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Gemeinschaftsakt Der König von Preußen zeigt sich zufrieden

Der Preußenkönig Friedrich wäre stolz auf seine Körbelitzer gewesen, diese haben ihm zu Ehren einen alten Saal saniert.

Von Christian Luckau 30.05.2018, 11:00

Körbelitz l Es war ein Gemeinschaftsakt, der Personen eines ganz besonderen Schlages brauchte. Anders wäre der Saal in Körbelitz auch nicht wieder zum Leben zu erwecken gewesen.

Zum einen war da der Besitzer, Jochen Müller, der bereit war, dem Ort wieder einen Mittelpunkt zu geben, sondern selbst auch in die Sanierung und den Anbau des Saals investierte. Er schloss mit dem Heimatverein einen Nutzungsvertrag und setzte so den Grundstein für alles Weitere.

Dann waren da Ingeborg und Peter Schwenk, die sich leidenschaftlich um jedes Detail der Sanierung und die vorherige Einwerbung von Fördermitteln kümmerten.

„Sie sind es, denen wir herzlichst danke sagen möchten. Tag und Nacht haben sie persönlich die Sanierung begleitet, ohne sie wäre das Vorhaben nicht gelungen“, erzählte die Vorsitzende des Körbelitzer Heimatvereins Rona Bläß.

Auch die Gemeinde Möser, die Leader-Gruppe, allen voran Heike Winkelmann, und der Landkreis halfen, damit der Saal in Körbelitz wieder eröffnet werden konnte.

Die wichtigsten Akteure aber waren die Körbelitzer selbst, die über ihre Firmen und das private Sparschwein die 20 Prozent an Eigenmitteln der großen Fördersumme aufbrachten und nicht förderfähige Teile der Sanierung finanziell stemmten. Der Heimatverein übernahm die Koordination und wird sie auch weiterhin behalten.

Zwei Bauabschnitte wurden realisiert, zwei Fördermittelrunden waren zu überstehen und ein Kredit musste aufgenommen werden, um die 176 Quadratmeter Saal wieder flott zu machen. Begonnen hatte alles 2014 mit den ersten Informationen zu Fördermitteln. 2016 dann wurde angepackt. „Damals mussten wir erst einmal Baufreiheit schaffen“, erinnert sich Ingeborg Schwenk bei der Fotopräsentation während der Eröffnungsfeier.

Um das Schmuckstück von Staub und Dreck zu befreien, wurden am Ende 106.000 Euro investiert. Dafür bekam der Saal einen neuen Eingangsbereich, einen neuen Sanitärtrakt und eine neue Heizungsanlage. Die Decke wurde komplett saniert, bereits angefaulte Balken wurden entfernt. Nicht viel besser sah es am Fußboden aus. Auch hier hatten Regen und Feuchtigkeit bereits ganze Arbeit geleistet.

Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Davon überzeugten sich auch rund 100 Körbelitzer und Gäste bei der Eröffnungsfeier. Zu dieser war auch jener gekommen, dem der Saal gewidmet wurde.

König Friedrich II, König von Preußen, und seine Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Königin von Preußen, waren über die alte Heerstraße nach Körbelitz gekommen, um dem Festakt beizuwohnen.

Erleben durften sie hier vor allem Musik und Tanz, ganz wie es einem Königspaar gebührt. Von den jüngsten Körbelitzern aus der Kita bis zu den erfahrensten vom Seniorenchor. Es wurde gesungen und getanzt. Auch höfische Klänge fehlten nicht. Diese brachte Kimberley Ernst mit, die auf Quer- und Blockflöte spielte. Damit wurde der Saal wieder ein Mittelpunkt der Kultur, denn das war er einst über viele Jahre hinweg. Daran erinnerte Rona Bläß.

„Im Saal redeten die Menschen miteinander. Er war über Jahrzehnte Treffpunkt der Körbelitzer. Hier haben wir den Zickenball gefeiert, Theatervorstellungen erlebt, Tanzbälle ausgetragen, Lesungen und Ausstellungen veranstaltet und sogar Hochzeiten gefeiert“, schaute Bläß zurück, ohne dabei zu vergessen, dass 1997 auch der Heimatverein selbst im Saal gegründet wurde.

Der Heimatverein und der Saal haben also eine gemeinsame Geschichte und nun auch wieder eine gemeinsame Zukunft.

Das gefiel auch dem Gemeindebürgermeister Bernd Köppen, der in seinen Grußworten von einer Heimstadt für die Gemeinschaft und die Geselligkeit sprach. „Die Sanierung des Saals ist ein Zeichen, was Ehrenamt leisten kann“, erklärte er. Als Anerkennung brachte er ein Flachgeschenk mit 200 Euro mit.

Diesen Worten schloss sich auch der Ortsbürgermeister Eckhard Brandt an. „Am Anfang habe ich nicht daran geglaubt, dass der Saal einmal wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Es war viel Energie notwendig, um das zu schaffen.“

Brandt selbst war zuvor noch im Staatsarchiv in Berlin, hatte neueste Informationen zu den Besuchen des Alten Fritz in Körbelitz mitgebracht und berichtete darüber. Dann kam er zum Ende und damit zur Übergabe eines weiteren Geldgeschenks im Wert von 300 Euro.

Dem konnte sich der Vorsitzende des Fördervereins der Kita „Regenbogen“, Lars Vogelsang, nur anschließen. Auch er hatte in seinem kleinen Verein für den Saal geworben und entsprechend gesammelt. 165 Euro gaben die Mitglieder. Damit zeigte sich das, was Landrat Steffen Burchhardt als etwas Besonderes bezeichnete.

Bei allen glücklichen Momenten mit dem neuen Mittelpunkt im Dorf haben die Körbelitzer noch ein weiteres Ziel. Sie wollen die alte Heerstraße zwischen Pietzpuhl und Körbelitz saniert und benutzbar sehen. Für die Körbelitzer ist es ein Stück der Ortsgeschichte, denn über diese Straße kam in jedem Mai der Alte Fritz, um in der Körbelitzer Heide die Revue seiner Truppen abzunehmen.