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Gnadenhochzeit Vor 70 Jahren geheiratet

Das seltene Fest der Gnadenhochzeit feierten Irene und Paul Rummel aus Wahlitz.

Von Manuela Langner 30.12.2017, 00:01

Wahlitz l  Nun gratulierten Landrat Steffen Burchhardt, Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein und Wahlitz‘ Ortsbürgermeister Reinhard Dame dem Paar zum 70. Hochzeitstag. Vom Pfarrer waren Irene und Paul Rummel im heimischen Wohnzimmer getraut worden. Für die standesamtliche Eheschließung mussten sie nach Menz fahren.

Seine Tante hatte dafür ihren provisorischen Lieferwagen zur Verfügung gestellt. Während die hochschwangere Braut auf dem Beifahrerplatz sitzen konnte, musste der Bräutigam mit dem Kasten hinten Vorlieb nehmen, wo gerade noch Holz transportiert worden war. Die Kinder, die an der Straße den Strick spannen wollten, merkten gar nicht, dass das Paar zweimal an ihnen vorüber fuhr. „Wir haben Lebensmittelmarken gespart, damit zur Feier etwas auf den Tisch kam“, erzählte Irene Rummel. Ihr Onkel habe zudem ein paar Karnickel besorgt. Als Brautstrauß mussten damals ein paar Alpenveilchen genügen.

Eine Eheschließung am 25. Dezember? „Das wäre heute äußerst schwierig“, sagte Jens Hünerbein. Aber er schloss nicht aus, dass er ein Paar am 1. Weihnachtstag trauen würde, wären die Gründe dafür überzeugend genug.

Ihre Eheringe hatte Irene Rummel in Gommern gekauft und dafür Münzen eingetauscht. Eine Zeitlang wohnte die Familie auch in der Ehlestadt. Bei Junkers in Magdeburg hatte Paul Rummel Dreher gelernt. Nach dem Krieg wurde er Polizist. „Ich habe Glück gehabt, dass ich wieder nach Hause gekommen bin“, sagte der Wahlitzer. Viele andere junge Männer hätten dieses Glück nicht gehabt. Die Arbeit als Polizist sei nicht das richtige für ihn gewesen, erzählte er. Ihn zog es zurück an die Werkbank. Ab 1953 arbeitete er im Werk (ZRAW) in Gommern.

Irene Rummel fing mit Heimatarbeit an, als alle Kinder zur Schule gingen. Das Geld sparte sie für eine Nähmaschine, mit der sie viele Kleidungsstücke für ihre drei Töchter und zwei Söhne anfertigte. Später arbeitete sie als Schreibkraft. „Und mit 35 habe ich mich nochmal auf die Schulbank gesetzt.“ Sie war stolz auf das Gehalt, das sie zu DDR-Zeiten verdiente.

In Wahlitz konnte Familie Rummel die Neubauernstelle seines Großvaters übernehmen. „Mein Mann hat alles alleine gemacht“, sprach Irene Rummel Umbau und Unterhaltung ihres Hauses in Wahlitz an. „Für einen Sack Zement musste man damals eine Zigarre mitnehmen“, erinnerte er sich.

Dass es in einer Ehe auch mal schwierige Zeiten gebe, daraus machte am liebevoll gedeckten Tisch keiner einen Hehl. Aber man müsse sich bewusst sein, was es bedeute, wenn man sein Ja-Wort gegeben habe, betonte Paul Rummel. Der 91-Jährige möchte nur zu gerne mit seiner 88-jährigen Frau noch die Kronjuwelenhochzeit in fünf Jahren erleben.

Erst einmal wird jedoch im Januar mit allen fünf Kindern, den zwölf Enkelkindern, Urenkeln usw. der 70. Hochzeitstag groß gefeiert. Das Jubiläum auf Anfang des neuen Jahres zu verschieben, hat Familie Rummel mit Bedacht gewählt. Schließlich kann dann parallel gleich der 70. Geburtstag der ältesten Tochter gefeiert werden.