1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Sparkasse Jerichower Land zückt den Rotstift

Finanzen Sparkasse Jerichower Land zückt den Rotstift

Die Sparkasse Jerichower Land hat massive finanzielle Verluste und muss Personal abbauen.

Von Susanne Klose 07.11.2018, 00:01

Burg/Genthin l 200 Mitarbeiter, 16 Filialen: Die Sparkasse Jerichower Land ist personell gut aufgestellt. „Eigentlich wäre auf der Fläche des Landkreises ein Schnitt von neun bis zehn Filialen der Referenzwert“, erklärte Markus Volke, nachdem die Belegschaft über die Einschnitte informiert worden war. An ihrer überdurchschnittlich hohen Filial-Präsenz wolle die Sparkasse Jerichower Land auch weiterhin festhalten – das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Dafür werden die Öffnungszeiten der einzelnen Filialen gekürzt. Das bedeutet auch: Personalabbau.

Wie viele Stellen genau auf der Roten Liste stehen? Dazu wollte sich die Sparkasse Jerichower Land nicht weiter äußern. Von Kündigungen wolle man jedoch nicht sprechen, so Vorstandsvorsitzender Norbert Dierkes. Vielmehr will die Sparkasse Jerichower Land denjenigen Mitarbeitern, die in einigen Jahren das Renteneintrittsalter erreichen, ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Job anbieten – zumindest soweit ein „sozialverträglicher Personalabbau“ eben möglich sei, so Volke. Diese frei werdenden Stellen würden dann unter Umständen nicht mehr neu besetzt werden.

Die Sparkasse Jerichower Land zieht damit Konsequenzen aus der anhaltenden Niedrigzinsperiode. „Die Kunden spüren den Niedrigzins, weil es auf der Passivseite keine Zinsen mehr gibt. Wir merken es doppelt“, bilanziert Markus Volke. Für ihre Geldanlagen bekomme die Sparkasse kaum noch Zinsen. Zusätzlich müssten die Banken Negativzinsen auf ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen. „Diese geben wir nicht an unsere Kunden weiter“, so Volke. Grundsätzlich sei der Zinsertrag eine der größten Ertragsquellen der Sparkassen. Und wenn diese einbrechen, müsse man die Kosten anpassen.

Dieser Sparkurs bedeutet für die 16 Filialen im Jerichower Land unter anderem eine Fokussierung auf die Beratertätigkeit der Mitarbeiter, weg vom klassischen Servicemitarbeiter, der Überweisungen tätigt. „Eine typische Filiale hat zwei Servicemitarbeiter und zwei Berater. Vielleicht reicht an diesem Standort nach eingehender Überprüfung aber auch eine Servicekraft, wenn man die Öffnungszeiten ändert“, so Volke.

Diese entstehende Lücke soll ab Januar, wenn die Anpassung der Öffnungszeiten erfolgt, ein Kunden Service Center übernehmen. Dafür plane die Sparkasse Jerichower Land derzeit mit zwei bis vier Mitarbeitern. Diese „Schwerpunktsetzung“, so Markus Volke, sei auch eine Reaktion auf die zunehmende Digitalisierung und den sich damit verändernden Anforderungen an Banken und Sparkassen.

Dass Stellen in den Filialen abgebaut werden und gleichzeitig ein neues Kundencenter entsteht? Kein Widerspruch für die Sparkasse. „Wir wollen auf die Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung reagieren und das Potenzial der Technik nutzen“, so Volke. Eine mögliche Konkurrenz zwischen Filialen und Service Center sieht er nicht. „Wir wollen effizienter werden, aber uns nicht totsparen.“

Gleiches gilt auch für die bestehenden Sponsoringverträge, wie Norbert Dierkes erklärt: „Alle Projekte mit Verträgen oder Zusagen werden auch eine Unterstützung von unserer Seite erhalten.“ Dieses Jahr sei die Sparkasse zusätzlich einer der Hauptsponsoren der Landesgartenschau gewesen, damit sei ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft. Deshalb habe man nicht alle Anfragen berücksichtigen können. Aber: „Alle Vereine, die dieses Jahr kein Sponsoring mehr erhalten haben, können 2019 erneut anfragen“, so der Vorstandsvorsitzende.