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Forst Aufregung um Petzolds Wäldchen

Schredder-Arbeiten im Unterholz von Petzolds Wäldchen wurden durch Landrat Steffen Burchhardt gestoppt.

Von Christian Luckau 25.11.2018, 23:01

Möser l Es war ein Aufschrei, der am Sonnabend durch Möser ging. „Petzolds Wäldchen wird gerodet“, hieß es, und tatsächlich -  eine Forstmaschine arbeitete auf dem 23.000 Quadratmeter großen Grundstück. Zu sehen war sie wegen des dichten Bewuchses allerdings nicht. Ihre krachende Arbeit war aber selbst vom Kiesweg aus zu vernehmen. Erst vier Stunden später war auch ihr Tagwerk erkennbar. Bis dahin waren Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt worden. Selbst der Landrat, Steffen Burchhardt (SPD) mischte sich ein schickte seinen Beigeordneten nach Möser. Er ließ die Arbeiten zunächst über Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen (parteilos), eine Stunde später über Thomas Barz (CDU) stoppen. Solange aber lief der Schredder weiter.

Bürger, wie Dagmar Gerike und Mike Mory, die sich der Forstmaschine in den Weg stellen wollten, erzählten von ihren Erlebnissen.

„Der Maschinenfahrer hat aktiv mit dem Gefahrenbereich auf uns zugedreht. Der war wahrscheinlich angewiesen wenig Rücksicht zu nehmen“, berichtet Maik Mory. Auch die Sprecherin der Bürgerinitiative „Petzolds Wäldchen“ (BI), Dagmar Gerike, berichtete Ähnliches. Proteste und gegenseitige Anschuldigungen von beiden Seiten wurden laut. Illegales Abholzen gegen illegales Betreten eines Grundstückes.

Am Ende aber waren Fakten geschaffen, wie es Gemeinderatsmitglied Peter Hammer (SPD) ausdrückte. Dabei hatte es bereits am Vortag Arbeiten auf dem Grundstück gegeben. Ein Bagger hatte eine Schneise um das Grundstück geschlagen.

Die untere Naturschutzbehörde wurde von Bürgern daraufhin informiert, wollte sich vor Ort ein Bild machen und zugleich den von der SPD-Fraktion im Gemeinderat und von der BI gleichermaßen formulierten Antrag auf Unterschutzstellung eines Biotops prüfen. „Es ist abgestimmt mit dem Eigentümer, dass sich am Montag oder Dienstag die untere Naturschutzbehörde das gern anschaut, unter der Maßgabe, ob es sich um einen eingestuften Wald handelt und ob hier ein Biotop vorliegt. Beides konnte am Freitag aus mangelnder Möglichkeit des Betretens, weil keiner vor Ort war, geprüft werden“, erklärte der Beigeordnete Thomas Barz.

Der Eigentümer, Ernst Schmiedel, erklärte auf die Arbeiten auf seinem Grundstück angesprochen jedoch: „Es ist ja nur, weil die Untere Naturschutzbehörde kommt ja. Ich habe mit denen so abgestimmt: Ich mache jetzt den Weg rundum und mache das Kleine, das Gestrüpp alles weg, dann können Sie genau die Katalogisierung des Baumbestandes vornehmen. Sonst hätten wir ja nicht mit der Naturschutzbehörde durchgehen können. Wir mussten aufhören, weil wir nicht durchkamen.“

Dagmar Gerike hingegen war bereits aktiv, als der Bagger tags zuvor auf dem Grundstück eine Schneise schlug. Berichtete später: „Ich bin enttäuscht, dass sich das Ordnungsamt vor den Besitzer stellt. Es wurde ja über die Polizei informiert und hat sich wohl so geäußert, dass es eine Grünfläche ist und der Besitzer da machen kann, was er will. So wurde es mir von den Polizisten mitgeteilt, die gerufen wurden und mich des Grundstückes verwiesen haben.“

Bestätigen wollte Gemeindebürgermeister Bernd Köppen diese Aussage nicht. Er erklärte aber: „Wir als Gemeinde haben keine Handhabe dort irgendetwas zu untersagen. Da ist der Landkreis für zuständig. Die einzige Handhabe hat der Landkreis.“

Barz berichtete, nachdem er sich selbst ein Bild gemacht hatte: „Tatsächlich ist es so, dass umfangreiche Arbeiten im Unterholz seit heute Vormittag laufen. Zur Frage, wie viel Unterholz denn entfernt wurde, antwortete Barz: „Ich weiß nur, dass ein paar Stunden Arbeiten im Wald Früchte tragen. Ergo muss die untere Naturschutzbehörde entscheiden: Bedurfte es einer vorherigen Entscheidung zum Fällen von Bäumen?“ Auch zum Thema Kleintiere im Unterholz, die sich vermehrt zur Herbstzeit dort aufhalten, äußerte sich Barz: „Genau das ist es, was sich die untere Naturschutzbehörde anschaut.“

Nachdem die Forstmaschine auf einen Tieflader den Ort verlassen hatte, machten sich die Anwohner, gemeinsam mit Mitgliedern der Bürgerinitiative und Mitgliedern des Gemeinderates, ein Bild von den Arbeiten – von einem der umliegenden privaten Grundstücke aus.

Peter Hammer war der Erste, der sich danach äußerte: „Der Status Biotop sollte gar nicht erst festgestellt werden können. Der Blick ins Wäldchen macht mich fassungslos. Schlimm, dass das mögliche Biotop zerstört wurde. Es ist eine große Enttäuschung. Das, was uns im Ortschaftsrat versprochen wurde, dass Besichtigungen erfolgen und nichts ohne Absprache passiert, das ist gebrochen. Man hat Tatsachen geschaffen, die Konsequenzen haben werden.“

Auch Michael Krause (SPD) äußerte sich ähnlich: „Ich bin fassungslos. Ein augenscheinliches Biotop wurde mutwillig zerstört und in kurzer Zeit das, was über Jahrzehnte gewachsen ist, vernichtet. Das in einer Lage, wo die Antragstellung auf Unterschutzstellung erfolgt ist und sich viele Bürger klar positionierten haben, dieses Biotop zu erhalten. Ich kann das nicht verstehen.“

Für die BI heißt es nun, neue Ziele zu formulieren. Diese steckte die BI-Sprecherin Dagmar Gerike schon einmal ab. „Wir fordern nun: Auf keinen Fall eine Baugenehmigung zu erteilen. Im Flächennutzungsplan darf das Wäldchen nicht als Bauland ausgewiesen werden.“ Gleichzeitig hofft sie darauf, dass sich die Natur wieder erholt und die Vögel zurückkehren.