1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Geschärfter Blick in den Alltag

Fotoclub Geschärfter Blick in den Alltag

Vor fünf Jahren hat Rainer Lorenz den Fotoclub Burg gegründet - eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten.

Von Thomas Skiba 01.08.2018, 04:00

Burg l Vierzehn Augenpaare teilen Rainer Lorenz‘ Leidenschaft für die Kamera – ein zusätzliches Sinnesorgan für die Fotografen. „Wir waren mal zwanzig, dann nur wieder zu zweit“, erinnert sich Olaf Knapp, Mitglied der ersten Stunde. Angefangen hatte alles an der Burger Volkshochschule, sagt Knapp, erst sei es schleppend angelaufen, ein Kurs wollte einfach nicht zustande kommen. „Dann fanden wir uns, und nach und nach kristallisierte sich aus dem Kurs der Fotoclub heraus.“ Diese Gemeinschaft von Foto-Enthusiasten feiert, als „Fotoclub Burg“, in diesen Monat ihr fünfjähriges Bestehen.

Ob Smartphone, Kompakt oder Spiegelreflex, viele Besitzer einer Digitalkamera meinen, es braucht zum Fotografieren wenig oder gar keine Grundlagen. Einschalten, Motiv suchen, den Auslöser drücken und prompt habe man ein schönes Bild. „Die aktuelle Fototechnik täuscht das vor“, sagt Knapp. Aber mit etwas Wissen, schon zu dem Belichtungsdreieck, könnten auch Gelegenheitsfotografen bessere Fotos machen oder lernen, ihre Ausrüstung richtig zu beherrschen. Fotografie ist weit mehr als nur auf den Monitor oder durch den Sucher zu schauen. Technik geht einher mit Planung, Bewegung, Gefühl und Hingabe. Nur wer mit seinem Bild eins wird, wer sich ausführlich und gern mit dem Motiv beschäftigt, wird diese besonderen Bilder machen die man sich so gern anschaut. Darüber sind sich die Mitglieder des Fotoclubs einig.

Dazu gehören auch Regie-Anweisungen. „Ich habe mal ein Brautpaar fotografiert“, erzählt Rainer Lorenz. Als er den Kuss, der die Ehe besiegelte, einfangen wollte, „küssten sie sich so schnell, dass der Autofokus keine Zeit zum Scharfstellen hatte.“ Also musste er die Würde des Augenblicks unterbrechen und bat um eine langsame Wiederholung.

„Wir haben viele interessante Projekte verwirklicht und planen noch so einige“, sagt Stephan Meisel. Schließlich sei Fotografie ein weites Feld, bei der einem die Ideen nie ausgehen. Er positioniert sich: „Wir machen zwar nicht nur Fotos von Burg und Umgebung, dennoch sehen wir uns als einen Teil dieser Stadt.“ Sich nur auf Burg beschränken zu wollen“, so Meisel, „dazu seien die technischen wie künstlerischen Möglichkeiten der Fotografie zu vielfältig und reizvoll.“ Deswegen zieht es die Clubmitglieder auch schon mal in den Harz.

Alle ein bis zwei Monate reisen die Fotografen zu einer Motivtour in das quasi vor der Haustür gelegene Mittelgebirge. „Hier bieten sich schöne Bilder, egal ob Natur oder Architektur.“ Aktuell laufen die Vorbereitungen zu einer Fototour auf die Roseburg bei Ballenstedt. Im Frühjahr präsentierte sich der Club in einer Ausstellung Motive zur Makrofotografie. „Kleines ganz Groß“, so der bestechende Name.

Jedes Mitglied beschäftige sich mit ganz speziellen Herausforderungen. Claudia Schwab fing mit einer kleinen Kompaktkamera an, „da habe ich schnell gemerkt, das ist nichts.“ Schwab holte sich eine Spiegelreflex-Kamera mit einem sogenannten „Immer drauf“-Objektiv und beschäftigte sich mit Themen wie “Gegenlicht“ oder Sportfotografie. Am liebsten spiele sie mit den Akzenten Schärfe-Unschärfe: dem Freistellen von ganz bestimmten Motiven. „So nach und nach merke ich, wie mich die Makrofotografie gefangen nimmt“, bekennt die Hobbyfotografin. Sie fühle sich im Fotoclub gut eingebunden. Ihr sagte zu, dass jeder auf Augenhöhe abgeholt werde. Egal, wie viel oder wie wenig man vom Fotografieren verstehe, hier lerne man es: „Unter den fachmännischen Blicken der anderen kann ich ausprobieren und gucke mir vieles ab.“

Wie unterschiedlich die Wege und der persönliche Bezug zur Fotografie bei jedem einzelnen sind, alle Mitglieder verbindet der Blick für das Besondere im Alltäglichen, mit offenen Augen durchs Leben gehen und die Liebe zur Konservierung des außergewöhnlichen Moments. „Und das positive, bejahende Miteinander im Club“, sagt Schwab. Da ist auch noch Platz für weitere Mitglieder.

Der Fotoclub Burg trifft sich jeden dritten Sonnabend im Monat in den Räumen des Soziokulturellen Zentrums.