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Gebetstag Slowenischen Frauen eine Stimme geben

Die Sorgen und Nöte, Freuden und Hoffnungen der Frauen in Slowenien standen im Mittelpunkt des diesjährigen Weltgebetstages in Gommern.

Von Manuela Langner 04.03.2019, 06:00

Gommern l „Dober vecer!“ Nach links und rechts an die Stuhlnachbarn gewandt, erklang das slowenische „Guten Abend!“ aus vielen Kehlen zum Gottesdienst anlässlich des Weltgebetstages im Alten Pfarrhaus in Gommern. Slowenische Frauen stellten in diesem Jahr ihr Land vor. Dabei handelt es sich um eines der kleinsten und jüngsten Länder Europas, das reich an Naturschönheiten ist. Ursprünglich hatte sich, der Überlieferung nach, Gott dieses Fleckchen Erde zwischen Alpen und Adria selbst als sein Urlaubsparadies ausgesucht. Weil er die Slowenen bei der Verteilung vergessen und das bescheidene Volk nicht lautstark protestiert hatte, überließ er jedoch ihnen das Land.

Gastfreundschaft wird in Slowenien ganz groß geschrieben. Das spiegelte sich zu Beginn des Gottesdienstes im symbolischen Decken des Tisches wider. Brot, Salz, Potica (einen Nusskranz), immergrünen Rosmarin und Lavendel, eine Bibel, Honig und Blumen brachten die Frauen an den gedeckten Tisch. Aber auch das von allen gesungene Lied „Es ist noch Platz“ oder das Anspiel zum Gleichnis vom Festmahl aus dem Lukas-Evangelium reflektierten die slowenische Gastfreundschaft.

Diese findet sich darüber hinaus auf dem Titelbild des Begleitheftes zum diesjährigen Weltgebetstag. „Komm, alles ist bereit!“ (Come, everything is ready) ist Titel des Bildes von Rezka Arnus und Motto des gesamten Weltgebetstages. Die erblindende Malerin holt ein blindes, ein taubes, ein spastisch gelähmtes Kind und eine Flüchtlingsmutter mit ihrem Kind an den mit Potica, verschiedenen Trauben und Honigkuchen gedeckten Tisch, wie Annemarie Flade erläuterte.

Gommeraner Frauen gaben den Frauen aus Slowenien eine Stimme. Sie trugen die Schilderungen der über 80-jährigen Marija, der 40-jährigen Mutter von zwei Kindern Ema oder der Romni Natascha vor. Das brachte den Zuhörern die Lebenswirklichkeit in dem europäischen Land etwas näher. Die studierte 34-jährige Mojca wünscht sich, dass Familie und Beruf leichter miteinander vereinbar sind. „Trotz gesetzlicher Gleichstellung müssen Frauen immer noch eine doppelte Last tragen.“ Marija berichtete von der Arbeitslosigkeit ihrer Kinder und wie immer mehr junge Leute weggehen, um Arbeit zu finden. Ema hat als Kind und als Ehefrau miterlebt, was Alkoholmissbrauch mit Familien anstellt. Natascha ist sich bewusst, dass nicht alle Roma-Familien in Slowenien und ganz Europa so anerkannt sind wie ihre.

Mit der Kollekte des Weltgebetstages werden verschiedene Projekte gefördert. In Slowenien gehört die Organisation „Kljuc“ (Schlüssel) dazu, die Frauen Wege aus Abhängigkeit und Zwangsprostitution aufweist. Ein anderes zentrales Projekt ist die Menschenrechtsorganisation FNEB in Kolumbien. Im über 50-jährigen Bürgerkrieg ließen alle Konfliktparteien missliebige Personen verschwinden, um den Gegner einzuschüchtern. Die FNEB hilft bei Aufklärung und Ahndung der Verbrechen. Sie unterstützt Frauen, die lähmende Kultur der Ansgt zu durchbrechen und sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde Gastfreundschaft praktisch genossen. Einige Frauen hatten slowenische Rezepte gekocht und gebacken. Im Gegensatz zu anderen Jahren und anderen Ländern gab es bei den Zutaten diesmal keine Schwierigkeiten. Vielleicht wird das 2020 mit Simbabwe als Gastland wieder etwas komplizierter. Die slowenische Küche fand am Abend nicht wenige Liebhaber in Gommern: Ob der typische Nusskranz Potica oder der Hähnchengulasch probiert wurden, das Lob ließ nicht lange auf sich warten: „Schmeckt sehr lecker!“.