit Spenden ausgleichen oder wir müssen uns weiter einschränken. Trotzdem bedanke ich mich bei unseren Kreistagsmitgliedern für die geplante Unterstützung.“

Ein weiterer Verein aus der Einheitsgemeinde könnte bei der Fördergeldvergabe leer ausgehen: Die Heimatstube Wörmlitz hatte 150 Euro beantragt, um davon Spielmaterial, Bücher und Geräte zum Thema „Leben früher“ zu erwerben.

Man wolle den Schülern der Wörmlitzer Grundschule die Themen „Schule früher“, „Entwicklung der Erntetechnik von der Zeit der Jäger und Sammler bis zur modernen Erntetechnik heute“ näherbringen und ebenfalls die Themen „Wie haben Kinder vor 100 Jahren gespielt?“ und „Welche Handwerker wirkten vor 100 Jahren in Wörmlitz?“.

Diese 150 Euro sollten laut Empfehlung der Landkreisverwaltung nicht gewährt werden. Begründung: Es könnten Materialien des Kreismuseums Jerichower Land leihweise und kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Auf Volksstimme-Nachfrage erklärt die Pressesprecherin des Landkreises, Claudia Hopf-Koßmann: „Der Landkreis begrüßt ausdrücklich die Idee des Heimatvereins und möchte die Arbeit der Ehrenamtlichen gerne unterstützen. So wie der Antrag formuliert ist, kommt allerdings in 2018 nur eine nicht-finanzielle Unterstützung in Betracht.“ Dauerleihgaben aus dem Bestand des Landkreises wären in Abhängigkeit von der Objektart durchaus denkbar.

Das Kreismuseum verfügt über einen umfangreichen Bestand an Ausstellungsstücken, die aufgrund von Dopplungen aktuell nicht ausgestellt und archiviert sind. Einige Objekte stammen sogar von Heimatstuben aus dem Jerichower Land, die sich aufgelöst oder verkleinert haben. „Seltene Objekte oder solche mit hohem Wert kommen hingegen eher als zeitweise Leihgabe in Frage, wenn es die entsprechenden Ausstellungsbedingungen zulassen“, so die Pressesprecherin. Der Landkreis werde diesbezüglich mit dem Verein in Kontakt treten.

Der Gesangsverein Concordia Loburg von 1849 hat dagegen gute Chancen, den Zuschuss des Landkreises über 190 Euro für das bereits erfolgte Benefizkonzert am 13. Mai zum Erhalt der Klosterruine Unser Lieben Frauen in Loburg genehmigt zu bekommen. Auch die bescheidenen 50 Euro für das Weihnachtskonzert am 9. Dezember in der St. Laurentiuskirche in Loburg sollten nach Empfehlung des Landkreises bewilligt werden. Für die Ausstellungseröffnung „Fotografie trifft Malerei“ in der Büdener Mauritiuskirche am 26. Mai schlägt die Kreisverwaltung eine Kürzung der beantragten 900 Euro auf 700 Euro vor.

Eine bittere Schlappe könnte es für die Niegripper Karnevalisten geben, die einen Betrag von 1000 Euro beantragt haben. In der Beschlussvorlage wird von der Förderung abgeraten, da „die Kosten durch die Verlagerung des Veranstaltungsortes aus der Stadthalle Burg nach Niegripp um mehr als diesen Betrag angestiegen sind“. Im vergangenen Jahr verlegten die Niegripper die Faschingssause erstmals von der Stadthalle zurück in den Geburtsort des Karnevals – in ein Festzelt, das sehr viel teurer in der Unterhaltung ist. Das wird ihnen nun zum Verhängnis.

Doch kann der neue Ort wirklich Ausschlusskriterium für den Landkreis sein? „Ein grundsätzliches Ausschlusskriterium ist dies nicht. Der Antrag des Karneval Clubs entspricht nur in geringem Maße der Förderintention“, kommentiert Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Nachfrage. Doch im Unterschied zu einigen anderen Anträgen wird der Preis nicht angepasst, sondern der Antrag komplett abgelehnt. Der Karneval Club Niegripp wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.