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Forderung Türen öffnen für Schulsozialarbeit

Auch im Jerichower Land wird die Verankerung von Schulsozialarbeit im Unterricht unterstützt.

Von Susanne Klose 21.04.2019, 08:00

Burg l „Den Personen, die nicht die Notwendigkeit für Schulsozialarbeit sehen, würde ich raten: Hospitieren Sie doch einmal einen Tag an einer Schule.“ Elke Schmidt findet deutliche Worte, wenn es um die Verankerung von Schulsozialarbeit als festen Bestandteil des Schulsystems geht. „Gutes Bildung ist kein Luxus“, so die Koordinatorin in der Netzwerkstelle Akku weiter. Auch deshalb müsse die Schulsozialarbeit aus dem Projektstatus heraus und fester Teil des Schulsystems werden.

Dafür hatte sich ein breites Bündnis aus Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) des Landes Sachsen-Anhalt, Landeselternrat, Landesschülerrat, der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und Deutscher Kinder- und Jugendstiftung aufgestellt. Die Unterschriftenaktion unter dem Motto „Schulsozialarbeit dauerhaft verankern“, die das Bündnis ins Leben gerufen hatte, ist jetzt bis Anfang Mai verlängert worden. Das ambitionierte Ziel: 100 000 Unterschriften für die Verstetigung der Schulsozialarbeit.

Derzeit werden die 14 Schulsozialarbeiter im Landkreis aus dem EU-Fonds finanziert, über das Programm „Schulerfolg sichern“. Diese Förderung wird am 31. Juli 2020 auslaufen. Hier hatte das Land Sachsen-Anhalt verkündet, die Finanzierung für ein weiteres Jahr zu übernehmen. Die Verhandlungen für den Doppelhaushalt 2020/2021 stehen indes noch aus.

Für Elke Schmidt ist klar: „Die Anforderungen, die Lehrer heute im Unterricht erfüllen müssen, sind ohne Schulsozialarbeiter nicht zu leisten.“ Neben Inklusion sind es auch die sozial auffälligen Schüler, für deren gesonderte Betreuung in den meisten Fällen nicht viel Zeit bleibt.

Diese Sicht teilt auch Ingo Dossmann, Vorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Jerichower Land. „Die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen sind nach wie vor abhängig von ihrem sozialen Hintergrund“, so der Schulleiter der Grundschule Stadtmitte Genthin. Um darauf einzugehen und diese Defizite gezielt in Angriff zu nehmen, seien Schulsozialarbeiter unabdingbar. „Damit haben die Schülerinnen und Schüler eine Vertrauensperson an der Schule, auch die Eltern haben einen festen Ansprechpartner“, betont der Pädagoge.

Diese feste Vertrauensperson haben auch die Kinder an der Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule in Burg – bei einer Schülerzahl im dreistelligen Bereich. Das hatte Simone Henes, Schulleiterin der Pestalozzi-Grundschule, im Jugendausschuss kritisiert. „Wir bräuchten eigentlich zwei“, so die Pädagogin. Nachvollziehbar, findet Elke Schmidt, aber: „Wir müssen erst einmal an jeder Schule im Landkreis einen Schulsozialarbeiter verankern.“ Aktuell kommen auf die 41 Schulen im Jerichower Land nur 14 Schulsozialarbeiter, ein Pädagoge für jede dritte Schule. Sobald diese 100 Prozent-Quote erfüllt sei, könne man über eine Bedarfsanpas- sung nach Schulgröße nachdenken.

Den Appell des Bündnisses unterstützt auch Landrat Steffen Burchhardt (SPD). „Schulsozialarbeit ist zu einer unverzichtbaren Säule im Schulalltag geworden, die nicht nur eine Hilfestellung für Schüler und Eltern ist, sondern insbesondere auch Lehrern den Rücken stärkt“, hatte Burchhardt dazu erklärt.

Was dabei aus Sicht von Elke Schmidt auch nicht vergessen werden darf: Die Netzwerkstellen selbst. Sollte die Schulsozialarbeit nicht weiter finanziert werden, fallen auch die 14 Koordinierungsstellen im Land Sachsen-Anhalt weg. „Wir sind das Bindeglied zwischen allen Akteuren.“ Das möchte Akku bleiben – auch nach 2021.