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Gelder Verkehrswacht verliert Sicherheit

Die finanziellen Sorgen der Verkehrswacht hängen wie eine dunkle Wolke über dem Tag der Verkehrssicherheit in Burg.

Von Marco Hertzfeld 09.07.2018, 08:00

Burg l "Die finanzielle Lage des Vereins ist und bleibt angespannt, zum Jahresende wird es kritisch." Vielleicht würde Joachim Borghans, Vorsitzender der Verkehrswacht Jerichower Land, gern einfach mal die Bremse lösen und mit einem der Fahrzeuge ein paar Runden drehen. Doch der fast 80-Jährige will möglichst viele Fäden in der Hand behalten, schickt Mitglieder in die Spur, ordnet schnell noch einen Parcours, begrüßt Gäste und muss immer wieder erklären: "Der große Wurf ist uns noch nicht gelungen. Wir brauchen Geld und Unterstützung. Sonst können andere übernehmen."
Stellvertreter Gerhard Ritz kennt die Zahlen der vergangenen Jahre ganz genau, will aber am liebsten nicht mehr großartig ins Detail gehen. Der Haushalt der Organisation liege irgendwo bei 200.000 Euro: eigene Einnahmen, Zuschüsse und Spenden, alles ist dabei. Das Vorstandsmitglied sendet stattdessen Botschaften: "Wir brauchen festes Personal vom Jobcenter oder die 100.000 Euro für eigene Leute." Eine dreijährige Maßnahme der Behörde über das Bundesprogramm "Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt" laufe im Oktober aus. Und: Das Land, der Landkreis sowie die Kommunen sollten sich viel stärker engagieren.
Landrat Steffen Burchhardt (SPD) kündigt noch einmal jene einmalig 7000 Euro an, die der Kulturausschuss Ende Mai der strauchelnden Verkehrswacht zugesagt hatte. "Seien sie sich der Unterstützung des Landkreises gewiss. Für eine dauerhafte Lösung der nächsten Jahre hat es bislang nur positive Signale aus dem Kreistag gegeben." Die Rede ist von mindestens 5000 Euro, die dem Verein überwiesen werden und bei den laufenden Betriebskosten helfen könnten. Eine freiwillige Leistung, wie alle wissen.
In Sachsen-Anhalt arbeitet ein gutes Dutzend Verkehrswachten. Das Land reicht pro Jahr etwa eine halbe Million Euro aus, allerdings an alle Vereine. "Wir wissen, das ist zu wenig", gibt Klaus Kummer, im Fachministerium für Verkehrssicherheit zuständig, freimütig zu. Speziell für die Verkehrserziehung der Jugend sollen bald fast eine Million Euro vergeben werden, auch wieder an alle. "Ich vernehme mit großer Freude von der Verbundenheit des Landkreises. Es ist wichtig, dass da kontinuierlich etwas passiert und es nicht nur eine einmalige Spritze gibt."
Borghans hört genau hin. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass wirklich alle begriffen, was für ein Schatz der Standort kurz vor den Toren Burgs sei. Im Januar soll der Vorstand neu gewählt werden. "Ich bin seit über 25 Jahren und fast ununterbrochen der Vorsitzende, nun sind andere dran", sagt der Rentner der Volksstimme. Ende 2017 streckte er 6000 Euro privat vor und bewahrte den Verein vor der Pleite. Das Geld habe er inzwischen wieder. Der 79-Jährige hat einen großen Wunsch: Den Vorsitz ruhigen Gewissen abgeben, weil der Verein endlich finanziell gesichert ist. "Mal sehen, ob das gelingen wird. Vielleicht nimmt es auch kein gutes Ende."
Sein Vize Ritz vertreibt die trüben Gedanken und betont, wie wichtig einzelne Gemeinden im Landkreis bei der Finanzierung sein könnten. Für Verkehrserziehung an Schulen und in anderen Einrichtungen gebe es bislang nur einen Vertrag mit der Stadt Burg.
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